Einhorn-Kondome mischen einen gefestigten Markt auf. Das Start-up erfüllt sämtliche Berliner Klischees und begreift sich als hipper Vorreiter einer Bewegung. Ihr Produkt wird Mittel zum Zweck.
Anfang 2015, damals war das Unternehmen noch ein Crowdfunding-Projekt, konnten viele von dem veganen Kondom mit Lifestyle-Charakter überzeugt werden. Nachdem recht bald die 100.000-Euro Marke geknackt wurde, konnte es losgehen.
2016 hat Einhorn mittlerweile zwei Millionen Kondome verkauft. Der Vertrieb lief fast ausschließlich übers Internet. Der Umsatz liegt bei über 1 Mio. Euro.
Der wirtschaftliche Coup gelingt Einhorn im Dezember 2016, als die beiden die Produktmanagerin Kerstin Erbe des Drogeriekonzerns dm überzeugen. Mit einer Listung beim größten Kondomverkäufer Deutschlands steigen nicht nur die Absatzzahlen, sondern auch der Bekanntheitsgrad der Marke Einhorn nimmt flächendeckend zu. Natürlich duzt man sich. „Erfrischend und unkonventionell“ findet Kerstin Waldemar und Philip, heißt es in einem Artikel im Business Punk. Der Vertrieb über 1800 dm-Filialen ist zum großen Hebel für Einhorn geworden. Plötzlich war das Start-up unabhängig vom Geld, wie Philip erklärt. „Dm hat das Taschengeld gegeben. Wir konnten das machen, was uns am wichtigsten ist, und dadurch werden wir automatisch unseren Umsatz verdoppeln oder vervierfachen.“
Kontakt nach Malaysia
Wichtig war dem Einhornteam mit seinen 15 Mitarbeitern, gemeinsam nach Malaysia zu fliegen, um sich ein Bild von den Kautschukplantagen, der Latexaufbereitung und der Kondomfabrik zu machen. Seitdem geht es auch darum, den Arbeitern in der gesamten Produktionskette faire Löhne zu zahlen und die Produktion möglichst umweltverträglich zu gestalten. „Wir schaffen es, profitabel zu sein, nicht, indem wir unsere Händler drücken und krasse Rabatte geben, sondern indem wir vernünftig und nachhaltig handeln und Beziehungen aufbauen“, erklärt Philip.
Damit dies keine leere Phrase bleibt, gab Einhorn sich und seinen Kunden gegenüber ein Versprechen ab: 50 Prozent des Gewinns werden direkt in die Wertschöpfungskette für Nachhaltigkeit und Fairness reinvestiert. Für diesen aufwendigen Prozess im Einhornteam ist Elisa Naranjo zuständig. Elisa erklärt, wie schwierig und mühsam es ist, etablierte Strukturen und Produktionsbedingungen zu verändern, um ein nachhaltiges Produkt zu bekommen. Einhorn stieß sehr häufig bei Anfragen auf verschlossene Türen, gerade weil das junge Start-up keine hohen Absätze garantiert und das Risiko für viele Produzenten zu groß ist, vom gewohnten Herstellungsprozess abzuweichen. Auf die Nachfrage, wie es doch gelungen ist: „Es funktioniert nicht, wenn du einfach mal hier eine E-Mail schreibst. Ich war 2016 zwei Monate in Malaysia und 2017 drei Monate“, bekräftigt Elisa.
Die persönliche Präsenz der Einhörner zeigte Erfolg. Mit leuchtenden Augen erzählt Elisa von der Etablierung eines fairen Lohnsystems bei den Kautschukbauern, flacheren Hierarchien in der Kondomfabrik und der Reduktion von Schadstoffen beziehungsweise dem Ressourcenverbrauch. Ende 2017 ist Einhorn immer noch ein kleiner Player, die Absatzzahlen konnten aber auf über 4,5 Millionen mehr als verdoppelt werden.