Zu viele fallen durch das Raster
Für Porsche müsse sich zudem auch das Wesen der Lerninhalte spürbar verändern. Kinder müssten wirtschaftliches und wissenschaftliches Rüstzeug an die Hand bekommen, dazu auch im künstlerischen und sozialen Bereich geschult und ausgebildet werden. Nur dieser Dreiklang ermögliche es, von einer ganzheitlichen Bildung zu sprechen. Dies sei umso wichtiger, als dass durch den demografischen Druck eine Situation entstünde, in der von weniger jungen Menschen mehr Aufgaben zu bewältigen seien. Mit stationären Lernkonzepten sei dieser Herausforderung kaum nachzukommen, erklärte Prof. Dr. Klaus Klemm, einer der profiliertesten Ökonomen in Deutschland, der sich stark mit der demografischen Forschung beschäftigt. Klemm wies zu Recht darauf hin, dass vor allem in den unteren Schichten der Gesellschaft das Bildungsniveau abnimmt, dass eine immer größere Zahl von Kindern aus schwierigen Verhältnissen kaum mehr einen Hauptschulabschluss schafft. Das Bildungssystem seinerseits unternimmt parallel dazu auch zu wenige Anstrengungen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Klemm zitierte eine Studie der IHK Bayern, wonach aktuell rund 260.000 qualifizierte Beschäftigte fehlen, und diese Zahl binnen 10 Jahren um weitere 100.000 wachse. Das bedeutet, dass die Unternehmen zwar Arbeitskräfte nachfragen, sie diese Nachfrage aber nicht befriedigt bekommen. Volkswirtschaftlich entstünde durch diese Lücke ein immer größerer Schaden, der durch Geburtenzuwächse und Zuwanderung kaum gefüllt werden könne.
Lebenslanges Lernen als Ziel
Umso mehr, und das zeigte die Diskussion, in die sich noch Prof. Dr. Helmut Wohland einbrachte, seien Unternehmen bzw. unternehmerische Initiativen gefordert, diesem Malus aktiv zu begegnen. Wohland betont, dass Kinder tatsächlich das „WOZU“ Ihres Tuns vor Augen haben müssten, dass sowohl das Bildungssystem als auch die Wirtschaft hier gefordert seien, Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen exakt diesen Sinn im Leben und Dasein zu vermitteln. Für Wohland hapert es hier oftmals an der Führung, so dass kurzfristige Kämpfe um Umsatz und Marge den Blick der Unternehmenslenker auf das Wesentliche verstellen. Augenmaß sei gefragt, und nicht das maßlose Überfordern von Mitarbeitern. Führung bedeutet für Wohland, der selbst jahrelang unter anderem als Vorstand bei MAN Roland fungierte, den Mitarbeiter erfolgreich zu machen. Denn sei der Einzelne erfolgreich, sei es sehr wahrscheinlich, dass das Unternehmen – also das große Ganze – auch erfolgreich sei. Hierfür müssten aber antiquierte Sichtweisen über Bord geworfen werden, etwa dass mit der Ausbildung alles Wesentliche für den beruflichen Lebensweg aufgegleist wurde. Im Gegenteil. Eine erfolgreich absolvierte Ausbildung sei Basis für lebenslanges Lernen, und Unternehmen seien heute erst recht dann erfolgreich, wenn sie diese Bereitschaft ihrer Mitarbeiter befördern und motivieren statt sie stetig zu torpedieren.
Fazit
Sowohl Daniell Porsche als auch Prof. Dr. Helmut Wohland konnten die Gäste dafür erwärmen, beim Thema Bildung den Horizont deutlich zu weiten. Es komme darauf an, Kindern Vorbilder zu bieten, diese anzureizen, immer wieder auf Neues wissbegierig zu sein. Der Hunger nach mehr dürfe nicht auf Umsätze reduziert werden, waren sich Porsche und Wohland einig. Mathias Weidner, Kopf hinter der werte aus bildung gGmbH und der von DIE STIFTUNG als Medienpartner begleiteten Veranstaltung, wird es mit Wohlwollen vernommen haben. Zwei Macher und ein Ökonom, die mehr Initiative einfordern. Das Machen war und ist eben immer noch das beste Argument, insbesondere im Bildungsbereich, wo gerne viel geredet, aber wenig unternommen wird. Unternehmer hier sukzessive in die Verantwortung einzubinden, ist eine kluge Entscheidung. Denn Unternehmen kommt von unternehmen, und nicht von unterlassen.
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