Nachfolge erfolgreich lösen mit Krisenmanagement

Strategische Planung und Krisenbewältigung als Schlüsselfaktoren für Unternehmenskontinuität

Um die Unternehmenskontinuität zu bewahren und die Nachfolge zu sichern, sind Methoden aus dem Krisenmanagement essenziell.
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Eine Unternehmensnachfolge stellt Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen – sowohl intern als auch extern. Um Risiken zu minimieren und den Fortbestand zu sichern, sind Methoden des Krisenmanagements essenziell. Entscheidend sind eine klare Kommunikation, ein effektives Liquiditätsmanagement und ein strukturiertes Wissensmanagement. Diese Strategien gewährleisten eine reibungslose Übergabe und bewahren die Kontinuität des Unternehmens im Wandel. 

Ob geplant oder ungeplant: Die Unternehmensnachfolge – intern oder über einen externen Verkauf – entspricht im Kern den Charakteristiken einer Krise. Bausteine des Krisenmanagements dienen daher der erfolgreichen Überwindung beziehungsweise deren Abwendung.

Was meint Unternehmenskontinuität?

Stellen Sie sich einen Geschäftsführerwechsel bei Ihrem wichtigsten Lieferanten vor. Parallel steigt die Verschuldung und die Belegschaft wirkt verunsichert. Sie fragen sich daher, ob die Lieferfähigkeit langfristig noch gesichert ist. Unsicherheiten wie diese, intern, aber auch bei Ihnen als externem Stakeholder, können durch eine einfache Unternehmensnachfolge bei diesem Lieferanten ausgelöst werden, wenn der Übergang nicht klar und strategisch gemanagt wird. Gleiches gilt beim Inhaberwechsel von wichtigen Kunden und Gleiches gilt bei Inhaberwechseln sämtlicher Geschäftspartner, mit denen Sie zusammenarbeiten.

Um solche Verunsicherungen, extern wie intern, mit den damit verbundenen Risiken für die Geschäfts- und Umsatzentwicklung zu vermeiden, müssen die Führungskräfte im Unternehmen – insbesondere CEO, CFO und HR – in einer Unternehmensnachfolge eng zusammenarbeiten, um die Stabilität zu gewährleisten. Eine erfolgreiche Nachfolge hängt entscheidend davon ab, das Unternehmen sicher durch den Wandel zu steuern und dabei seine Kontinuität zu bewahren.

Unternehmenskontinuität verstehen wir hierbei als frühzeitige strategische und kontinuierliche Weiterentwicklung eines Unternehmens, um es zukunftssicher und attraktiv für Nachfolger zu machen. Dabei geht es um die Anpassung an externe Faktoren, Optimierung von Prozessen und eine langfristige Ausrichtung − mit dem Ziel, das Lebenswerk des Inhabers nachhaltig zu sichern.

Methoden aus dem Krisenmanagement als Voraussetzung für Kontinuität

In volatilen Phasen tragen insbesondere die kontinuierliche Überwachung der Liquidität, eine gezielte und transparente Kommunikation sowie ein effizientes Wissensmanagement, das Verantwortung auf mehrere Schlüsselpositionen verteilt, wesentlich zur Stabilität und Kontinuität eines Unternehmens bei. Alle drei Faktoren erleichtern nicht nur die Krisensteuerung erheblich, sondern fördern zudem eine sanfte Unternehmensübergabe.

Liquiditätsmanagement als Frühwarnindikator

Das Liquiditätsmanagement baut auf Zahlen auf, die zumeist bereits im Unternehmen vorhanden sind und die fortlaufend weiter aufbereitet und analysiert werden. Hierbei geht es im Speziellen um die Überwachung und Steuerung der Zahlungsströme. Die Ein- und Ausgaben mit den jeweiligen Zahlungszeitpunkten im Blick zu behalten, dient vor allem als Frühwarnindikator für Probleme, die im Unternehmen bestehen und das Unternehmen nachhaltig schädigen können, zum Beispiel ausfallende Kunden und Lieferanten in relevanter Größenordnung oder auch steigende Materialkosten, die die Liquidität auf der Ausgabenseite belasten. Ein frühzeitiges Erkennen ermöglicht eine zeitnahe Gegensteuerung. Neben der kurzfristigen Gegensteuerung ermöglicht das Liquiditätsmanagement auch eine stetige Optimierung des Working Capitals und den Aufbau ausreichender Liquiditätsreserven, wodurch nicht nur Bonitätsratings verbessert, sondern auch Kapitalkosten deutlich reduziert werden können. Aufgebaute Liquiditätsreserven ermöglichen es wiederum, notwendige Investitionen zeitnah zu tätigen und somit eine kontinuierliche Leistungsfähigkeit sicherzustellen sowie in Innovationen zu investieren, um das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu fördern.

Ein effektives Liquiditätsmanagement bildet die Grundlage für eine stabile Kontinuität, während es gleichzeitig die nötige Flexibilität für mittel- und langfristige strategische Entscheidungen ermöglicht. Gerade in volatilen Zeiten schützt eine solide Finanzbasis vor Risiken und schafft Vertrauen bei Investoren und Partnern, die wiederum die Attraktivität des Unternehmens für potenzielle Nachfolger erhöht und es ermöglicht, einen fairen Preis zu erzielen.

Gesteuerte Kommunikation ist erfolgsentscheidend

Der Ausspruch „Man kann nicht nicht kommunizieren“ gilt für natürliche Personen ebenso wie für das Ökosystem Unternehmen. Die kommunikative Steuerung eines Unternehmens ist hierbei noch deutlich schwieriger, da dieses Ökosystem aus einer Vielzahl von Teilchen besteht, die einen Einfluss auf die Außenwirkung des Unternehmens haben. Eine Kommunikation muss daher sowohl nach innen als auch nach außen erfolgen, um ein einheitliches Bild des Unternehmens zu erzielen.

Eine ungesteuerte Kommunikation schafft Unsicherheit. Im Unternehmensinneren sind es hauptsächlich die Mitarbeiter, bei denen eine Unsicherheit entsteht, die sich in Form von Demotivation, Gerüchten oder auch Kündigungen äußern kann. Nach außen kann die Verunsicherung bei Lieferanten, Kunden und potenziellen Neukunden die Geschäfte erschweren und zukünftige Mitarbeiter von einer Bewerbung abhalten.

Nicht nur in Krisenzeiten, sondern auch bei Unternehmensnachfolgen ist daher eine gesteuerte Kommunikation erfolgsentscheidend. Eine klare Kommunikation nach innen und außen schafft Vertrauen und ermöglicht Unternehmenskontinuität auch im Wandel eines Inhaberwechsels.

Wissensmanagement und Sicherung von Schlüsselpositionen

Das Überprüfen und Anpassen von internen Abläufen zur Steigerung von Effizienz und Produktivität ist in vielen Unternehmen ein wesentlicher Bestandteil – dieses Wissen jedoch in Dokumentationen entsprechend festzuhalten nicht immer. Dabei ist insbesondere der letzte Teil für eine Unternehmensübergabe ein wesentlicher Punkt. Wissen zu Produkten, Abläufen sollte im Unternehmen verbleiben und auch angewendet werden. Neben der systematischen Erfassung und Dokumentation von unternehmensspezifischem Wissen ist es daher auch vonnöten, auf eine gezielte und regelmäßige Weitergabe dieses Wissens an potenzielle Nachfolger und neue Mitarbeiter durch interne Schulung und eine intensive Einarbeitung zu achten.

Ein zweiter entscheidender Punkt in Sachen Wissensmanagement ist der Aufbau eines Managementteams. Die Besetzung und Definition wichtiger Führungsposition und die Übertragung von Verantwortung an die entsprechenden Personen reduziert die Inhaberabhängigkeit und fördert eine reibungslose Fortführung des Betriebs auch über die Unternehmensnachfolge hinaus. Zudem verhindert aktives Wissensmanagement und Verantwortungsverlagerung, dass Krisen entstehen, wenn Schlüsselpositionen das Unternehmen verlassen oder auch der Inhaber aus diversen Gründen vorübergehend ausfällt.

FAZIT

Unternehmenskontinuität erfordert, strategisch und kontinuierlich am Unternehmen zu arbeiten, um es zukunftssicher und stabil auszurichten. Nur so kann eine erfolgreiche Nachfolge gelingen, die das Unternehmen über den Lebenszyklus des aktuellen Inhabers hinaus weiterführt. Maßnahmen und bewährte Methoden aus der Sanierung von Unternehmen bieten hier eine gute Unterstützung.

Autorenprofil
Dr. Saskia Störch

Dr. Saskia Störch ist seit 2022 bei der Purakon Unternehmensberatung GmbH als Beraterin und Managerin tätig. Sie promovierte 2017 zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften und verantwortete die Bereiche IKS, Risikomanagement, Interne Revision und Datenschutz konzernweit für einen österreichischen Mittelständler, bevor sie in die Unternehmensberatung wechselte.

Autorenprofil
Alexander Reichel

Alexander Reichel ist Geschäftsführer der Oakstreet GmbH. Mit seinem Münchner Team begleitet der Diplom-Wirtschaftsjurist (FH) und Wirtschaftsmediator (IHK) Unternehmensverkäufe und Nachfolgelösungen von mittelständischen Unternehmen.