Von der Apotheke zum Weltunternehmen: B. Braun Melsungen ist eines der größten Familienunternehmen in Deutschland. Für die kleine Stadt in Nordhessen ist es enorm wichtig. Sorgt es doch dafür, dass die Arbeitslosenquote niedrig und die Gewerbesteuereinnahmen hoch sind. Geleitet wird es seit 2011 zum ersten Mal von einem familienfremden Manager. Der ist allerdings schon seit 37 Jahren im Unternehmen.
Neben seinem Vorstandsamt im Unternehmen war Braun jahrelang Vorsitzender des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Er ist passionierter Marathonläufer und engagierter Protestant. Manche Dinge, die er ins Unternehmen einbrachte, führt der Große einfach so fort. Wie die Mail zum Mittag etwa: Jeden Tag zur Mittagszeit verschickte Braun christliche Worte an die Mitarbeiter. „Sie bedeuten eine kurze Auszeit vom Arbeitsalltag und regen zum Nachdenken
an“, sagt Große. Gerne hat er diese Tradition beibehalten. Auch das sind Werte eines Familienunternehmens.
Dafür, dass Arbeitsplätze auch in Deutschland erhalten bleiben, sorgt B. Braun. Seit Jahren wachsen die Nordhessen stetig. 2014 kletterte der Umsatz um fünf Prozent auf 5,43 Mrd. Euro. Der starke Euro verhinderte ein besseres Ergebnis. 316,3 Mio. Euro verdiente B. Braun im vergangenen Jahr unterm Strich. „Wir sind optimistisch, dass wir unser Ergebnis in diesem Jahr auch wegen des schwachen Euros deutlich verbessern und die Marke von sechs Mrd. Euro Umsatz fast erreichen werden“, sagt Große. Sein Ziel ist es, jährlich zwischen fünf und sieben Prozent zu wachsen.
Keine Personalsorgen
Das bedeutet auch, dass das Personal stetig aufgestockt werden muss: Alleine im vergangenen Jahr kletterte die Zahl der Mitarbeiter um 8,3 Prozent. Von den 55.000 Mitarbeitern weltweit arbeiten zwei Drittel in Produktionseinheiten. Von den 14.000 Mitarbeitern in Deutschland arbeiten 9.300 in der Produktion. „Wir leben hier von einer hohen Automation. Höhere Stückzahlen können mit der gleichen Anzahl an Mitarbeitern produziert werden“, sagt Große. Das Problem des Fachkräftemangels kennt er nicht. Längst sei der Name B. Braun über Ländergrenzen bekannt. „Wir haben deutlich mehr Bewerbungen, als wir Stellen zu vergeben haben“, sagt Große. Das läge auch daran, dass B. Braun Produkte herstellt, die anderen Menschen helfen. Und wie es nach seiner Ära weitergeht? „In einer Aktiengesellschaft entscheidet das der Aufsichtsrat“, sagt der Firmenchef. Vielleicht wird aber insgeheim ja doch damit geliebäugelt, dass wieder jemand aus der Familie das Ruder übernimmt. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Mit Otto Philipp sitzt bereits ein Sohn von Ludwig Georg Braun im Vorstand des Unternehmens.
Kurzprofil B.Braun Melsungen AG
Gründungsjahr | 1839 |
Branche | Medizintechnik |
Unternehmenssitz | UlMelsungenm |
Umsatz 2014 (vorläufig) | 5,43 Mrd. Euro |
Mitarbeiterzahl | 55.000 |
Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.