Die Unternehmeredition im Gespräch mit Dr. Stefan Arneth über Private Debt als Alternative zur Bankfinanzierung. Es zeigt sich: Auch diese „privaten“ Finanzierungen haben sich im Laufe des letzten Jahrzehnts etwas gewandelt – was sowohl für Unternehmen als auch für Investoren neue Möglichkeiten bedeutet. INTERVIEW FALKO BOZICEVIC
Unternehmeredition: Herr Dr. Arneth, viele KMU litten infolge des Lockdowns im zweiten Quartal unter einiger Liquiditätsnot. Private Kredite können Lücken füllen, wo KfW und Banken zu langsam oder nicht verfügbar sind. War das denn so in den vergangenen Monaten?
Dr. Stefan Arneth: Das muss man differenziert betrachten. Neben Bankkrediten hat sich seit Langem ein Markt für „privates“ Fremdkapital etabliert, sogenanntes Private Debt. Daneben gibt es Private Equity-Sponsoren, die Unternehmen Eigenkapital zur Verfügung stellen. In den letzten Monaten waren alle genannten Parteien gefragt, Unternehmen mit Liquiditätsengpässen konstruktiv zu begleiten und gegebenenfalls zu unterstützen. Die KfW beziehungsweise die staatlichen Förderprogramme kamen ergänzend hinzu.
Welche Unternehmen stehen bei CAPZA für Finanzierungen im Vordergrund?
Seit der Gründung von CAPZA im Jahr 2004 liegt der Fokus auf KMU, also auf kleinen und mittelgroßen Unternehmen, und einem langfristigen Netzwerkansatz. Anfangs standen Mezzanine-Finanzierungen im Vordergrund, das heißt nachrangiges Fremdkapital. Nach 2010 hat sich der Markt weiterentwickelt und CAPZA den Finanzierungsfokus erweitert. Die mittlerweile etablierten Unitranchen bringen vor- und nachrangige Fremdkapitalelemente zusammen.
Hat die Etablierung dieser Unitranchen dem Mezzanine-Kapital, also der eher eigenkapitalnahen Fremdfinanzierungsform, den Rang abgelaufen?
Mezzanine-Kapital hat nach wie vor eine wichtige Bedeutung auf beiden Seiten – sowohl für Unternehmen als auch für Investoren. Als CAPZA gehen wir auf die spezifischen Finanzierungsbedürfnisse der Unternehmen ein. Je nach Situation und Unternehmensgröße bieten wir neben Mezzanine auch Eigenkapital oder Unitranchen an.
Wie setzt CAPZA dies konkret in den Strategien der angebotenen Fonds um?
Nehmen wir exemplarisch zwei der insgesamt sechs Strategien auf der CAPZA-Plattform, die aktuell in Fonds der fünften Generation vermarktet werden. Kleinere Unternehmen mit einem EBITDA von bis zu 10 Mio. EUR finanzieren wir mit Eigenkapital oder Mezzanine beziehungsweise einer Kombination von beidem. Die Strategie nennen wir entsprechend „FlexEquity“. In der „Private Debt-Strategie“ dagegen finanzieren wir größere Unternehmen mit EBITDA zwischen 10 Mio. und 40 Mio. EUR hauptsächlich mit Unitranchen. Auch hier kann Mezzanine eine Rolle spielen, und zwar als Beimischung, um die Rendite etwas zu steigern. Beide Strategien werden aus separaten Fonds bedient.
Warum unterscheiden Sie die Strategien in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße?
Diese Trennung bietet uns eine hervorragende Chance, Unternehmen über einen längeren Zeitraum auf ihrem Wachstumspfad zu begleiten. Ist ein mit Equity finanziertes Unternehmen stark gewachsen, kommt für uns im nächsten Schritt eine Fremdkapitalfinanzierung infrage, die wir mit dem Private Debt-Fonds abdecken. Da wir die Firma schon von der EK-Seite her sehr gut kennen, optimieren wir das Risikoprofil für den Private Debt-Fonds.
Welche Rendite kommt unter dem Strich bei Investoren an?
Beim Private Debt-Fonds ist unser Ziel, einen hoch einstelligen Netto-IRR für den Anleger zu erwirtschaften; beim Flex Equity-Fonds lautet das Ziel deutlich zweistellig, jeweils nach Kosten. Im Vergleich zu den „liquiden“ Anlagen wie Aktien und gelisteten Anleihen ist die Renditeerwartung also erheblich höher.
Das klingt recht ansehnlich. Wer kann denn bei CAPZA investieren?
Ausschließlich professionelle und semiprofessionelle Anleger. Die Klassifizierung erfolgt nach Gesetz und berücksichtigt unter anderem Erfahrung und Investitionssumme – Privatpersonen sind nicht zugelassen. Die Investoren beteiligen sich an unseren streng regulierten und beaufsichtigten institutionellen Fonds als Kommanditisten.
Herr Dr. Arneth, ganz herzlichen Dank für die kurzweiligen Einblicke!
ZUR PERSON
Dr. Stefan Arneth ist Leiter Investor Relations für die DACH-Region bei CAPZA. Zuvor hat er bei der MEAG, dem Assetmanager der Münchener Rück und Ergo, das Geschäft mit institutionellen Kunden auf- und ausgebaut. www.capza.co
Dieser Beitrag ist erschienen in der Unternehmeredition 3/2020.
Falko Bozicevic ist Chefredakteur des GoingPublic Magazins sowie des Anleihe-Portals BondGuide. Seine Schwerpunkte liegen vor allem auf makroökonomischen Themen sowie Investment-Fragen rund um IPOs, Anleihen und Fonds.