Willi Bruckbauer ist gelernter Schreinermeister und Küchenhändler. Durch Beschwerden seiner Kunden kommt ihm eine Geschäftsidee, die er zu einem Unternehmen mit Pioniergeist entwickelt. Nun will Bora seinen festen Platz im anspruchsvollen Küchenmarkt behaupten.
Weder die Fachleute noch die Branche nehmen die Idee am Anfang ernst. Auch die Bank versagt ihre Unterstützung. Allein das Kochfeldwerk Matrei in Triol kommt Bruckbauer entgegen, indem es die ersten Chargen streckt und dem Start-up damit Zeit gibt, einen Kundenstamm aufzubauen. Matrei produziert bis heute für Bora. Ansonsten muss Bruckbauer die Gründungsphase aus dem Cashflow seines Küchenstudios finanzieren. Mit fünf Kochfeldern und einem Prototypen geht er auf Küchenmessen, sammelt Visitenkarten ein und baut den Vertrieb auf. In den ersten sechs Jahren verdoppelt sich der Umsatz jährlich.
Büroklotz und Werkhaus
Heute sitzt Bruckbauer, ein drahtiger Mann im mittleren Alter mit bairischem Akzent und sonorer Stimme, mit seinen Mitarbeitern im achten Stock eines typischen Bürohauses aus der Nachkriegszeit, das er vor drei Jahren gekauft hat. Zwei weitere Etagen sind ebenfalls mit Bora-Mitarbeitern besetzt, der Rest ist vermietet. Die Flure geben bei klarem Wetter den Blick frei aufs Mangfallgebirge. Der Büroklotz, der nun schrittweise renoviert wird, steht direkt gegenüber vom Werkhaus, einem kreisrunden Bau, der auf zwei Stockwerken verschiedene Küchen- und Möbelanbieter vereint. Es ist ein Ikea für kaufkräftige Kunden mit besonderem Geschmack. Bruckbauer ist nach wie vor der Besitzer des Werkhauses, veranstaltet hier fast jedes Wochenende Kochvorführungen im Erdgeschoss oder auf der Terrasse. Im hinteren, angebauten Bereich ist ein Schulungsraum für den Vertrieb von Bora untergebracht.
Die Produktion hat Bora von Anfang an ausgelagert. Im österreichischen Niederndorf unweit der deutschen Grenze befindet sich das Produktionswerk der Firma Gronbach. Hier werden die Bora Basic-Modelle hergestellt. Sie sind das Einsteigermodell und mit 50 Prozent Umsatzanteil der Bestseller von Bora. Die Mitarbeiter schrauben die Chassis zusammen, ein Roboterarm klebt punktgenau die Glaskeramik-Platten darauf. Am Ende der etwa 30 Meter langen Produktionsstraße geht alles in eine Qualitätskontrolle, wird persönlich abgestempelt und anschließend verpackt.
Faszination Leistungswert
Bora ist verschwiegen, was die eigenen Umsätze und den Gewinn betrifft. Bruckbauer sagt nur, dass Bora „auf gesunden Beinen“ stehe. In den vergangenen fünf Monaten sind über fünfzig neue Angestellte dazugekommen, insgesamt sind es jetzt etwas mehr als 200. Die Entwicklungsabteilung wurde auf über 20 Mitarbeiter verdoppelt und bezieht bald neben der Produktionsstätte in Niederndorf ein eigenes Gebäude.