Der in Reutlingen ansässige Maschinenbauer Manz AG hat angekündigt, in der nahen Zukunft einen Insolvenzantrag zu stellen. Das Unternehmen befindet sich nach eigenen Angaben in einer schweren finanziellen Krise, die durch Zahlungsunfähigkeit und insolvenzrechtliche Überschuldung ausgelöst wurde. Die Krise wurde verschärft, nachdem ein potenzieller Investor unerwartet aus den Verhandlungen ausgestiegen war. Parallel dazu entschieden Kreditgeber, dem Unternehmen keine weiteren finanziellen Mittel bereitzustellen. Intensive Gespräche mit anderen Kapitalgebern blieben ohne Erfolg. Laut Vorstandsvorsitzendem Ulrich Brahms, der erst im Sommer als Sanierer antrat, gibt es derzeit keine Finanzierungslösung außerhalb eines Insolvenzverfahrens.
Rückläufige Geschäftsentwicklung und Branchenkrise
Die Manz AG, die sich auf Anlagenbau für die Elektronik-, Energie- und E-Mobilitätsbranche spezialisiert hat, kämpft seit Jahren mit finanziellen Problemen. Der Umsatz des Unternehmens sank im Jahr 2024 auf voraussichtlich 170 bis 180 Millionen Euro, nach 250 Millionen Euro im Vorjahr. Gleichzeitig meldete Manz in den ersten neun Monaten des Jahres einen operativen Verlust von rund 25,4 Millionen Euro. Insbesondere der Markt für Batteriezellfertigung, auf den Manz zuletzt stark gesetzt hatte, zeigte sich als unzuverlässig. Eine eingebrochene Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in Europa führte zu drastischen Einschnitten. Ende November kündigte das Unternehmen den Verkauf seines Geschäftsbereichs für Batteriezellfertigung an.
Auswirkungen auf Mitarbeiter und Aktionäre
Die Insolvenz betrifft rund 1.200 Mitarbeiter weltweit, davon 480 an den Standorten in Reutlingen und Tübingen. Der Aktienkurs der börsennotierten Manz AG verzeichnete nach der Ankündigung des Insolvenzantrags einen Einbruch von über 80 % und fiel auf knapp 0,60 Euro. Vor drei Jahren notierte die Aktie noch bei über 70 Euro. Trotz der schwierigen Lage setzt das Unternehmen weiterhin auf Gespräche mit potenziellen Investoren. Ziel sei es, Perspektiven für die Belegschaft und die Fortführung des Betriebs zu schaffen. Zuletzt wurde 2022 durch eine Kooperation mit Daimler Truck, Dürr, und Grob-Werke eine strategische Partnerschaft im Bereich der Batterietechnik gestartet. Ob diese Zusammenarbeit weitergeführt werden kann, bleibt unklar.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.