Nachhaltigkeit mal anders
Das nachhaltige Wachstum meisterte das Unternehmen zwar mit Unterstützung der Gründerfamilien als Ankeraktionäre, jedoch nicht im operativen Geschäft. Da hält sich die Familie raus, ist aber weiterhin mit Georg Mayr-Melnhof und Johannes Johannes Goess-Saurau im Aufsichtsrat vertreten. Zudem hält die Familiengemeinschaft 60% der Anteile des Unternehmens. Die restlichen 40% halten Minderheitsaktionäre, die im Zuge des Börsengangs eingestiegen sind. Neben dem nachhaltigen Wachstum kann sich das Unternehmen auch mit einer nachhaltigen Führungsebene brüsten: Von 1950 bis heute kam das Unternehmen mit nur drei Generaldirektoren aus: Baron Sandor Tinti, Michael Gröller und seit 1994 Dr. Wilhelm Hörmanseder, der auch heute noch dem Vorstand vorsitzt.
Obwohl aus Mayr-Melnhof Karton ein weltweit agierendes Unternehmen geworden ist, sieht Hörmanseder weiterhin die Vorteile eines Familienunternehmens gegeben. „Wir sind sehr langfristig ausgerichtet und können mit einem familiären Kernaktionär wenn notwendig rasch und flexibel entscheiden. Konzentration auf unser Kerngeschäft ist Basis für Kosten- und Kompetenzführerschaft in unserem zunehmend globalen Wettbewerbsumfeld. Unser Charakter ist durch ein Balanced Management geprägt, nie euphorisch oder depressiv, mit Elan aber mit Vorsicht, gerüstet für viele Eventualitäten.“, fasst Hörmanseder die Charakteristika des Familienunternehmens Mayr-Melnhof gegenüber dem GoingPublic Magazin zusammen.
Und der Vorstandsvorsitzende sieht noch viele weitere Vorteile in dieser Konstellation: Hingabe zum Geschäft, die langfristige Harmonie zwischen Aktionären, Management und Beschäftigen. „Wir säen – gießen – ernten – das ist ein langer Weg, viel Mühe und viel Freude“, so Hörmanseder.
Zahlen
Im Falle der MM-Gruppe scheinen das nachhaltige Engagement sowie die Zurückhaltung der Familie Früchte zu tragen: 2011 konnte das österreichische Unternehmen seinen Umsatz um 10% von 1.779 Mio. EUR auf 1.956 Mio. steigern. Und auch beim Jahresüberschuss legte man von 110,4 Mio. EUR auf 118,7 Mio. EUR um 7,5% zu. Auch die Anleger durften sich über dieses Wachstum freuen, wurde die Dividende doch von 1,95 auf 2,10 EUR angehoben.
Fazit:
Obwohl sich die Familie im Hintergrund hält, ist ihr Einfluss doch zu spüren. Als langfristig engagierter Ankeraktionär liegt der Fokus nicht darauf, einen schnellen Euro zu erwirtschaften, sondern auf nachhaltigem Wachstum – eine gute Kombination, nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für die langfristiginteressierte Anleger.
Maximiliane Worch
Kurzprofil-Mayr-Melnhof Karton AG
Branche: Papierindustrie
Zentrale: Wien
Marktkapitalisierung: 1,6 Mrd. EUR
Größte Anteilseigner: Familienbesitz (ca. 59%), Streubesitz (ca. 40%)
Diesen Artikel finden Sie auch in Ausgabe 1/2013 des GoingPublic Magazins, einer Schwesterpublikation der Unternehmeredition, oder auf www.goingpublic.de.
Maximiliane Worch ist seit 2010 Redakteurin beim GoingPublic Magazin. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Familienunternehmen & Börse, Life Sciences sowie Cleantech.