Klein und gefragt – Teil 1

Der Markt für Firmenübernahmen im deutschen Mittelstand floriert. Strategische Käufer und Finanzinvestoren stehen Schlange und treiben mit ihren Angeboten die Preise in die Höhe. Weckten bisher größere Mittelständler ihr Interesse, stehen nun immer öfter auch kleine Unternehmen auf der Einkaufsliste. Firmenchefs, die verkaufen möchten, sollten nicht zu lange warten.

Die Zahlen für das erste Halbjahr 2017 des renommierten Anbieters für internationale Firmeninformationen Bureau van Dijk sprechen für diese Entwicklung. So ist die Anzahl aller Firmenkäufe in der DACH-Region im ersten Halbjahr 2017 im Vergleich zu 2015 von 2.530 auf 2.880 geklettert. In der ersten Jahreshälfte 2016 lag sie auf ähnlich hohem Niveau wie in diesem Jahr. Auch der Gesamtwert der Übernahmen kletterte von 109 Mrd. auf 161 Mrd. Euro im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2016. Bei der Zahl der Transaktionen landet Deutschland nach Großbritannien auf Rang zwei.

Trend Übernahmen (2) © Bureau van Dijk

Deutlicher Preisanstieg

Die Preisentwicklung ist in der Tat beträchtlich. „Im vergangenen Jahr haben die Summen, die Investoren für deutsche Unternehmen zu zahlen bereit waren, gegenüber 2015 noch einmal um fünf bis zehn Prozent angezogen“, sagt Sebastian Göring von der Unternehmensberatung Euroconsil aus Stuttgart. Dabei hatten M&A-Experten bereits das erste Halbjahr 2015 als „All Time High“ ausgerufen. Je nach Branche belief sich die Kaufsumme für große Mittelständler mit Umsätzen über 250 Mio. Euro im Gesamtjahr 2016 gängigen Datenbanken zufolge auf EBIT-Multiples von bis zu zehn. Das bedeutet: Käufer legten im besten Fall das Zehnfache des Geschäftsergebnisses vor Zinsen und Steuern hin. Inzwischen sind Investoren bereit, das Zwölffache zu zahlen. Im mittleren Segment, also für Mittelständler, die Umsätze zwischen 50 und 250 Mio. Euro schreiben, lassen sich EBIT-Multiples von bis zu zehn erzielen. Da ist es kein Wunder, dass Firmenkäufer sich verstärkt kleinere Unternehmen anschauen, bei denen sich die Multiples noch zwischen fünf und acht bewegen.

Hinter dem Anstieg der Kaufpreise steht der immer weiter zunehmende Appetit in- und ausländischer Investoren auf den deutschen Mittelstand. „Wir sehen derzeit sowohl Finanzinvestoren als auch Strategen quasi aus aller Herren Länder“, sagt Florian von Alten, Vorstand der M&A-Beratung Oaklins Angermann AG in Hamburg. Zwar sei die Zahl der Transaktionen mit deutscher Beteiligung im ersten Halbjahr 2016 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum etwas zurückgegangen. Deutlich häufiger haben dagegen deutsche Unternehmen im Ausland zugeschlagen. „Der Markt in Deutschland läuft aber immer noch hervorragend“, ist von Alten überzeugt. „Wir werden ein sehr aktives zweites Halbjahr 2017 sehen.“

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