Konjunkturindikatoren weiter im Sinkflug

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Die wirtschaftliche Stimmung in Deutschland verschlechtert sich weiter, wie der jüngste ifo-Geschäftsklimaindex für August 2024 zeigt. Mit einem Wert von 86,6 Punkten sank der Index auf den niedrigsten Stand seit Februar und verzeichnete damit den dritten Rückgang in Folge. Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen der befragten Unternehmen wurden pessimistischer bewertet. Die deutschen Unternehmen sehen sich zunehmend mit einer herausfordernden wirtschaftlichen Situation konfrontiert.

Besonders stark betroffen sei das Verarbeitende Gewerbe, dessen Index im August merklich nachgab. Die Unternehmen beurteilten ihre laufenden Geschäfte deutlich schlechter als zuvor, und die Erwartungen fielen auf den tiefsten Stand seit Februar. Dies sei vor allem auf rückläufige Auftragsbestände zurückzuführen, die insbesondere die Investitionsgüterhersteller vor große Herausforderungen stellen. Die schwache Nachfrage und die anhaltende Unsicherheit im Markt belasten laut der Umfrage die Aussichten in diesem Sektor erheblich.

Dienstleistungssektor und Handel unter Druck

Auch im Dienstleistungssektor verschlechterte sich das ifo-Geschäftsklima im August weiter. Hauptursache sei die zunehmend skeptischeren Erwartungen der Unternehmen. Die aktuelle Lage wurde ebenfalls leicht negativer eingeschätzt, was auf die nachlassende Dynamik in der Branche hindeutet. Im Handel konnte der Index hingegen leicht zulegen, getrieben von etwas weniger pessimistischen Erwartungen. Allerdings bleiben die Händler mit den laufenden Geschäften unzufriedener, was auf eine anhaltende Zurückhaltung der Verbraucher hinweist.

Bruttoinlandsprodukt schrumpft

Die anhaltend schwache Konjunktur spiegelt sich auch in den aktuellen BIP-Zahlen wider. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte laut KfW Research im zweiten Quartal 2024 um 0,1%, nachdem es im ersten Quartal noch um 0,2% gewachsen war. Diese Entwicklung verlängere die sogenannte “Wellblechkonjunktur”, die seit zweieinhalb Jahren anhält. Dabei folgt auf jedes Quartalswachstum ein Rückgang im darauffolgenden Quartal. Unter dem Strich sei die aktuelle Wirtschaftsleistung kaum höher als vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie.

KfW Research senkt Prognose

Ein wesentlicher Faktor für das schwache Wachstum seiend die nachlassenden Investitionen in Bauten und Ausrüstungen. Der Rückgang der Bauinvestitionen im zweiten Quartal war nach der milden Witterung im Spätwinter zu erwarten, die das Bauwesen im ersten Quartal begünstigt hatte. Für das dritte Quartal 2024 wird ein geringfügiges Wachstum erwartet, doch die Aussichten bleiben verhalten. Zwar sind die Voraussetzungen für eine konsumgetriebene Erholung dank gesunkener Inflationsraten und steigender Nominallöhne vorhanden, doch wird diese Erholung laut KfW Research später einsetzen und schwächer ausfallen als zunächst prognostiziert. Die Konjunkturprognose für das Jahr 2024 wurde auf 0,1 % gesenkt, gefolgt von einer moderaten Erholung auf 1,0% im Jahr 2025.

Rezessionsrisiken nehmen zu

Auch der HCOB Flash Deutschland Composite PMI deutet auf eine anhaltende Schwäche hin. Der Index fiel im August von 49,1 auf 48,5 Punkte und blieb damit weiter unter der neutralen Wachstumsschwelle von 50,0 Punkten. Besonders in der Industrie sind die Einbußen beträchtlich. Der Produktionsindex lag bei 42,9 Punkten, was auf einen anhaltend starken Rückgang hinweise. Die Nachfrageflaute und der Rückgang der Aufträge belasten laut den Befragten die Industrie schwer. Dr. Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, bezeichnete die Lage als „Desaster“ und betonte, dass eine Erholung der deutschen Industrie derzeit nicht in Sicht sei. Der starke Rückgang der Auftragseingänge sei besonders besorgniserregend und unterstreicht die schwierige Lage, in der sich die deutsche Wirtschaft aktuell befindet.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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