Die hohen Kaufpreise für Unternehmen sorgen für Bewegung am M&A-Markt. Zum einen sind einige Mittelständler eher bereit, zumindest Teile ihres Unternehmens zu verkaufen. Zudem spüren Investoren auch aufgrund des niedrigen Zinsumfelds einen Anlagedruck. Wie geht es weiter am M&A-Markt? Unternehmeredition fragte nach.
Wie wird sich der M&A-Markt 2016 entwickeln?
Dr. Christian Becker, Partner, GÖRG Partnerschaft von Rechtsanwälten mbB
Dirk F. Freiland, Geschäftsführender Gesellschafter, Clairfield International GmbH
Dr. Björn B. Schmidt, Director, IEG – Investment Banking Group
Dr. Peter A. Frankenberg, Geschäftsführer, IVC Mergers & Acquisitions GmbH
Die hohen Bewertungen für Unternehmen sorgen für Bewegung am M&A-Markt. Zum einen sind einige Mittelständler eher bereit, zumindest Teile ihres Unternehmens zu verkaufen. Zudem spüren Investoren auch aufgrund des niedrigen Zinsumfelds einen Anlagedruck. Vier Experten über die weitere Entwicklung.
Welche Länder stehen momentan im Fokus?
In europäischen M&A-Prozessen sehen wir seit 2016 verstärkt chinesische Käufer. Früher haben die Chinesen sich häufig nur das Zielunternehmen angesehen. Jetzt erhalten sie auch zunehmend den Zuschlag. Zudem interessieren sich auch einige deutsche Unternehmen für Zukäufe im asiatischen Raum.
Deutschland steht im Fokus vieler internationaler Unternehmen. Die Käufer im Mittelstand kommen immer noch überwiegend aus Europa, insbesondere Italien, Frankreich, Benelux und Skandinavien. USA als Käufer ist traditionell stark, aber China lernt immer besser, den Mittelstand zu verstehen und sich als Käufer zu empfehlen. Deutsche Unternehmen suchen derzeit überwiegend Zugang zu neuen Technologien, aber auch sehr stark nach intelligentem Personal.
Im Bereich Internet und Technologie bleibt der deutschsprachige Raum ein wichtiger Markt. Zudem sollte die hiesige Start-up-Szene von den Folgen des Brexit insbesondere im Hinblick auf Kapital und talentierten Arbeitskräften profitieren. Gleichzeitig wird die Rolle von asiatischen, allen voran chinesischen und indischen Investoren bei europäischen Internet- und Technologietransaktionen wichtiger denn je: Ihr Engagement wird in den kommenden Quartalen stärker.
Die meisten Beteiligungskäufe deutscher Unternehmen finden nach wie vor in Deutschland selbst statt. Wenn deutsche Unternehmen im Ausland akquirieren wollen, stehen häufig Projekte in Österreich, in der Schweiz oder in Nordamerika im Fokus. Sind deutsche Unternehmen selbst Zielobjekt, kommen die Kaufinteressenten bisher meist aus Deutschland, der Schweiz, den USA und Großbritannien. Im ersten Halbjahr 2016 haben sich jedoch die M&A-Aktivitäten chinesischer Unternehmen in Deutschland gegenüber den Vorhalbjahren fast verdoppelt.
Die hohen Bewertungen für Unternehmen sorgen für Bewegung am M&A-Markt. Zum einen sind einige Mittelständler eher bereit, zumindest Teile ihres Unternehmens zu verkaufen. Zudem spüren Investoren auch aufgrund des niedrigen Zinsumfelds einen Anlagedruck. Vier Experten über die weitere Entwicklung.
Sind Unternehmer aufgrund der derzeit hohen Preise eher bereit, ihr Unternehmen zu verkaufen?
Mit Ausnahme von Sondersituationen wie zum Beispiel Nachfolgesituationen sehen wir bei Unternehmern derzeit noch keine erhöhte Verkaufsbereitschaft. Dort stellt sich für den Fall eines Verkaufs auch immer gleich die Frage nach Alternativinvestitionen für den erzielten Kaufpreis. Allerdings nutzen viele Finanzinvestoren das derzeit relativ hohe Kaufpreisniveau zum Exit.
Wir sehen, dass die Bereitschaft steigt, was auf zwei Gründe zurückzuführen ist. Zum einen stehen sicher die hohen Kaufpreise im Vordergrund, verbunden mit der hohen Liquidität von strategischen und Finanzinvestoren. Auf der anderen Seite spüren die Unternehmen den zunehmenden internationalen Druck und hohen Innovationsbedarf mit entsprechenden Investitionen wie etwa im Industrie-4.0-Umfeld. Nicht jeder möchte diese Investitionen alleine tätigen.
Derzeit sind die Bewertungsniveaus sehr attraktiv. Gleichwohl ist die Bewertung des Unternehmens bei einem Exit nur ein Teil der Gleichung – man denke etwa an den Garantiekatalog eines Anteilskaufvertrages. Insgesamt ist die Nachfrage an Unternehmen, die innovativ, stark wachsend und profitabel sind, seitens der Investoren riesig. Wenn der Verkaufsprozess richtig gemanagt wird, gibt es daher kaum ein besseres Zeitfenster für einen Exit als derzeit.
Richtig ist, dass die Preise für Unternehmensbeteiligungen in den letzten Jahren angesichts der hohen Nachfrage und der niedrigen Zinsen für die Verkäufer meist sehr attraktiv waren. Seit einiger Zeit beobachten wir aber, dass einige mittelständische Unternehmer ihren Unternehmensverkauf angesichts der schlechten Alternativanlagemöglichkeiten entweder ganz zurückstellen oder statt eines Gesamtverkaufs nur einen Teilverkauf durchführen wollen.