“In einem anhaltend herausfordernden Umfeld hat sich der deutsche Beteiligungsmarkt stabilisiert. Die Investitionen von Beteiligungsgesellschaften summierten sich im ersten Halbjahr 2023 auf 6,2 Mrd. EUR“, so Ulrike Hinrichs, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) zu den heute vorgelegten Marktzahlen. „Nach dem Einbruch im zweiten Halbjahr 2022 bedeutet dies sogar ein Investitionsplus. Vom Niveau des Vorjahreszeitraums und der Halbjahre zuvor sind wir allerdings immer noch ein Stück entfernt. Vor dem Hintergrund der anhaltend schwierigen politischen und gesamtwirtschaftlichen Lage spricht diese Stabilisierung für einen robusten Markt. Gleichwohl dürften die Investitionen der Jahre 2019 bis 2022 nicht erreicht werden“.
Investitionen von 6,20 Mrd. EUR bedeuten zwar einen Zuwachs von 44% im Vergleich zum vorherigen Halbjahr, als vom eingetrübten wirtschaftlichen Umfeld belastet nur 4,32 Mrd. EUR investiert wurden. Das Investitionsniveau des ersten Halbjahres 2022 mit 10,68 Mrd. EUR wurde jedoch deutlich verfehlt. Insgesamt wurden 426 Unternehmen in den ersten sechs Monaten des Jahres mit Beteiligungskapital finanziert, davon 322 mit Venture Capital.
Venture Capital-Investitionen robust
Die Venture Capital-Investitionen haben den Rückschlag aus dem zweiten Halbjahr 2022 wegstecken können. 1,34 Mrd. EUR investierten Beteiligungsgesellschaften in den ersten sechs Monaten und damit etwas mehr im Halbjahr zuvor (1,24 Mrd. EUR). „Das Niveau des außerordentlich starken Zeitraums 2021 bis zum ersten Halbjahr 2022 mit jeweils mehr als 2 Mrd. EUR ist derzeit nicht erreichbar. Wir liegen aber über den Investitionen bis 2020, was für das gereifte Ökosystem spricht“, ordnet Hinrichs die Zahlen ein.
Buy-Outs mit Plus zum Vorhalbjahr
Auch die Buy-Out-Investitionen konnten zwar das zweite Halbjahr 2022 übertreffen, verfehlten aber das erste Semester 2022 deutlich. Insgesamt 4,36 Mrd. EUR wurden bei Übernahmen investiert, verglichen mit 2,00 Mrd. EUR (H2) bzw. 6,69 Mrd. EUR (H1) im Jahr zuvor. Die Zahl der Transaktionen lag mit 39 deutlich unter dem Vorjahr. „Die Lage bei Buy-Outs bleibt unverändert von konjunkturellen Unsicherheiten und dem Zinsniveau belastet. Transaktionen werden durch unsichere Geschäftsaussichten und schwierige Kaufpreisfindung komplexer“, erläutert Hinrichs. „Bis zum Jahresende werden aber noch einige – auch größere – Transaktionen abgeschlossen werden. Dabei scheinen in diesem Jahr insbesondere börsennotierte Unternehmen im Fokus von Private Equity-Gesellschaften“. So sind etwa bei den gelisteten Software AG, ATOSS Software, Va-Q-Tec, SUSE und Synlab Beteiligungsgesellschaften eingestiegen oder haben ihre bestehenden Anteile erhöht und planen zum Teil den Börsenrückzug.
Minderheitsbeteiligungen (Wachstums-, Replacement- und Turnaround-Finanzierungen) bei mittelständischen Unternehmen und reiferen Jungunternehmen summierten auf 0,50 Mrd. EUR und blieben damit deutlich unter dem Vorjahresniveau (H1: 1,80 Mrd. EUR, H2: 0,96 Mrd. EUR). Gerade Wachstumsfinanzierungen bei Grownups fielen geringer aus. Zudem fluktuieren in diesem Marktsegment die Investitionen regelmäßig aufgrund großer Einzelinvestments.
Schwieriges Fundraising-Umfeld
In einem schwierigen Fundraising-Umfeld warben deutsche Beteiligungsgesellschaften im ersten Halbjahr bei Investoren neue Mittel von 3,83 Mrd. EUR ein. Damit liegt das Fundraising zwischen den Ergebnissen der Vorjahreshalbjahre (H1: 4,83 Mrd. EUR, H2: 3,50 Mrd. EUR). „Die Zahlen profitieren von einigen wenigen großen Fonds etablierter Gesellschaften. In der Breite beobachten wir jedoch eine Zurückhaltung von institutionellen Investoren und langwierigere Fundraising-Prozesse“, erläutert Hinrichs. „Das Fundraising-Niveau des Vorjahres dürften wir im aktuellen Umfeld nicht erreichen.“
Die gesamte, vorläufige Statistik für das erste Halbjahr 2023 finden Sie auf der Website: www.bvkap.de