Mittelstand bleibt 2024 in Stagnation

Foto: © Miha Creative_AdobeStock
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Der deutsche Mittelstand steht auch im Herbst 2024 vor großen Herausforderungen. Bereits das zweite Jahr in Folge zeigen sich anhaltende wirtschaftliche Schwierigkeiten, die vor allem durch geringe Investitionstätigkeit und eine schwache Konsumneigung geprägt sind. Dies führt zu einer weiterhin angespannten Geschäftslage für die mittelständischen Unternehmen. Der heute veröffentlichte Creditreform Geschäftsklimaindex (CGK) sank im Vergleich zum Vorjahr weiter auf minus 4,8 Punkte (Vorjahr: minus 1,2 Punkte). Dieser Index basiert laut Creditreform auf einer Umfrage unter 1.200 Unternehmen und spiegelt die anhaltend negative Stimmung wider.

Rückblick auf vergangene Krisen

Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, verweist auf Parallelen zu früheren Wirtschaftskrisen: „Es ist 20 Jahre her, dass das Geschäftsklima im Mittelstand zuletzt zwei Jahre in Folge negativ war. Damals befand sich Deutschland in einer tiefen Wirtschaftskrise, die zu umfangreichen Reformen führte, darunter die Hartz-Gesetze für den Arbeitsmarkt. Aktuell zeigt sich eine ähnliche Lage, die Wirtschaft steckt in einer hartnäckigen Stagnation.“ Diese Vergleiche verdeutliche, wie ernst die aktuelle Situation ist und dass möglicherweise erneut tiefgreifende Reformen notwendig sein könnten.

Keine Wachstumsimpulse in Sicht

Patrik-Ludwig-Hantzsch

Die Aussichten für die kommenden Monate bleiben laut Creditreform düster. Die Geschäftserwartungen im Mittelstand sind weiter gesunken, der Erwartungsindex liegt bei lediglich 0,3 Punkten. Dies deute darauf hin, dass keine kurzfristige wirtschaftliche Erholung zu erwarten ist. „Die Unternehmer erkennen keine positiven Impulse, die die wirtschaftliche Lage absehbar verbessern könnten. Die anhaltende Stagnation könnte sich im schlimmsten Fall zu einer Rezession ausweiten“, warnt Hantzsch. Besonders die Auswirkungen der sogenannten „Stapel-Krise“, eine Krise mehrerer gleichzeitig auftretender wirtschaftlicher Probleme, sei noch lange nicht überwunden. Ein weiteres Zeichen für die anhaltende Unsicherheit sei die geringe Investitionsbereitschaft. Trotz eines leichten Anstiegs bleibe diese Quote deutlich unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Viele Unternehmen zögern mit Investitionen, da unsichere Wirtschaftsaussichten und fehlende Liquidität die Planung erschweren.

Rückgang bei Umsätzen und Aufträgen

Die Geschäftsentwicklung im Mittelstand war im Sommer 2024 ebenfalls enttäuschend. 32,5% der Unternehmen meldeten Auftragseinbußen, während nur 18,1% steigende Aufträge verzeichneten. Diese Entwicklung führte in vielen Betrieben zu Umsatzrückgängen: Nur 23,4% der Befragten konnten in den letzten Monaten ein Umsatzplus erzielen, während fast 30% Umsatzverluste hinnehmen mussten. Besonders im Verarbeitenden Gewerbe und im Handel verschlechterte sich die Lage. Lediglich der Dienstleistungssektor konnte eine positive Umsatzentwicklung verzeichnen.

Wachsende Kritik an der Bundesregierung

Neben den internen wirtschaftlichen Schwierigkeiten wächst die Unzufriedenheit des Mittelstandes mit der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Laut der Umfrage bewerteten 78,5% der Unternehmen die Politik negativ. Die drängendsten Themen sind der Abbau von Bürokratie und der Fachkräftemangel. Diese beiden Probleme haben im Vergleich zum Vorjahr an Bedeutung gewonnen. Auch die Energiekosten seien ein zunehmend wichtiges Thema.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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