Die Quantron AG, ein bayerisches Start-up, das sich auf batterie- und wasserstoffelektrische Nutzfahrzeuge spezialisiert hat, hat Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Augsburg hat Constantin Graf Salm-Hoogstraeten von der Kanzlei BBL Brockdorf zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Dieser wird nun die wirtschaftliche Lage des Unternehmens analysieren und die Chancen einer Fortführung des Geschäftsbetriebs prüfen. Quantron beschäftigt rund 90 Mitarbeiter und gilt als Hoffnungsträger für klimafreundliche Mobilität. Vor zwei Jahren nannte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger das Unternehmen in den USA als ein Beispiel für die Stärke der deutschen Wasserstoff-Industrie.
Milliardenauftrag aus den USA stockt
Quantron geriet durch einen ins Stocken geratenen Großauftrag aus den USA in Schwierigkeiten. Das Unternehmen hatte 2022 einen Milliardenauftrag für die Lieferung von 500 wasserstoffbetriebenen Lkw erhalten, doch dieser wurde kürzlich auf Eis gelegt. Interne Quellen berichten von seit Monaten ausstehenden Lohnzahlungen und einer angespannten Arbeitsatmosphäre. Diese Situation wurde auch auf Plattformen wie Kununu öffentlich, wo Mitarbeiter von einer „gespenstischen Stimmung“ und Kommunikationsproblemen innerhalb des Unternehmens berichten.
Rückschläge trotz Förderungen
Eine weitere Belastung für Quantron ist der krankheitsbedingte Ausfall des Unternehmensgründers und CEO Andreas Haller, der nach einem Herzinfarkt in Rehabilitation ist. Seine Rolle hat Denis Muratov, der Managing Partner von Fund4SE, als Interim-CEO übernommen. Unterstützt wird er von den Finanz- und Technikvorständen, die alle Möglichkeiten zur Fortführung des Unternehmens prüfen. Seit der Gründung im Jahr 2019 hat sich Quantron als Spezialist für nachhaltige Mobilität positioniert, insbesondere im Bereich der Wasserstoff-Lkw. Trotz der hohen Erwartungen und des politischen Rückhalts konnte Quantron die angestrebte Serienfertigung nicht erreichen. Bisher unterliegen alle produzierten Fahrzeuge Einzelabnahmen, was die Kosten stark erhöht. Hinzu kommt, dass die geplante Finanzierungsrunde mit einem Zielvolumen von bis zu 200 Mio. EUR gescheitert ist, wodurch der finanzielle Druck weiter wuchs.
Insolvenz als letzte Hoffnung?
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind für Quantron nicht neu. Bereits seit 2022 verzeichnet das Unternehmen ein erhebliches Defizit von 17,4 Millionen Euro bei einem Umsatz von 13,6 Millionen Euro. Die Bonitätseinstufung wurde laut Medienberichten im Juni 2024 entsprechend angepasst, doch trotz diverser Warnhinweise erfolgte die Insolvenzanmeldung erst jetzt. Quantron selbst erklärte in einer Pressemitteilung, dass man an einer geordneten Fortführung des Geschäftsbetriebs arbeite und auch während der Insolvenz Kunden und Partner bestmöglich betreuen wolle. Salm-Hoogstraeten kündigte an, das Zahlenwerk genau zu prüfen und Möglichkeiten zur Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die Beschäftigten zu organisieren. Das Bayerische Wirtschaftsministerium äußerte sich verhalten und betonte, dass die Herausforderungen des Unternehmens von außen schwer einzuschätzen seien.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.