Weniger als die Hälfte (45%) der deutschen Arbeitnehmer traut ihren Vorgesetzten zu, KI effektiv in die Unternehmensprozesse einzubinden. Das geht aus der neuesten Studie „State of AI in Employee Experience“ von Qualtrics über die KI-Trends 2025 hervor. Weltweit vertrauen der Studie zufolge sogar nur 53% der Mitarbeitenden weltweit darauf, dass ihre Vorgesetzten KI effektiv in die Arbeitsabläufe einbinden werden – ein Wert, der fast 20 Prozentpunkte niedriger ist als der von leitenden Angestellten. Hinzu kommt, dass laut den Studienergebnissen nur die Hälfte der Mitarbeitenden auf Manager-Ebene und darunter (52%) glaubt, dass die Führungskraft bei Entscheidungen über neue Technologien ihr Wohlergehen über den Gewinn stellt – ein Wert, der 17% niedriger ist als der von Führungskräften; und 47% sagen, dass neue Technologien mit klaren KI-Prinzipien, ethischen Grundsätzen und Richtlinien eingesetzt werden – im Vergleich zu 69% der Führungskräfte.
Divergierende Erwartungen: Produktivität versus Qualität
Darüber hinaus klaffen demnach die Erwartungen an KI deutlich auseinander: Während sich Führungskräfte mehr Produktivität erhoffen, wollen Arbeitnehmer vorrangig die Qualität ihrer Arbeitsergebnisse mit KI steigern. „Wir stellen fest, dass die Wahrnehmung zwischen den Mitarbeitenden und ihren Führungskräften stark auseinanderklafft, was einen Mangel an Vertrauen offenbart. Wir wissen auch, dass es in Zeiten des Wandels schwieriger ist, Vertrauen zu gewinnen, was diese Kluft nochmals vergrößert“, so Dr. Benjamin Granger, Chief Workplace Psychologist bei Qualtrics. „Künstliche Intelligenz ist derzeit einer der wichtigsten Treiber für Veränderungen und die Bedeutung des Aufbaus von Vertrauen, um das volle Potenzial der KI überhaupt erschließen zu können, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Damit Unternehmen ihre Mitarbeitenden auf diese Reise mitnehmen können, müssen sie den vertrauensbildenden Verhaltensweisen der Führungskräfte Vorrang einräumen – dazu gehört, dass sie sich um ihre Mitarbeitenden kümmern, deren Bedenken anerkennen, ihnen zuhören und die Gründe für Veränderungen klar kommunizieren.“
In Sachen KI ist ein starkes Mitarbeitererlebnis Trumpf
Wenn die Erwartungen der Mitarbeitenden am Arbeitsplatz erfüllt werden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihren Führungskräften bei der Implementierung von KI vertrauen, 3,8-mal höher, die Wahrscheinlichkeit, dass sie KI positiv gegenüberstehen, 2,2-mal höher, und die Wahrscheinlichkeit, dass sie KI mindestens einmal pro Woche nutzen, 2,7-mal höher als bei Mitarbeitenden, deren Erwartungen nicht erfüllt werden.
Auch die Häufigkeit, mit der Unternehmen Feedback einholen, hat einen Einfluss auf die Zufriedenheit mit KI: Arbeitnehmer, die mindestens einmal im Monat um Feedback gebeten werden, sind 1,7-mal vertrauensvoller gegenüber ihren Vorgesetzten und positiver gegenüber KI im Vergleich zu denjenigen, die in einem zweijährigen oder längeren Zyklus Feedback geben. Diejenigen, die die Möglichkeit haben, monatlich Feedback zu geben, sind auch 2,3-mal eher bereit, KI wöchentlich zu nutzen.
„Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen einer guten Mitarbeitererfahrung und der Akzeptanz von KI durch die Mitarbeitenden“, so Granger. „Diese Tatsache erhöht die Notwendigkeit für Unternehmen, die Spannungen zwischen Führungskräften und ihren Teams zu beseitigen und sich auf die Vertrauensbildung zu konzentrieren. Letztlich ist der häufige und kontinuierliche Dialog das Vehikel für organisatorisches Vertrauen, das der Schlüssel zum Aufbau eines Wettbewerbsvorteils ist.“
Europäer legen Wert auf Verbesserung der Arbeitsqualität
Das Management mag sich von der Einführung von KI einen Produktivitätsschub erhoffen, muss seine Erwartungen aber möglicherweise zurückschrauben. Nur 27% der Arbeitnehmer geben an, dass sie die durch den Einsatz von KI eingesparte Zeit nutzen werden, um die Menge ihrer Arbeit zu erhöhen. Stattdessen werden sie die zusätzliche Zeit viel eher dazu nutzen, die Qualität (47%) und Effizienz (42%) ihrer Arbeit zu verbessern.
Ein genauerer Blick darauf, wie Arbeitnehmer in verschiedenen Ländern KI nutzen, zeigt regionale Muster. In den Vereinigten Staaten würden Mitarbeitende KI am ehesten zur Steigerung ihrer Produktivität einsetzen. In Europa wird stark Wert auf die Verbesserung der Arbeitsqualität gelegt, und für Arbeitnehmer in Asien ist Effizienz der wichtigste Nutzen.
„Oberflächlich betrachtet scheint es einen weiteren Punkt zu geben, an dem der Wert von KI nicht richtig eingeschätzt wird – während Führungskräfte von Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen schwärmen, sehen die Mitarbeitenden das nicht unbedingt genauso“, sagt Granger. „Hier besteht klar Diskussionsbedarf und die Erwartungen sollten frühzeitig festgelegt werden. Doch diese Erkenntnisse beinhalten auch eine sehr gute Nachricht für Unternehmen, da sie zeigen, dass sich die Mitarbeitenden auf die Verbesserung der Dienstleistungen, Produkte und Erfahrungen konzentrieren, die sie anbieten!“