Integration muss von der Wirtschaft ausgehen, und sie gelingt nur gemeinsam – so die Initiative „Wir Zusammen“. Projektleiterin Marlies Peine erklärt den Hintergrund.
- Was sind Ihre Anforderungen an Unternehmen?
Der Fokus liegt auf der ganzheitlichen Integration. Natürlich müssen Flüchtlinge in Ausbildungs- und Praktikumsplätze gebracht werden. Letztendlich geht es aber auch um die Integration in die Gesellschaft. Dafür braucht es die Mitarbeiter. Nur mit ihnen können Flüchtlinge etwa die Sprache richtig lernen. Oder kulturelle Feinheiten wie Pünktlichkeit. Das Ganze hat auch eine psychosoziale Komponente: Für viele Flüchtlinge ist es nicht einfach, jeden Tag die volle Leistung am Arbeitsplatz zu zeigen, viele sind traumatisiert und haben eine harten Weg hinter sich. Solche Dinge muss man wissen und berücksichtigen, deswegen sind Mentorenprogramme wichtig für uns.
- Die DZ Bank will 50 Praktikums- und Hospitantenplätze an allen Standorten in Deutschland vergeben. Das können sich kleinere Unternehmen nicht leisten.
Das stimmt. Das heißt aber nicht, dass kleinere Unternehmen nichts machen würden: Wir stellen gerade ein Unternehmen mit rund 70 Mitarbeitern auf die Seite. Hier wurden drei Flüchtlinge aufgenommen, die eine duale Ausbildung in der Schreinerei und im Marketing machen. In solchen Unternehmen sind Flüchtlinge oft schneller integriert, weil sie eher klein sind. Das hat also auch Vorteile. In kleinen Unternehmen wird sozusagen eine Rundumbetreuung ermöglicht.
- Sollte die Politik hier finanziell unterstützen?
Ich glaube, wenn gerade Mittelständler hier größere Unterstützung bekämen, wären sie sicherlich williger und schneller mit Engagement zur Stelle. Die Integration und Beschäftigung eines Flüchtlings im Unternehmen ist wirklich ein Kraftakt, der mit viel Bürokratie verbunden ist.
Zur Person
Marlies Peine ist Projektleiterin von „Wir Zusammen“, einer Initiative der Ralph und Judith Dommermuth Stiftung aus Montabaur. Auf der Plattform stellen deutsche Unternehmen ihre Integrationsprojekte für Flüchtlinge vor. Ziel ist, das vielfältige Engagement öffentlich zu machen und andere Unternehmen zu motivieren – vor allem Mittelständler. www.wir-zusammen.de
Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.