Der bayerische Flugtaxi-Hersteller Lilium steht vor der Insolvenz. Nach intensiven, aber erfolglosen Bemühungen um staatliche Unterstützung hat das Unternehmen bekannt gegeben, in den kommenden Tagen Insolvenz in Eigenverwaltung für seine beiden Haupttöchter, Lilium GmbH und Lilium eAircraft GmbH, zu beantragen. Diese Entscheidung traf Lilium, nachdem die benötigte Bürgschaft des Bundes verweigert wurde und das Unternehmen dadurch in finanziellen Schwierigkeiten bleibt.
Eigenverwaltungsverfahren geplant
Der Insolvenzantrag betrifft Liliums operative Tochtergesellschaften, die in Kürze ihre Zahlungsunfähigkeit erreichen. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte, dass der Antrag beim zuständigen Amtsgericht in Weilheim gestellt wird. Das Verfahren soll als Eigenverwaltungsinsolvenz verlaufen, was es der Geschäftsführung erlaubt, die Kontrolle über das Unternehmen zu behalten und gleichzeitig Restrukturierungsmaßnahmen umzusetzen. Durch diese Insolvenzoption könnte Lilium unter der Leitung von CEO Klaus Roewe, einem früheren Airbus-Manager, bleiben. Ziel wäre es dann, mit einem Sanierungsprozess das Überleben des Unternehmens zu sichern und potenzielle Investoren zu finden, die neues Kapital zur Verfügung stellen könnten. Die Nachricht sorgte dafür, dass die Aktie von Lilium, die an der US-Börse Nasdaq gehandelt wird, um mehr als 50% einbrach.
Gescheiterte Staatshilfe als Wendepunkt
Der Insolvenzantrag folgt einem gescheiterten Antrag auf ein staatlich gesichertes Darlehen. Lilium bemühte sich über Monate hinweg um eine Bürgschaft in Höhe von 50 Millionen Euro, um ein Darlehen der KfW abzusichern, welches für den weiteren Ausbau und die Produktion des Flugtaxis essenziell war. Der Haushaltsausschuss des Bundestages verweigerte jedoch diese Bürgschaft, insbesondere aufgrund von Widerständen innerhalb der Grünen und Teilen der FDP. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hatte zwar Bereitschaft zur Unterstützung signalisiert, diese war jedoch an eine Bundesbeteiligung geknüpft. Lilium-Mitgründer Daniel Wiegand verdeutlichte in einem Interview, wie überraschend die Ablehnung der Bürgschaft erfolgte und in welch schwierige Lage das Unternehmen dadurch geriet. Laut Wiegand hätte die langfristige Planung entscheidend vom Zeitpunkt der Absage profitiert, doch die späte Verweigerung setzte Lilium unter enormen Zeitdruck und ließ dem Unternehmen keine Alternativen.
Milliardeninvestitionen erfolgt
Seit seiner Gründung erhielt Lilium von Investoren weltweit Kapitalzusagen in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro, darunter von großen Namen wie Tencent, Atomico, Palantir und Honeywell. Diese Investitionen deckten die Entwicklungskosten des vollelektrischen Flugzeugs, welches bis zu sechs Passagiere transportieren und ab 2026 an Kunden ausgeliefert werden sollte. Zusätzliche Kosten entstehen voraussichtlich durch das Zertifizierungsverfahren der Europäischen Agentur für Flugsicherheit, ohne die das Flugtaxi nicht kommerziell betrieben werden darf. Trotz zahlreicher Testflüge und der geplanten Erstauslieferung für 2026 reicht das Kapital nun wohl nicht mehr aus, um den Geschäftsbetrieb fortzusetzen.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.