Privatvermögen und Family Office: Während der unternehmerischen Phase

Die Unternehmerfamilie ist es gewohnt, in unternehmerischen Prinzipien zu denken. In vielen Fällen bestimmt der eigene Betrieb die gesamte Lebensgestaltung der Familie. Daher ist nachvollziehbar, dass viele Vorgänge des täglichen Lebens, insbesondere aber die Verwaltung des Privatvermögens der Unternehmerfamilie, nach unternehmerischen Maßstäben bewertet, geplant und umgesetzt werden.

Letztlich muss die Familie in solchen Situationen das Eigenkapital ihres Unternehmens stärken und darauf verzichten, über die Beträge hinaus, die sie „zum Leben“ benötigt, dem Unternehmen weitere Gelder zu entziehen und dessen Entwicklung hierdurch womöglich zu gefährden oder sich in finanzielle Abhängigkeit Dritter wie beispielsweise Banken zu begeben.

Der eigene Betrieb als „vertrautes Asset“

Aber selbst wenn es dem Betrieb gut geht, sind viele Familien nicht gewillt, mehr Geld als nötig zu entnehmen und in den privaten Finanzkreislauf zu transferieren. Zunächst einmal kennt der Unternehmer seinen Betrieb als „Asset“ in- und auswendig und kann dessen Investitionschancen und -risiken hinreichend einschätzen. Er kennt seine Kunden, seine Zulieferer, die für den Betrieb relevanten Märkte und volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Er hat eine professionelle Infrastruktur für Management, Controlling, Verwaltung, Einkauf, Produktion und Vertrieb.

Misstrauen gegenüber der Vermögensanlage

Demgegenüber sind ihm die ökonomischen und marktspezifischen Parameter der privaten Vermögensanlage nicht vertraut und nicht selten suspekt. Substanzvernichtende Finanzkrisen, wiederkehrende Blasenbildungen in Immobilienmärkten und provisionsgierige Finanzdienstleister leisten ihren Beitrag dazu, dass der Unternehmer ein starkes Misstrauen gegenüber jeglicher Form privater Vermögensanlage entwickelt. Zudem ist er der festen Überzeugung, dass kein Vermögensinvestment auch nur annähernd die Rendite erwirtschaften kann, die das eigene Unternehmen für ihn vorhält.

  • Eventuelle Exit-Entscheidungen können allein aufgrund unternehmens- und marktspezifischer Kriterien getroffen und nicht dem Altersversorgungsinteresse der in den unternehmerischen Ruhestand wechselnden Unternehmergeneration untergeordnet werden.
  • Privatvermögen kann im Gegensatz zu Unternehmensanteilen recht unproblematisch auch kleinteilig an die nachfolgende Generation übertragen werden. So bietet sich die Möglichkeit eines schrittweisen und auf Wunsch auch sehr langsamen Vermögensübergangs bzw. der Heranführung der Nachkommen an die Vermögens- und Unternehmenssteuerung an.
  • Bei mehreren Nachkommen kann unproblematisch eine Kompensation zwischen denjenigen Kindern oder Erben geschaffen werden, die in die Unternehmensnachfolge eintreten, und denjenigen, die beruflich einen anderen Weg gehen.
  • Sollten mehrere Erben die Unternehmensnachfolge antreten, bestehen häufig unterschiedliche Risikoneigungen und divergierende Kreativitätsgrade. Sollte der eher konservative, die elterliche Linie fortführende Erbe die Unternehmensentwicklung weitgehend beherrschen, so könnte sich der kreativere, dem Risiko aufgeschlossenere Erbe in seinem Tatendrang eingeengt fühlen. Sollte er aber neben der Beteiligung am Familienunternehmen auch ein diversifiziertes Privatvermögen geerbt haben, kann er dort zur Kompensation eigene Projekte und unternehmerische Ideen verfolgen, was durchaus zur Entspannung im Verhältnis der Geschwister zueinander beitragen wird.

Fazit

Aus Sicht der Unternehmerfamilie sprechen viele Gründe für den Aufbau eines angemessenen Privatvermögens bereits in der Phase des aktiven unternehmerischen Wirkens. Um den Vorgang des Vermögensaufbaus und -managements nach unternehmerischen Prinzipien zu professionalisieren, kann es von großem Nutzen sein, den gesamten Steuerungsprozess in die Hände eines Family Office zu geben.


Zur Person 

Christoph_WeberChristoph Weber ist geschäftsführender Gesellschafter des WSH Family Office in Düsseldorf, das er 1999 mit zwei Unternehmern als klassisches Multi Family Office für die Gründerfamilien sowie eine begrenzte Anzahl weiterer Unternehmerfamilien gründete. Seit vielen Jahren hat er sich im Dialog mit der Wissenschaft der Aufklärungsarbeit über das Institut des Unternehmer-Family-Office verschrieben. www.w-s-h.com

Autorenprofil

Christoph Weber ist geschäftsführender Gesellschafter des WSH Family Office in Düsseldorf, das er 1999 mit zwei Unternehmern als klassisches Multi Family Office für die Gründerfamilien sowie eine begrenzte Anzahl weiterer Unternehmerfamilien gründete. Seit vielen Jahren hat er sich im Dialog mit der Wissenschaft der Aufklärungsarbeit über das Institut des Unternehmer-Family-Office verschrieben. www.w-s-h.com

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