Mehr Insolvenzen bei Großunternehmen

Insolvenz
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Die Auswirkungen der Inflation und des hohen Zinsniveaus der letzten beiden Jahre zeigen sich nach einer aktuellen Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg deutlich in der Insolvenzlandschaft. Die Zahl der Insolvenzen von Großunternehmen mit einem Umsatz von über 10 Mio. EUR stieg demnach im ersten Halbjahr 2024 um 41% auf 162 Fälle. Gleichzeitig sank die Erfolgsquote bei Sanierungsversuchen erheblich. Von 96 Verfahren endeten der Studie zufolge 40 mit einer Betriebsschließung oder Masseunzulänglichkeit. Dies sei ein Anstieg von 43% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Jonas Eckhardt, M&A-Experte und Partner der Unternehmensberatung Falkensteg, erklärt: „Die Rettung von Unternehmen aus der Insolvenz gestaltet sich zunehmend komplexer. Hohe Zinsen machen den Erwerb insolventer Firmen teurer oder unattraktiv. Ferner schrecken unsichere Umsätze aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage potenzielle Investoren ab.“ Besonders bei Automobilzulieferern und Maschinenbau würden die positiven Ausgänge um ein Drittel unter dem Durchschnitt liegen.

Umfassende Sanierungen nötig

Eckhardt betont die Notwendigkeit umfassenderer operativer Sanierungen statt reiner Notfallmaßnahmen: „Ein reines ´Ansanieren´ reicht nicht mehr aus, wenn es an Käufern mangelt, aber eine Unternehmensfortführung vorteilhaft erscheint. Das Sanierungswerkzeug der Insolvenzordnung muss ohne Scheuklappen Anwendung finden. Die Reduzierung des Insolvenzverfahrens auf eine reine bilanzielle Restrukturierung durch Schuldenschnitt greift zu kurz.“ Die Nachwirkungen der Coronapandemie, ein stotternder Konjunkturmotor, geopolitische Spannungen sowie verschärfte Finanzierungsbedingungen seien die Hauptgründe für den Anstieg der Insolvenzen bei den Großunternehmen im ersten Halbjahr 2024. Jonas Eckhardt prognostiziert, dass dieser Trend langfristig anhalten wird: „Viele Unternehmen müssen sich wandeln, um in der Dynamik des internationalen Handels bestehen zu können. Doch übermäßige Regulierung, hohe Energiepreise und Steuern, mangelhafte Infrastruktur und unzuverlässige Förderprogramme bremsen die erforderliche Transformation. Deutschland ist aktuell zu träge. Das zeigt sich in den wachsenden Insolvenzzahlen.“

IWH-Insolvenztrend: Firmenpleiten gehen zurück

Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland ist im Juni erneut gesunken. Laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sank die Zahl der Insolvenzen im Juni um 8% im Vergleich zum Vormonat Mai. Im Jahresvergleich stieg diese Zahl jedoch um 11% und liege zudem sogar 24% über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 –  also vor der Coronapandemie. Der Rückgang bei den Insolvenzen ist laut IWH in allen Branchen zu beobachten. Im Juni lagen die Zahlen in den meisten Branchen deutlich unter den Höchstwerten der vergangenen Jahre. Besonders auffällig sei die Entspannung in Branchen, die in den letzten Jahren stark von Insolvenzen betroffen waren.

Im langfristigen Vergleich zeige sich, dass die Zahl der von Insolvenzen betroffenen Arbeitsplätze im Juni 2024 geringer sei als im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019. In diesen Jahren waren durchschnittlich etwa 11.000 Arbeitsplätze im Juni von Insolvenzen betroffen. Diese Entwicklung zeigt eine gewisse Stabilisierung auf dem deutschen Arbeitsmarkt, trotz der Herausforderungen der letzten Jahre. Das IWH prognostiziert eine Unsicherheit bei der weiteren Entwicklung des Insolvenzgeschehens im Sommer.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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