31Eine aktuelle Analyse der Creditreform Wirtschaftsforschung zeigt, dass im deutschen Mittelstand rund 145.500 Unternehmen als übergabereif gelten. Diese Betriebe zeichnen sich durch ihre wirtschaftliche Aktivität, Größe und das Alter ihrer Inhaber aus. Besonders die Altersstruktur stellt die Unternehmen vor Herausforderungen: In 39% der untersuchten Betriebe ist mindestens ein Inhaber über 60 Jahre alt. In den nächsten Jahren wird daher in vielen Fällen eine Betriebsübergabe erforderlich.
Späte Planung als häufiges Problem
„Mittelständische Unternehmen sind oft stark von ihren Inhabern geprägt, was die Übergabe zu einem komplexen Prozess macht“, erklärt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Häufig wird die Übergabe jedoch zu spät geplant. Eine langfristige Vorbereitung ist jedoch essenziell, um den Fortbestand des Betriebs zu sichern. Die Analyse zeigt, dass der Nachfolgeprozess in Unternehmen mit mehreren Gesellschaftern meist weiter fortgeschritten ist. Hier steigt mit der Gesellschafterzahl auch die Wahrscheinlichkeit, dass jüngere Führungskräfte bereits aktiv sind.
Nachfolge oft im Unternehmen integriert
Unternehmen mit drei oder mehr Gesellschaftern weisen in vielen Fällen bereits Personen unter 40 Jahren in geschäftsführender Position auf. Dies deutet auf eine aktive Nachfolgeplanung hin. Zugleich sind in diesen Betrieben weiterhin ältere Gesellschafter tätig, was auf ein Modell der Zusammenarbeit zwischen erfahrenen Altinhabern und jungen Nachfolgern hinweist. Dieses Konzept hat sich im Mittelstand bewährt und ermöglicht eine schrittweise Übergabe der Verantwortung.
In Betrieben mit nur einem Gesellschafter, die die Mehrheit im Mittelstand ausmachen, ist die Nachfolge jedoch ein deutlich dringlicheres Thema. In den meisten dieser Betriebe ist der Inhaber älter als 60 Jahre. Nur ein kleiner Teil dieser Unternehmer ist jünger als 40 Jahre, was auf erhebliche Herausforderungen bei der Nachfolgeregelung hinweist.
Branchen mit höchstem Nachfolgebedarf
Der Bedarf an Nachfolgeregelungen variiert stark zwischen den Branchen. Besonders betroffen ist das Dienstleistungsgewerbe, in dem eine große Zahl an Unternehmen übergabereif ist. Es folgen der Handel, das Bauwesen und das verarbeitende Gewerbe. In all diesen Wirtschaftsbereichen sind viele Inhaber bereits im Rentenalter, was den Handlungsdruck erhöht.
Der Fokus auf das Dienstleistungsgewerbe zeigt, dass nicht nur klassische Produktionsbranchen betroffen sind, sondern auch Dienstleistungsunternehmen zunehmend vor einer Übergabe stehen. Besonders in diesen Betrieben, die oft stark von der Persönlichkeit des Inhabers geprägt sind, erweist sich die Nachfolgersuche als komplex.
Nachfolge oft nicht gesichert
Ein zentrales Problem bleibt die Suche nach geeigneten Nachfolgern. Laut Hantzsch gelingt es vielen Inhabern nicht, eine Nachfolge in der Familie oder im engeren Unternehmensumfeld zu finden. „Im schlimmsten Fall werden Betriebe stillgelegt und verschwinden vom Markt. Besonders junge Menschen scheuen die Verantwortung für ein Unternehmen und dessen Mitarbeitende“, erklärt Hantzsch. Dies betrifft vor allem kleinere Betriebe, bei denen die Eigentümerstruktur keine internen Lösungen ermöglicht.
Die Analyse der Creditreform Wirtschaftsforschung beruht nach eigenen Angaben auf Daten von rund 373.400 etablierten mittelständischen Unternehmen. Untersucht wurden Betriebe mit mindestens fünf und höchstens 500 Mitarbeitenden, die älter als zehn Jahre sind und in denen natürliche Personen mindestens 50% der Gesellschafteranteile halten. Die wirtschaftliche Zuordnung erfolgte gemäß der amtlichen WZ-Klassifikation.