Mittelstand kann sich allgemeinem Abwärtssog nicht entziehen

Foto: © Miha Creative_AdobeStock
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Die Wirtschaftslage im Mittelstand ist aktuell so schlecht wie seit dem Höhepunkt der Corona-Krise nicht mehr. Die von Creditreform befragten Unternehmen spüren massiv die Auswirkungen von Rezession und Inflation. Der Abwärtssog habe mittlerweile die gesamte Breite der Wirtschaft erfasst. Der Creditreform Geschäftsklimaindex (CGK) rutschte erstmals seit 2020 – also der Zeit der Corona-Pandemie – wieder in den Minusbereich, der eine Schrumpfung der Wirtschaftsleistung erwarten lässt „Seit fast einem Jahr wächst die deutsche Wirtschaft nicht mehr. Massive Kostensteigerungen, hohe Zinsen und eine schwache Nachfrage belasten auch die kleinen und mittleren Unternehmen immer mehr. Damit steigt der Druck auf die Unternehmensstabilität“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Eine konjunkturelle Erholung werde es in diesem Jahr kaum mehr geben. Auch sei es nach Ansicht von Hantzsch der Wirtschaftspolitik bisher nicht gelungen, für Entlastung zu sorgen bzw. neue Konjunkturimpulse zu setzen.

Geschäftslage im Mittelstand negativ

Die Auftrags- und Umsatzlage wird laut der Creditreform von den befragten Unternehmen aktuell nochmals schlechter beurteilt als im Vorjahr. So meldeten nur noch 25,2% der Befragten ein Umsatzplus. Umsatzeinbußen verzeichneten hingegen 26,8% Prozent der Unternehmen. Zudem seien die Auftragseingänge im Mittelstand eingebrochen. Das lasse eine schnelle Trendumkehr unwahrscheinlich werden, da sich die Orderbücher zunehmend leeren. Fast jeder dritte Befragte meldete einen Auftragsrückgang. Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage sei auch die Beschäftigung im Mittelstand kaum gewachsen. Vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Finanzierungs- kosten und der eingetrübten Wirtschaftslage sei auch die Investitionsbereitschaft im Mittelstand eingebrochen. Der Anteil der Unternehmen, die ein Investitionsvorhaben planen sei auf den niedrigsten Wert seit fast 20 Jahren gefallen. „Bei den Investitionsplanungen ist die Rezession deutlich zu spüren. Außerdem haben sich die Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen signifikant verschlechtert. Entsprechend wenig werden derzeit Bankkredite nachgefragt und hinzu kommen Einschnitte bei den Eigenmitteln“, erläutert Hantzsch.

Mittelstand driftet beim Eigenkapital auseinander

Corona und die Energiekrise haben nach der Untersuchung der Creditreform zu einer Polarisierung der Unternehmen hinsichtlich ihrer Eigenkapitalquoten geführt. Der Anteil der eigenkapitalschwachen Firmen hat sich erhöht. Gleichzeitig verfügen aber auch mehr Unternehmen über eine hohe Eigenkapitalquote von über 30%. Dieser Anteil liege  mittlerweile bei 36,7% und stelle einen Rekordwert dar. Diese Entwicklung zeige, dass die Kostenbelastungen der letzten Zeit je nach Kapitalausstattung der Unternehmen unterschiedlich starke Auswirkungen hätten. Die Zinswende sowie die schwächere Konjunktur hätten den Unternehmen Investitionen und sonstige kreditfinanzierte Ausgaben verhagelt. Der Anteil der Unternehmen, die einen Kredit anstreben habe sich gegenüber dem Frühjahr 2021stark verringert. Falls die Zinsen weiter steigen oder auf hohem Niveau verbleiben sollten, dürfte die Kreditnachfrage im Mittelstand noch weiter zurückgehen. Die Mehrzahl der befragten Unternehmen berichteten zudem von einer Verschärfung der Finanzierungsbedingungen – vorrangig bei den Zinsen. Nahezu alle Befragten meldeten hier einen Anstieg.

Ein Fünkchen Hoffnung

Die Geschäftserwartungen im Mittelstand sind nach der aktuellen Studie der Creditreform sehr verhalten, aber nicht mehr so ausgeprägt pessimistisch wie im Vorjahr. Somit dürfte sich die Konjunkturlage im weiteren Jahresverlauf wohl nicht weiter verschlechtern. Zum Jahreswechsel 2024 könnte der Wachstumsmotor im Mittelstand möglicherweise wieder anspringen. Ein Lichtblick sei dabei die abflauende Inflation. Gleichwohl sei der Anteil der Optimisten, die steigende Umsätze erwarten immer noch gering „Die Konjunkturrisiken sind nach wie vor groß, ein spürbarer Aufschwung ist vorerst nicht in Sicht. Auch wenn die deutsche Wirtschaft wie prognostiziert im kommenden Jahr nicht mehr schrumpfen sollte, sind die Einschnitte der Krise doch erheblich und werden in den kommenden Monaten noch Folgen haben. Wir gehen deshalb auch von steigenden Insolvenzzahlen aus“, erläutert Hantzsch.

Verbraucherstimmung steigt leicht an

Die Stimmung der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland verbessert sich im Oktober etwas. Das geht aus dem aktuellen Konsumbarometer des Handelsverbandes Deutschland (HDE) hervor. Demnach legt der Index im Vergleich zum Vormonat zu und erreicht das Niveau, auf dem er sich zuletzt Anfang 2022 und damit vor Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine bewegt hatte. Allerdings sei davon auszugehen, dass die grundsätzlich schwache Entwicklung für den Rest des Jahres anhalten werde. Daher könne der private Konsum voraussichtlich erst im nächsten Jahr wieder für Wachstumsimpulse sorgen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher verlagerten ihre Ausgaben mehr und mehr vom Sparen zum Konsum. Daher sei im vierten Quartal dieses Jahres zumindest nicht mit einem Einbruch des privaten Konsums zu rechnen. Auf die weitere konjunkturelle Entwicklung in Deutschland würden die Verbraucherinnen und Verbraucher pessimistisch blicken. Im Vergleich zum Vormonat trübten sich demnach ihre Konjunkturerwartungen geringfügig ein.

 

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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