Zu Jahresbeginn 2024 blieb die von KfW-Research berechnete Kreditneuvergabe deutscher Banken an Unternehmen und Selbstständigen erneut hinter dem Vorjahresniveau zurück. Das Neugeschäft schrumpfte um 3,9%, was im Rahmen der Erwartungen von KfW-Research lag. In den beiden vorangegangenen Quartalen sei das Kreditneugeschäft noch zweistellig gesunken. Mit dem überraschenden Wachstum der deutschen Wirtschaft im ersten Quartal und dem Ende des Zinsstraffungszyklus seit Herbst stabilisiere sich das Kreditgeschäft. Hohe Zinsen und wirtschaftliche Herausforderungen wie Lohnerhöhungen und Kostensteigerungen erschwerten jedoch die Erholung. Das Volumen der Kreditneuzusagen bewege sich im ersten Quartal seitwärts zum Vorquartal und blieb damit oberhalb des Vorkrisenniveaus.
Investitionszurückhaltung mindert Neugeschäft
Zum Jahresstart sank der Finanzierungsbedarf der Unternehmen für Investitionen. Die nominalen Investitionsausgaben der Unternehmen gingen im ersten Quartal um 0,9% zum Vorquartal zurück. Der Abwärtstrend bei den Investitionen setzte sich fort und dürfte seinen Tiefpunkt erreicht haben. Während die Finanzierungskosten eher eine untergeordnete Rolle spielten, belasteten primär unsichere Wirtschaftsaussichten und Preissteigerungen die Investitionstätigkeit der Unternehmen. Aufgrund des geringen Mittelbedarfs sank die Kreditnachfrage der Unternehmen im ersten Quartal erneut. Banken und Unternehmen berichteten in Umfragen von weiterhin unterdurchschnittlichem Interesse an Krediten, wobei die Kreditnachfrageschwäche wie im Vorquartal abnahm.
Erholung der Kreditnachfrage erwartet
Die Entwicklung ausgewählter Kreditmotive aus der Bank Lending Survey (BLS) von April zeige bereits, dass sich der negative Einfluss der Anlageinvestitionen und des allgemeinen Zinsniveaus auf die Kreditnachfrage über die letzten Quartale abmilderte. Erstmals seit einem Jahr fragten die Unternehmen wieder mehr Kredite für Lagerhaltung und Betriebsmittel nach. Die Anzeichen für eine Erholung der Kreditnachfrage dürfte sich mit der wirtschaftlichen Stimmungsaufhellung fortsetzen. Zwar würden die Unternehmensinvestitionen nach dem schwachen ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr sinken, für das zweite Quartal werde jedoch mit zunehmenden Investitionsausgaben aufgrund steigender Absatzerwartungen mit der sich erholenden Auslandsnachfrage und dem verbesserten Geschäftsklima gerechnet.
Aussichten für eine nachhaltige Erholung
Die Aussichten für eine nachhaltige Erholung des Kreditneugeschäfts haben sich verbessert. Eine essenzielle Voraussetzung für den Erholungskurs bleibt jedoch eine stabile Belebung der Konjunktur über alle Wirtschaftsbereiche hinweg. KfW-Research rechnet mit einer Seitwärtsbewegung im zweiten Quartal. Mit positiven Wachstumsraten des Neugeschäfts sei aller Voraussicht nach im dritten Quartal zu rechnen, wenn sich die wirtschaftliche Aufhellung etabliert. Anhaltende Handelskonflikte und die anstehende US-Wahl trügen jedoch zu erhöhter wirtschaftspolitischer Unsicherheit bei. Zurückgehaltene Investitionsvorhaben der Unternehmen könnten das Kreditneugeschäft stärker hemmen als erwartet.