Mittelstand erneut pessimistischer

Foto: © Miha Creative_AdobeStock
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Die wirtschaftliche Stimmung in Deutschland zeigt sich im Frühjahr 2025 uneinheitlich. Das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer sieht keine Stimmungsaufhellung im Mittelstand.  Während große Unternehmen optimistischer in die Zukunft blicken, verschlechtert sich die Lage im Mittelstand erneut. Nach einer kurzen Erholung zu Jahresbeginn trübt sich das Geschäftsklima dort wieder ein. Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen für die kommenden Monate werden skeptischer bewertet. Ein wesentlicher Grund für die Zurückhaltung seien schwache Auftragseingänge. Viele Unternehmen sehen sich mit steigenden Kosten konfrontiert, können diese aber nicht vollständig an ihre Kunden weitergeben. Gleichzeitig bleibt die Investitionsbereitschaft gedämpft, da Unsicherheiten in der internationalen Handelspolitik bestehen.

Industrie und Großhandel mit positiven Signalen

Trotz der insgesamt schwachen Entwicklung gibt es einzelne Sektoren, die eine vorsichtige Erholung signalisieren. Besonders in der Industrie und im Großhandel zeigt sich laut der Untersuchung eine leichte Verbesserung der Geschäftserwartungen. Vor allem exportorientierte Unternehmen berichten von besseren Perspektiven, was auf eine gestiegene Nachfrage aus dem Ausland zurückgeführt wird. Die Unsicherheit über die zukünftige Handelspolitik der USA bleibt jedoch ein Risikofaktor. Mögliche neue Zölle oder protektionistische Maßnahmen könnten die positive Entwicklung schnell wieder umkehren. Unternehmen versuchen daher, ihre Exporte frühzeitig abzusichern, was kurzfristig zu einer höheren Nachfrage führt.

Dienstleistungsbranche verliert an Schwung

Deutlich pessimistischer fällt die Einschätzung in der Dienstleistungsbranche aus. Hier hat sich die Stimmung im Vergleich zum Vormonat spürbar verschlechtert. Sowohl große als auch mittelständische Dienstleister berichten laut dem Mittelstandsbarometer von rückläufigen Aufträgen und einer wachsenden Zurückhaltung bei Kunden. Besonders betroffen sind Dienstleister, die stark vom privaten Konsum abhängen. Die realen Einkommen der Verbraucher wachsen langsamer, während die Sparneigung hoch bleibt. Das drückt auf die Nachfrage nach nicht-essentiellen Dienstleistungen. Auch im Einzelhandel bleibt die Lage angespannt. Die Kaufzurückhaltung der Verbraucher setzt sich fort, und viele Unternehmen melden stabile bis leicht rückläufige Umsätze.

Großunternehmen optimistischer

Ein gegensätzliches Bild zeigt sich bei den Großunternehmen. Hier verbessert sich das Geschäftsklima insgesamt, vor allem in der Bauwirtschaft und im Einzelhandel. Besonders große Einzelhändler berichten von einer besseren Stimmung, was möglicherweise auf saisonale Effekte und eine angepasste Preisstrategie zurückzuführen ist.

Im Bauhauptgewerbe sorgen anstehende Infrastrukturinvestitionen für eine optimistischere Einschätzung. Die Nachfrage nach Bauleistungen bleibt stabil, obwohl steigende Materialkosten eine Herausforderung darstellen. Dennoch profitieren große Bauunternehmen von einer besseren Planungssicherheit und langfristigen Projekten, während kleinere Betriebe stärker unter Finanzierungsschwierigkeiten leiden.

Wachstumsperspektiven bleiben begrenzt

Insgesamt bleibt die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland durchwachsen. Die Hoffnung auf eine nachhaltige Erholung wird immer wieder durch Unsicherheiten gedämpft. Die exportabhängige Industrie zeigt zwar eine leichte Verbesserung, aber die Abhängigkeit von globalen Handelsströmen bleibt ein Risiko. Ein entscheidender Faktor für die weitere wirtschaftliche Entwicklung ist die US-Handelspolitik. Sollte es zu neuen Zollerhöhungen kommen, könnte dies die positive Entwicklung in der Industrie schnell wieder abbremsen. Auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen bleibt eingeschränkt. Trotz erster Zinssenkungen sind die Unternehmen weiterhin vorsichtig und warten ab, wie sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen entwickeln. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sei  der private Konsum. Die anhaltend hohe Sparquote der Haushalte bremst das Wachstum im Einzelhandel und in der Dienstleistungsbranche. Ohne eine spürbare Belebung des Konsums wird es schwierig, eine echte wirtschaftliche Trendwende einzuleiten.

Keine schnelle Erholung in Sicht

Die deutsche Wirtschaft befindet sich laut den Studienautoren weiterhin in einer Phase der Unsicherheit. Während einige Sektoren erste positive Signale senden, bleibe die Gesamtlage angespannt. Besonders im Mittelstand zeigee sich erneut eine Verschlechterung der Stimmung. Die Großunternehmen blicken dagegen etwas optimistischer in die Zukunft, profitieren aber von ihrer stärkeren Marktposition und besseren Finanzierungsmöglichkeiten.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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