Insolvenzzahlen steigen – aber bessere Stimmung

Insolvenz
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Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist im April erneut gestiegen, besonders betroffen bleibt die Bau- und Immobilienbranche. Trotz steigender Nachfrage zögern viele Kunden, neue Bauprojekte zu starten. Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland erreichte im April einen neuen Höchststand. Laut dem IWH-Insolvenztrend wurden 1.367 Insolvenzen gemeldet, was einen Anstieg von 5% gegenüber dem Rekordwert im März darstellt. Im Vergleich zum April 2023 liegt die Zahl 47% höher und übertrifft den Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 um 40%.

Mehrere Branchen betroffen

Höchststände wurden in mehreren Branchen erreicht, darunter der Bausektor, Handel, Dienstleistungsbereich sowie Information und Kommunikation. Besonders betroffen sind größere Mittelständler, was sich erheblich auf die Beschäftigtenzahl auswirkt. „Die Bau- und Immobilienbranche ist weiterhin stark von Insolvenzen betroffen. Viele Unternehmen stecken in Großprojekten fest, denen die Liquidität ausgegangen ist“, sagt Dr. Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID). „Obwohl die Nachfrage steigt, warten viele Kunden auf günstigere Preise, um neue Bauvorhaben zu starten.“

Zahlungsmoral sinkt

Die weltweite Zahlungsmoral hat sich im vergangenen Jahr so stark verschlechtert wie seit 2008 nicht mehr: Die globalen „Days Sales Out standing“ (DSO) – also der Zeitraum zwischen Rechnungslegung und deren Bezahlung – sind um drei Tage an gestiegen auf nunmehr 59 Tage. Der Anstieg sei damit fast doppelt so hoch wie 2022. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Studie von Allianz Trade. Deutsche Unternehmen begleichen ihre Rechnungen im Schnitt nach 54 Tagen. Auch Firmen in den Niederlanden oder Skandinavien zahlen schneller als der weltweite Schnitt. In Frankreich, Italien und Spanien so wie im asiatischen Raum würden die Rechnungen im Durchschnitt deutlich später bezahlt. Die Zahlungsmoral gilt als wichtiger Indikator für potenzielle Zahlungsausfälle und damit Vorbote für Insolvenzen. Die Finanzierungsengpässe von Unternehmen erreichten im Jahr 2023 ein Rekordhoch, was vor allem auf den größten Anstieg der Zahlungsfristen seit 2008 zurückzuführen sei.

Pessimismus im Mittelstand lässt nach

Die Stimmung unter den Mittelständlern in Deutschland verbessert sich mit Beginn des Frühlings deutlich. Laut dem KfW-ifo-Mittelstandsbarometer stieg das Geschäftsklima im April merklich an. Besonders die Geschäftserwartungen der Unternehmen für die kommenden sechs Monate haben sich deutlich verbessert. Dies sei der höchste Wert seit einem Jahr und signalisiere einen positiven Einstieg in das Frühlingsquartal. Die Aufhellung der Stimmung erstreckt sich laut einer Mitteilung über nahezu alle Hauptwirtschaftsbereiche. Im Großhandel fiel das Geschäftsklima jedoch nach einem starken Anstieg im März wieder etwas ab. Im Bauhauptgewerbe stieg die Stimmung hingegen erheblich, wodurch der Bau die „rote Laterne“ in der Stimmungstabelle an den Großhandel abgab. Auch bei den Dienstleistern setzt sich der positive Trend fort und im Einzelhandel und im Verarbeitenden Gewerbe wurden moderate Verbesserungen gemeldet.

Konjunkturelle Entwicklung besser

Das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeigt, dass der Stimmungsumschwung im Mittelstand zum Besseren vollzogen ist. Die Unternehmen blicken mit deutlich weniger Pessimismus in die Zukunft als zu Beginn des Jahres. Harte Konjunkturdaten wie die Produktion und der Großhandelsumsatz zogen seit Jahresbeginn etwas an. Das Statistische Bundesamt meldete Ende April einen realen Anstieg des BIP im ersten Quartal, entgegen den ursprünglich befürchteten negativen Erwartungen. Die konjunkturelle Durststrecke scheint nach den neuen Zahlen weitgehend durchschritten zu sein, und es wird von den KfW-Experten erwartet, dass 2024 ein moderates Wachstum erreicht wird, das sich 2025 spürbar beschleunigen könnte.

 

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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