Private Equity-Geschäftsklima erreicht neuen Tiefpunkt

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Das Geschäftsklima auf dem deutschen Private Equity-Markt hat sich zum Jahresende 2024 weiter eingetrübt. Laut dem aktuellen German Private Equity Barometer sank der Indikator im vierten Quartal um 5,5 Zähler auf minus 44,6 Punkte. Ein noch schlechteres Klima war laut den Studienautoren zuletzt während des Corona-Schocks im ersten Quartal 2020 zu verzeichnen. Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen für die kommenden Monate haben sich weiter verschlechtert. Die Lagebewertung und die Geschäftserwartungen sanken ebenfalls ab.

Leitzinssenkungen ohne positiven Effekt

Trotz der Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank im Oktober und Dezember 2024 sei ein spürbarer positiver Effekt auf die Stimmung im Private Equity-Sektor ausgeblieben. Zwar verbesserten sich die Einschätzungen zum Zinsniveau und den Finanzierungsbedingungen leicht, die allgemeinen Geschäftserwartungen verschlechterten sich jedoch weiter. Das Zinsklima weiter, während die Verfügbarkeit und Konditionen von Akquisitionsfinanzierungen auf einem weiterhin niedrigen Niveau verharrten. Einzelne Teilbereiche wie das Fundraising-Klima verbesserten sich zwar leicht, blieben jedoch weiterhin tief im negativen Bereich. Gleichzeitig stieg die Unzufriedenheit mit den Einstiegsbewertungen. Die Stimmung in der Branche bleibt angespannt.

Wenig Neuinvestitionen

Nach einer leichten Erholung in den vorherigen Quartalen ging das Neuinvestitionsklima wieder zurück. Da Lage- und Erwartungsurteile auf einem ähnlichen Niveau verharren, deute dies laut der Studie auf eine stagnierende Investitionstätigkeit in den kommenden sechs Monaten hin. Ein Grund für die anhaltende Zurückhaltung sind weiterhin schwierige Rahmenbedingungen bei Dealflow und Exits. Viele mittelständische Unternehmen kämpften mit wirtschaftlichen Unsicherheiten, wodurch sich attraktive Investitionsziele und potenzielle Käufer für Exits rar machen. Die schwache Konjunktur setze besonders dem Mittelstand zu, was sich negativ auf den gesamten Private Equity-Markt auswirkt.

Keine schnelle Erholung

Laut Dr. Georg Metzger, Ökonom bei KfW Research, ist die negative Entwicklung vor allem auf die wirtschaftlichen Unsicherheiten in Deutschland zurückzuführen. „Die Stimmung war nur nach dem Corona-Schock Anfang 2020 schlechter. Die Konjunktursorgen bei den mittelständischen Unternehmen belasten die Geschäftstätigkeit auf dem Private Equity-Markt offenbar so sehr, dass auch die neuerlichen Leitzinssenkungen den weiteren Stimmungsabschwung nicht aufhalten konnten.“

Ulrike HinrichsUlrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbands Beteiligungskapital (BVK), sieht das wirtschaftliche Umfeld als Hauptproblem. „Das gesamtwirtschaftliche Umfeld und Unsicherheiten im Hinblick auf die zukünftige Zinsentwicklung scheinen die entscheidenden Belastungsfaktoren zu sein. Attraktive Investitionsmöglichkeiten sind rar. Fundraising läuft schleppend, und auf der Exit-Seite fehlen Käufer.“ Die Aussichten für den Private Equity-Markt blieben somit weiterhin angespannt. Ohne eine Verbesserung der konjunkturellen Rahmenbedingungen sei eine schnelle Erholung des Sektors nicht zu erwarten.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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