Das deutsche Verarbeitungsgewerbe bleibt im Oktober 2024 tief in der Rezession, doch die jüngsten Ergebnisse des HCOB Einkaufsmanagerindex™ Deutschland (EMI) deuten auf eine geringere Kontraktion als in den Vormonaten hin. Der EMI stieg leicht auf 43,0 Punkte, eine Verbesserung gegenüber dem 12-Monatstief von September. Trotz dieses Anstiegs bleibt der Index klar unter der Wachstumsmarke von 50,0 Punkten, was weiterhin Rückgang und Schwäche signalisiert.
Produktion und Aufträge weiterhin im Rückgang
Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe verringerte sich auch im Oktober, allerdings in einem langsameren Tempo. Damit setzt sich der seit über einem Jahr anhaltende Abwärtstrend fort. Besonders positiv hervorgehoben wurde jedoch der geringere Rückgang beim Auftragseingang. Insbesondere das Auslandsgeschäft schrumpfte weniger stark, was auf eine potenzielle Stabilisierung hindeutet. Gleichwohl leidet die Nachfrage weiterhin unter den wirtschaftlichen Unsicherheiten und politischen Spannungen sowie den Herausforderungen im Automobil- und Bausektor.
Sinkende Verkaufspreise und Wettbewerbsdruck
Der anhaltende Druck durch den Wettbewerbs- und Kostendruck zwingt viele Unternehmen zu Preisnachlässen. Die Verkaufspreise fielen im Oktober so stark wie seit fünf Monaten nicht mehr. Hauptgrund ist der scharfe Wettbewerb um Neuaufträge, in dem viele Unternehmen versuchen, Kosteneinsparungen aus den gesunkenen Einkaufspreisen an die Kunden weiterzugeben. Diese Kostensenkungen wiederum sind auf den Rückgang der Rohstoffpreise und vereinzelt auch auf niedrigere Frachtkosten zurückzuführen.
Beschäftigung und Lagerbestände rückläufig
Auch bei den Beschäftigungszahlen setzt sich der Negativtrend fort. Im Oktober sank die Zahl der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe das sechzehnte Mal in Folge, wenn auch in einem etwas langsameren Tempo. Die nachlassende Auslastung durch die geringere Nachfrage bedeutet für viele Unternehmen einen verringerten Personalbedarf. Gleichzeitig reduzierten Unternehmen ihre Lagerbestände an Vormaterialien und Fertigwaren weiter. Obwohl die Rückgänge bei den Lagermengen langsamer ausfielen, deutet dies weiterhin auf eine vorsichtige Einkaufsstrategie hin. Die Geschäftsaussichten in der deutschen Industrie bleiben zurückhaltend. Zwar zeige sich im Vergleich zum Tiefpunkt im September eine leichte Verbesserung in der Stimmung, doch viele Unternehmen blicken weiterhin mit Skepsis in die Zukunft. Laut Jonas Feldhusen, Volkswirt der Hamburg Commercial Bank, deuten die jüngsten Daten darauf hin, dass der konjunkturelle Tiefpunkt möglicherweise erreicht wurde. Die schwächere Kontraktion bei Produktion und Auftragseingängen könnte auf eine bevorstehende Stabilisierung hinweisen. Jedoch mahnt Feldhusen zur Vorsicht: Die moderate Verbesserung sei lediglich ein Indiz, und nachhaltige Trends lassen sich nur in den kommenden Monaten verlässlich erkennen.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.