“Die Partner vom eigenen Weg überzeugen”
Interview mit Harald Hepperle, Geschäftsführer, Kids Fashion Group
Unternehmeredition: Herr Hepperle, wesentlicher Teil Ihrer Strategie ist der Aufbau eines Markenportfolios unter einem Dach. Worauf achten Sie bei der Auswahl der Akquisitionen?
Hepperle: Wir haben im Zuge der strategischen Neuausrichtung klare Targets identifiziert, mit denen wir wachsen und Synergien auf der organisatorischen Seite wie auch auf der Marktseite nutzen können. Bereits nach der Übernahme des Textilbereichs von Steiff konnten infolge solcher Synergien und durch die wechselseitige Befruchtung der Partner auf beiden Seiten neue Kunden gewonnen werden. Die Abnehmer wiederum profitieren von unserer Multi-Brand-Strategie, weil sie verschiedene Marken bei einem Lieferanten ordern können. Wir haben dazu im Rahmen unserer Vertriebsaußendienstorganisation – die wir von freien Handelsvertretern auf angestellte Mitarbeiter umgestellt haben – Sales Regions geschaffen, in denen immer ein Vertriebsdirektor für alle Marken verantwortlich ist. Der Kunde steht im Mittelpunkt: Er soll aus dem gesamten Markenportfolio auswählen können.
Unternehmeredition: Wie spiegeln sich die betrieblichen Prozesse in der Organisationsstruktur wider?
Hepperle: Für Produktentwicklung, Design und Vertriebsmanagement der einzelnen Marken sind eigenständige GmbHs zuständig, so dass die Marken ihre Individualität behalten. Andererseits setzen wir mit unserer Businessplattform auf Shared Service, um die Vereinheitlichung von Prozessen wie Buchhaltung, IT, Logistik und Einkauf umzusetzen. Das haben wir in einer Art Holdingstruktur zusammengefasst.
Unternehmeredition: Was waren die größten Herausforderungen bei der Neuausrichtung?
Hepperle: Bei der Integration der Unternehmen darf man keinen zusätzlichen Overhead aufbauen, sondern man muss schlanke Strukturen und auch bei positiver Geschäftsentwicklung ein straffes Kostenmanagement beibehalten. Es ist wichtig, die richtigen Mitarbeiter zu behalten und weiterzuentwickeln. Ebenso muss man sich auf die neuen Marken einlassen, ohne die eigene Identität aufzugeben. Zu den größten Herausforderungen gehört aber auch die Finanzierung. Man muss die Partner vom eigenen Weg überzeugen, so dass sie den Weg mittragen. Bei uns geht es dabei zum einen darum, den Kapitalbedarf passend zu unserem saisonalen Geschäft zu decken. Zum anderen mussten wir die Finanzierung des Wachstums sichern, denn wir hatten bei deutlich über 100% Umsatzwachstum in den letzten sechs Jahren fast eine Verdoppelung des Kapitalbedarfs. Wir haben da gute Unterstützung von unseren Banken bekommen, uns aber auch bei der Eigenkapitalquote signifikant verbessert. Das geschah einerseits durch Einlagen der Gesellschafter und das Engagement der MBG, andererseits durch den Verzicht auf Gewinnentnahmen. Dadurch konnten wir bei den Banken zusätzlich Vertrauen schaffen.
Unternehmeredition: Herr Hepperle, vielen Dank für das Gespräch.
Kurzprofil: Kids Fashion Group – Josef Kanz GmbH & Co. KG
Gründungsjahr: 1949
Branche: Kinderbekleidung
Unternehmenssitz: Pliezhausen bei Stuttgart
Mitarbeiter: 700 weltweit
Umsatz 2011: k.A.
Internet: www.kids-fashion-group.com