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Mit Versicherung ins Ausland

Die richtige Versicherung ist beim Gang ins Ausland unerlässlich. Denn mit der Expansion sind nicht nur wirtschaftliche Chancen, sondern auch erhebliche Haftungsrisiken verbunden. Um existenzbedrohende Risiken zu vermeiden, ist die Gestaltung der Versicherungsverträge sehr wichtig. 

Für Unternehmen mit Tochtergesellschaften im Ausland werden in der Versicherungspraxis meist „internationale Programme“ installiert. Ein „internationales Programm“ ist ein Deckungskonzept, durch das für die gesamte Unternehmensgruppe einheitlicher Versicherungsschutz zur Verfügung gestellt wird. Dieses besteht aus lokalen Versicherungsverträgen in den Ländern und einem „Master-Vertrag“ in Deutschland. Die Verträge sind hinsichtlich der Bedingungen und Deckungssummen miteinander verknüpft und aufeinander abgestimmt.

Insbesondere im Haftpflichtbereich sind die gesetzlichen Bestimmungen von Land zu Land sehr unterschiedlich. Aus diesen Gründen werden in den einzelnen Ländern lokale Versicherungsverträge eingerichtet, die den rechtlichen und marktüblichen Erfordernissen entsprechen. Damit können auch Schadenfälle vor Ort bearbeitet werden.

Versicherung nur im Land

Der „Master-Vertrag“ in Deutschland bietet grundsätzlich weltweit Deckung im Anschluss an die lokalen Verträge, sofern dem kein Verbot entgegensteht. Des Weiteren stehen durch den „Master-Vertrag“ ein entsprechend weiter Deckungsumfang und angemessen hohe Deckungssummen zur Verfügung. Für die gesamte Unternehmensgruppe wird dadurch der Versicherungsschutz harmonisiert und auf das gleiche Niveau angehoben. Darüber hinaus spielen auf internationaler Ebene auch Themen aus dem Bereich Compliance eine überragende Rolle. Die Frage der Allokation der Versicherungssteuer in internationalen Versicherungsverträgen ist ein andauerndes Thema.

In manchen Ländern bestimmen die Landesvorschriften, dass die Versicherungsverträge im Land abgeschlossen werden müssen und somit Versicherungsschutz für das Landesrisiko nicht im Rahmen eines deutschen Versicherungsvertrages zur Verfügung gestellt werden darf (sogenannte Verbotsländer). Gerade bei Brasilien und China, die durch die Globalisierung in den letzten Jahren extrem an Bedeutung gewonnen haben, handelt es sich um klassische Verbotsländer. Unternehmer sind deshalb gut beraten, wenn sie sich über die versicherungsrechtlichen Gegebenheiten und Regularien dieser Länder informieren, bevor der Schritt ins Land erfolgt.

Mit der Expansion deutscher Unternehmen im Ausland sind nicht nur wirtschaftliche Chancen, sondern auch erhebliche Haftungsrisiken verbunden. Um existenzbedrohende Risiken zu vermeiden, ist die Gestaltung der Versicherungsverträge sehr wichtig. 

Unternehmenskauf im Ausland

Es ist immer wieder festzustellen, dass der Versicherer eines Unternehmens über einen Firmenzukauf im Ausland oft erst nach dem Übergangsstichtag informiert wird. Im Rahmen einer Due Diligence werden die mit einer Unternehmensübernahme verbundenen Risiken für die Kaufpreisfindung umfassend ermittelt. Dadurch können auch die Risiken besser eingeschätzt werden, um das Käuferrisiko zu minimieren. Oft wird dabei die Überprüfung der bestehenden Versicherungsverträge außer Acht gelassen. Im Schadenfall kann dies weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen.

In Bezug auf die Versicherungsverträge sollte der Due Diligence Report auch alle Informationen beinhalten, die für die Entscheidungsfindung des Käufers wichtig sind. Dazu gehört u.a. die Analyse, Prüfung und Bewertung des Deckungsumfanges und der Inhalte der bestehenden Versicherungsverträge. Des Weiteren sind bestimmte Themen zu beachten, um Deckungslücken zu vermeiden, die bei einem möglichen Wechsel des Versicherers entstehen können. Nicht vorhandener Versicherungsschutz in Bezug auf kritische Risiken ist zu ermitteln.

Fazit

Ein internationales Versicherungsprogramm bietet Unternehmen mit Tochtergesellschaften im Ausland erhebliche Vorteile. Der Vertrag sollte individuell gestaltet werden, unter Berücksichtigung der Risiken und der Tätigkeiten des Unternehmens. Wird dies vernachlässigt, ist nicht auszuschließen, dass im Schadenfall – je nach Höhe – die Unternehmenssubstanz gefährdet werden könnte. Ziel einer internationalen Programmlösung ist die einheitliche Verfügbarkeit risikoadäquaten Versicherungsschutzes für die gesamte Unternehmensgruppe unter besonderer Beachtung der unterschiedlichen Haftungs- und Deckungssituation in den Ländern.


Zur Person

(© privat)

Brigitte Rök ist Juristin und arbeitet im internationalen Haftpflichtbereich der Südvers GmbH Assekuranzmakler in Freiburg im Breisgau. Die Südvers-Gruppe ist ein Industrieversicherungsmakler mit weltweiter Präsenz über das Worldwide Broker Network (WBN). www.südvers.de

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