Modekette Sinn meldet zum vierten Mal Insolvenz an

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Das Modehaus Sinn aus Hagen hat erneut Insolvenz angemeldet. Dies ist bereits das vierte Mal, dass das traditionsreiche Unternehmen in seiner langen Geschichte zahlungsunfähig geworden ist. Sinn, das in Nordrhein-Westfalen stark vertreten ist, betreibt derzeit 41 Läden, von denen über die Hälfte in diesem Bundesland liegen. Etwa 1.500 Mitarbeiter sind bei der Sinn GmbH beschäftigt, die Mode im mittleren bis gehobenen Preissegment anbietet. Michael Mönig, ein renommierter Wirtschaftsanwalt von der Sozietät Mönig Wirtschaftskanzlei aus Münster, wurde als vorläufiger Sachverwalter eingesetzt. Er erklärte, dass gleich mehrere Faktoren zur aktuellen Insolvenz geführt hätten. Vor allem technische Mängel und Wasserschäden in mehreren Filialen hätten den Geschäftsbetrieb schwer beeinträchtigt. Diese Probleme führten dazu, dass einzelne Etagen oder sogar ganze Häuser zeitweise geschlossen werden mussten, was zu erheblichen Umsatzrückgängen führte.

Zusätzlich zur schwierigen technischen Lage machten die Unternehmensleitung und der Insolvenzverwalter die insgesamt schlechte Wirtschaftslage in Deutschland für die Pleite verantwortlich. Patrick Feller, der seit 2023 die Geschäftsführung innehat, hob auch die Belastung durch ein neu eingeführtes, teures Warenwirtschaftssystem hervor, das die ohnehin angespannte finanzielle Situation des Unternehmens weiter verschlechterte. Die gestiegenen Kosten für Mieten, Energie und Logistik waren weitere Faktoren, die Sinn in die Krise führten.

Unterstützung durch Experten

Neben Mönig wurde auch Jan Ockelmann, Partner der Kanzlei SGP Schneider Geiwitz Nord , als Restrukturierungsbevollmächtigter hinzugezogen, um die Geschäftsführung bei der Rettung des Unternehmens zu unterstützen. Sein Ziel ist es, möglichst viele Standorte und Arbeitsplätze zu erhalten. Ockelmann erklärte, dass es nun auf die Verhandlungen mit den beteiligten Parteien ankomme, um eine erfolgreiche Umstrukturierung zu gewährleisten. Erste Signale seien zwar positiv, doch die Herausforderung bleibe enorm. Das Verfahren wird in Eigenverwaltung durchgeführt, was bedeutet, dass die Geschäftsführung weiterhin im Amt bleibt und das Unternehmen unter der Aufsicht des Insolvenzverwalters selbst restrukturieren kann. Diese Vorgehensweise soll den Sanierungschancen von Sinn eine größere Erfolgsaussicht geben, doch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben eine erhebliche Hürde.

Bewegte Unternehmensgeschichte

Die Insolvenz von Sinn ist nicht die erste in der langen Geschichte des Unternehmens. Ursprünglich wurde die “Kurzwarenhandlung Gebrüder Sinn” 1850 in Köln gegründet. Über die Jahre entwickelte sich das Unternehmen weiter und fusionierte 1997 mit der Firma Leffers, wodurch die Marke SinnLeffers entstand. Seit 2001 gehörte SinnLeffers vier Jahre lang zum Karstadt-Konzern, der ebenfalls mehrfach insolvent ging. Später wurde das Unternehmen von der süddeutschen Modehauskette Wöhrl übernommen. Die erste Insolvenz von SinnLeffers fand 2008 statt, gefolgt von einer zweiten 2016, bei der das Unternehmen in Eigenverwaltung umstrukturiert wurde und in Sinn umbenannt wurde. Die dritte Insolvenz erfolgte 2020 während der COVID-19-Pandemie, die den gesamten stationären Einzelhandel stark beeinträchtigte. Nach dieser Insolvenz konnte sich das Unternehmen zunächst stabilisieren und übernahm die Textilkette Mensing mit sieben Standorten in Nordrhein-Westfalen.

Zukünftige Perspektiven

Die Zukunft von Sinn ist nach dem Insolvenzantrag erneut ungewiss. Der Erfolg der nun geplanten Umstrukturierung hängt von vielen Faktoren ab, insbesondere von der Bereitschaft potenzieller Investoren, das Unternehmen zu unterstützen. Die Mitarbeiter von Sinn sind besorgt, da sie die Unsicherheit und die Auswirkungen einer möglichen Schließung weiterer Filialen direkt zu spüren bekommen. Der Betriebsrat hat angekündigt, sich intensiv für den Erhalt der Arbeitsplätze einzusetzen, obwohl dies angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage eine enorme Herausforderung darstellt.

 

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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