Mergers & Acquisitions (M&A) sind ein probates Mittel, um Wachstumszielen näherzukommen und strategische Marktvorteile zu realisieren. Die Zahl der KMU, die M&A anstreben, übersteigt jedoch die Zahl derer, die solche Transaktionen finanzieren können. Auf der Suche nach Auswegen kann Sale & Lease Back helfen.
Wachstum braucht Zeit, solides Wachstum ohnehin. Der deutsche Mittelstand liefert dafür zahlreiche Beispiele. Die meisten seiner über 1.000 Hidden Champions, die ihre Märkte führen und prägen, haben sich oft über Jahrzehnte ihren Status quo im Kerngeschäft erwirtschaftet. Bei vielen anderen KMU sieht es ähnlich aus.
Die Crux: Für die Wachstumsziele, die in diesen Unternehmen aktuell formuliert werden, steht ein vergleichbarer Zeithorizont in Zukunft – nachvollziehbarerweise – nicht mehr zur Verfügung. Digitalisierung, ein verschärfter Wettbewerb und zahlreiche Krisen erzeugen einen Handlungsdruck, schneller Ergebnisse zu zeigen. Mittelständische Unternehmen sind gezwungen, sich neu zu positionieren und die Potenziale für ihre Zukunft auszuloten.
KMU planen Akquisitionen – mit verändertem Zielfokus
Optionen dafür bieten Mergers & Acquisitions. Auch wenn im Mittelstand nach wie vor auf organisches Wachstum gesetzt wird, spielen sie strategisch oft eine zentrale Rolle. In der Tat sind es in der Regel nicht die großen, börsennotierten, sondern die kleinen und mittleren Unternehmen, die den M&A-Markt befeuern. So fanden laut einer Erhebung des Handelsblatt Research Institute und der DZ Bank 2021 rund 90% der mehr als 2.100 M&A-Transaktionen in Deutschland im Mittelstand statt.
Gemessen am zunehmenden Wachstumsdruck agieren deutsche KMU momentan allerdings eher verhalten. Die Mittelstandsstudie M&A 2023 vom Bundesverband Mergers & Acquisitions verzeichnet hierzulande wenig Dynamik im M&A-Bereich und sogar einen leichten Rückgang der strategischen Akquisitionstätigkeit. Gleichwohl: Circa 80% der befragten Unternehmen haben bereits eine Akquisition durchgeführt und ebenfalls 80% der KMU planen in den kommenden fünf Jahren einen Zukauf.
Der Wille zu M&A ist also nahezu ungebrochen. Der Zielfokus hierfür hat sich im Vergleich zu 2022 für 2023 allerdings deutlich verschoben. So hat für die KMU, die in den nächsten fünf Jahren eine Akquisition durchführen wollen, vertikale Integration deutlich an Bedeutung gewonnen: Wesentlich stärker als im Vorjahr gelten als Kaufgründe für Unternehmen nun zu internationalisieren (2023: 26%; 2022: 14%), einen Kunden zu übernehmen (2023: 32%; 2022: 7%) oder einen Zulieferer zu kaufen (2023: 22%; 2022: 5%).
Finanzielle Mittel für M&A genügen bei Mehrheit der KMU nicht
Der Wachstumsdruck ist gleichauf mit der Notwendigkeit, das Wachstum dann auch zu finanzieren. Wendet man die Zahlen der Mittelstandsstudie M&A 2023 auf den gesamten Mittelstand an, macht das aber oft Schwierigkeiten: Bei mehr als der Hälfte aller KMU reichen die finanziellen Mittel nur bedingt dafür, den Mittelaufwand für Wachstumsanstrengungen zu decken.
Diese Verlegenheit könnte in der Theorie die Tür für Private Equity oder Hedgefonds aufstoßen. In der Praxis aber passiert das nicht: Über 90% der KMU lehnen Fremdkapital in Form von Senior-Loan-Varianten ab. Eigenkapital ergänzt durch Fremdkapital von Universalbanken ist und bleibt das präferierte Finanzierungskonzept.
Was aber tun, wenn dieses Konzept den Belastungstest durch Akquisitionen nicht besteht? Was, wenn eigene liquide Mittel nicht reichen und Fremdkapitalmittel nicht in ausreichendem Umfang gewährt werden, um einen Zukauf zu stemmen? Eine Option ist, das Eigenkapital einer zweiten Prüfung zu unterziehen, denn hier, gebunden im Anlagevermögen, stecken oft substanzielle Mittel; Mittel, die freigesetzt werden können und finanzielle Spielräume dann deutlich vergrößern. Das Instrument für eine solche Strategie ist Sale & Lease Back.
Sale & Lease Back vergrößert finanzielle Spielräume für Akquisitionen
Bei einem Sale & Lease Back-Geschäft untersucht man in einem ersten Schritt die Assets des Anlagevermögens auf werthaltige Objekte. Klassischerweise sind das vor allem Produktionsanlagen oder Maschinenparks. Für sie werden dann von einer Leasinggesellschaft sachgerecht ein Zeitwert und eine realistische Sekundärmarktfähigkeit geschätzt. Nun kommt der Sales-Aspekt zum Tragen: Der ermittelte Zeitwert wird als Ankaufspreis festgesetzt, zu dem die Leasinggesellschaft eine Anlage erwirbt. Der Verkaufserlös steht dem Unternehmen dann direkt als frische Liquidität zur Verfügung. Gleichzeitig wird unmittelbar nach der Kaufabwicklung die verkaufte Anlage zurückgeleast und weiterbetrieben.
Die Vorteile:
- Produktionsanlagen verbleiben zur operativen Nutzung durchgängig in Unternehmenshand, was einen ungestörten operativen Betrieb ermöglicht.
- Verkaufserlöse generieren innerhalb weniger Tage einen operativen Cashflow.
Procast Guss GmbH: Erfolgreiches Beispiel für Sales & Lease Back
Die genannten Chancen und Vorteile überzeugten auch die Procast Guss GmbH beziehungsweise ihren Gesellschafter Private Assets AG von Sale & Lease Back. Procast war an den Gießereianlagen der Caterpillar Castings am Standort Kiel interessiert und nutzte Sale & Lease Back als Finanzierungsweg. Der erworbene Gießereibereich wurde nach Transaktionsabwicklung direkt in die neu gegründete Gesellschaft Procast Handform GmbH überführt. Sie erweitert das Angebot von Procast Guss vertikal und horizontal: Im Rohguss können nun deutlich höhere Gewichtsklassen angeboten werden und die Erweiterung des Produktportfolios hilft, neue Märkte zu erschließen.
Für die Transaktionskonzeption und -abwicklung arbeitete Procast mit der Hamburger Nord Leasing GmbH zusammen. Der bestehende Procast-Maschinenpark wurde an Nord Leasing verkauft und direkt zurückgeleast. Die mit dem Verkauf generierte Liquidität ermöglichte den reibungslosen Ablauf des Unternehmenserwerbs und die Integration der Kapazitäten in die bestehenden Procast-Geschäftsprozesse.
FAZIT
Bei strategischen Unternehmenszukäufen kann Sale & Lease Back die finanziellen Spielräume von KMU entscheidend erweitern. Die Möglichkeit, mittels des eigenen Assetvermögens aus eigenen Mitteln eine Transaktion zu bestreiten, kommt den Finanzierungsvorlieben im Mittelstand absolut entgegen. Indem mittelständische Unternehmen ihre Vermögenswerte intelligent ins Spiel bringen und dabei weiterhin ihre betriebliche Nutzung sichern, können sie ihr Wachstum aus einer soliden Position heraus beschleunigen und ihre Position am Markt stärken.
Dieser Beitrag erscheint in der nächsten Magazinausgabe der Unternehmeredition 3/2023 mit Schwerpunkt “Unternehmensverkauf” (ET: 22.09.2023).
Thomas Vinnen
Thomas Vinnen ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Nord Leasing GmbH. Davor war der Bank- und Diplom-Kaufmann unter anderem in leitender Funktion bei der DaimlerChrysler AG sowie Alleinvorstand eines Wareneinkaufsfinanzierers.