„Rangrücktrittsdarlehen wirken sich positiv auf das Rating aus“

Die 1975 gegründete ray facility management group ist auf ganzheitliches Gebäudemanagement spezialisiert und bietet ein breites Spektrum für Immobiliennutzer, -bewirtschafter oder -eigentümer an: von der Gebäudereinigung über Industriewartung und Maschinenreinigung bis hin zum technischen Gebäudemanagement. Wie zahlreiche Mittelständler setzt die inhabergeführte Firma aus dem niedersächsischen Holdorf auf die Finanzierung aus eigener Kraft, ferner auf Factoring und Bankkredite. Um den Kapitalbedarf einer Firmenübernahme zu stemmen, entschied sich Geschäftsführer Nils Bogdol für Rangrücktrittsdarlehen, die er von zwei anderen Unternehmern erhielt. Im Interview spricht er über die Vorteile dieser Form von Mezzanine-Kapital, seine generelle Finanzierungsstrategie und die Geschäftsentwicklung.

Unternehmeredition: Herr Bogdol, 2003 haben Sie die Möller & Michaelis GmbH, eine Gebäudereinigungsfirma aus Castrop-Rauxel, gekauft, einen Wettbewerber mit regionaler Ergänzung in NRW. Wie ist die Idee entstanden, den Kapitalbedarf von 1,5 Mio. EUR für die Übernahme mit Rangrücktrittsdarlehen zu finanzieren? Wie kam der Kontakt zu den Geldgebern, einem Unternehmer und einem Family Office, zustande?

Bogdol: Wir haben 2003 mit unserer Hausbank den mit der Übernahme verbundenen Finanzierungsbedarf besprochen, und diese hat den Hinweis gegeben, dass es möglich wäre, auch Mezzanine-Kapital mit einzubeziehen. Über unseren Wirtschaftsprüfer und über die Hausbank sind dann Kontakte zu Family Offices und den Rangrücktrittsdarlehensgebern bzw. Investoren entstanden, die in die Gesellschaft mit eingestiegen sind.

Unternehmeredition: Was sind die Vorteile dieses Instrumentes im Vergleich zu Bankkrediten? Welche Besonderheiten gibt es und für wen ist es geeignet?

Nils Bogdol
Nils Bogdol, Geschäftsführer der ray facility management group. Bild: ray facility management group

Bogdol: Rangrücktrittsdarlehen wirken sich im Mix zwischen Bankkredit und privatem Kapital positiv auf das Rating aus. Aus wirtschaftlicher Betrachtung sind Mezzanine-Kapitalgeber in jedem Fall teurer als die Banken, in der Gesamtausstattung ist es trotzdem sinnvoll. Da Nachrangdarlehen fast den Status von Gesellschafterkapital haben, beeinflussen sie das Rating positiv und lassen damit die Darlehnszinsen bei der Bank günstiger werden. Hier sollte von Beginn an auf ein ausgewogenes Verhältnis geachtet werden. Auch Mezzanine-Kapitalgeber betrachten die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens sehr genau und fordern genauso wie Banken eine regelmäßige Berichterstattung.

Nils Bogdol, Geschäftsführer der ray facility management group. Bild: ray facility management group


Unternehmeredition: Welche Finanzierungsstrategie verfolgen Sie sonst?

Bogdol: Im Kern unserer Finanzstrategie steht eine ausgewogene Bankenfinanzierung, die sich an den jeweiligen Baselkriterien und Bankenerwartungen orientiert. Hier gibt es Unterschiede zwischen Sparkassen, Volksbanken oder dem privaten/Großbankensektor bei den Finanzierungsanlässen und -kriterien. Dies gilt es bei der Bankenauswahl zu berücksichtigen und eine breite Aufstellung zu suchen. Darüber hinaus haben wir das Factoring sehr zu schätzen gelernt, da es durchaus wirtschaftlicher ist als Kontokorrentlinien bei Vollauslastung. In den zwei Krisenjahren hat der durch das Factoring „versicherte“ Umsatz auch zu einer wesentlichen Verbesserung im Rating geführt.

Unternehmeredition: Kämen für Sie grundsätzlich – ein größerer Kapitalbedarf vorausgesetzt – Instrumente wie Mittelstandsanleihen oder ein Gang an die Börse in Frage?

Bogdol: Das starke und gleichmäßige Wachstum der vergangenen Jahre haben wir aus eigener Kraft gestemmt. Dementsprechend haben wir in den letzten zehn Jahren jeweils 100% unserer Gewinne für die Refinanzierung und das weitere Wachstum genutzt. Der Reiz, an die Börse zu gehen oder Mittelstandsanleihen zu nutzen, ist aufgrund der Presseberichte relativ groß. Nachdem ich mich sehr intensiv damit auseinander gesetzt habe, konnte ich feststellen, dass Börsengänge im Dienstleistungsbereich erst bei deutlich größeren Unternehmen interessant werden, die dann auch schon im Milliardenumsatzbereich unterwegs sind. Mittelstandsanleihen sind interessant, wenn man größere Investitionen sucht. Ab einem Kapitalbedarf von 10 bis 12 Mio. EUR sind die Aufwendungen wirtschaftlich sinnvoll. Dieses Instrument habe ich bisher noch nicht genutzt, da wir keinen Kapitalbedarf in dieser Größenordnung hatten. Da Anleihen ein sehr viel detaillierteres Berichtswesen erfordern, muss man sein Unternehmen rechtzeitig darauf einstellen. Für einen nächsten größeren Entwicklungsschritt könnten Mittelstandsanleihen durchaus ein sehr interessantes Instrument für uns sein, um das Risiko, nur von Banken abhängig zu sein, besser in den Griff zu kriegen.

Unternehmeredition: Wie hat sich Ihr Geschäft 2012 entwickelt, wie schätzen Sie das Jahr 2013 ein?

Bogdol: Über die letzten zehn Jahre hinweg ist es uns gelungen, ein konstantes Wachstum, pro Jahr zwischen 5 und 10%, zu erreichen. Für uns verlief das Jahr 2012 sehr erfolgreich, wir erzielten den höchsten Deckungsbeitrag und mit 41 Mio. EUR den höchsten Umsatz der Firmengeschichte. Insofern entwickeln wir uns weiterhin sehr positiv. Die Herausforderungen auf Kundenseite werden zunehmend größer und der Konsolidierungsdruck in unserer Branche bleibt auch weiterhin hoch. Insofern sehe ich uns in einem straffen Marktumfeld weiterhin auf dem richtigen Weg. Wir konnten auch 2012 erneut große Kunden wie Porsche, Otto Bock und LSG Sky Chefs davon überzeugen, mit uns zusammenzuarbeiten, und das Geschäft mit bestehenden Kunden weiter ausbauen. 2013 wird sich aus unserer Sicht ähnlich entwickeln wie 2012: ein dosiertes wirtschaftliches Wachstum. Die europäische Situation wird sich nicht so schnell entspannen. Die Haushaltssperre wird mit Sicherheit auch Wellen in Europa schlagen, und insofern gehe ich von einem gesamtwirtschaftlich etwas verhalteneren Wachstum aus. Außerdem planen wir dieses Jahr weitere Unternehmenskäufe.

Unternehmeredition: Wie wird sich Ihrer Meinung nach Basel III auf die Mittelstandsfinanzierung auswirken?

Bogdol:
Basel III wird sich restriktiv auf die Bankenfinanzierung auswirken. Die Belastung der Banken durch Eigenkapitalrücklagen, Prozessbeschreibungen und Informationspflichten behindern die Zusammenarbeit dermaßen, dass die einfache und schlichte Kreditvergabe sehr aufwendig geworden ist. Hier gibt es lediglich bei Standardkleinkrediten noch eine Möglichkeit, schnell zu handeln. Bei größeren Finanzierungen gilt es sehr langfristig vorzugehen. Hier sollte man gemeinsam mit seinen Hausbanken einen Weg suchen. Mezzanine-Kapital, Mittelstandsanleihen und Factoring müssen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen und auf die spezielle Situation des Unternehmens zugeschnitten sein. Da jedes Unternehmen anders ist, gibt es hier auch keinen allgemeingültigen Leitfaden. Es gilt Erfahrungen der Vergangenheit gemeinsam mit Entwicklungspotenzialen des Unternehmens zu bewerten und daraus einen konkreten Finanzierungsleitfaden aufzubauen. Basel III hilft aber auch, die Kreditangebote transparenter und vergleichbarer zu machen.

Unternehmeredition: Herr Bogdol, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Markus Hofelich.
markus.hofelich@unternehmeredition.de

Kurzprofil: ray facility management group
Gründungsjahr: 1975
Branche: Facility Management
Unternehmenssitz: Holdorf (Niedersachsen)
Mitarbeiterzahl: 3.500
Umsatz (2012): 41 Mio. EUR
Internet: www.ray.de

Autorenprofil

Markus Hofelich ist Gastautor.

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