Insolvenzen sollen weiter steigen

Foto: © Alexander Limbach_AdobeStock

Die wirtschaftliche Schwäche in Europa bringt viele deutsche Unternehmen in Schwierigkeiten. Der Kreditversicherer Allianz Trade prognostiziert für 2024 rund 22.300 Insolvenzen in Deutschland – ein Plus von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch im September hatte das Unternehmen mit einem geringeren Anstieg von 21% auf etwa 21.500 Fälle gerechnet. Auch für das Jahr 2025 erwartet Allianz Trade einen weiteren Anstieg um 4 Prozent auf etwa 23.000 Insolvenzen. Damit reiht sich der Kreditversicherer bei den Prognosen vieler anderer Wirtschaftsexperten ein, die mit einem weiteren Anstieg der Fallzahlen rechnen.

Wirtschaftsschwäche belastet Unternehmen

Laut Milo Bogaerts, dem CEO von Allianz Trade für Deutschland, Österreich und die Schweiz, leiden besonders deutsche Firmen unter der schwachen europäischen Konjunktur. Unternehmen, die sich auf außereuropäische Wachstumsmärkte konzentrieren, sehen sich zusätzlichen Exportrisiken ausgesetzt. Ein erster Rückgang der Insolvenzen auf etwa 22.100 Fälle wird laut Allianz Trade frühestens 2026 erwartet.

Viele deutsche Unternehmen stehen vor vielfältigen Herausforderungen: Neben schleppender Nachfrage und sinkender Wettbewerbsfähigkeit führen steigende Löhne und auslaufende Corona-Kredite zu finanziellen Engpässen. Die Refinanzierung wird zudem durch gestiegene Zinsen und eine schlechtere Zahlungsmoral erschwert. Aktuelle Zahlen des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle zeigen, dass die Insolvenzzahlen im dritten Quartal 2024 auf den höchsten Stand seit 14 Jahren gestiegen sind.

Globaler Anstieg der Insolvenzen

Auch global zeigt sich Allianz Trade pessimistisch. Der Kreditversicherer erwartet für 2024 weltweit einen Anstieg der Insolvenzen um 11 Prozent und für 2025 eine Steigerung von 2 Prozent. Die USA verzeichnen dabei die stärksten Zuwächse. Ebenfalls signifikante Anstiege werden für Russland, China, Taiwan sowie Deutschland und Italien erwartet. Aylin Somersan Coqui, CEO der Allianz Trade Gruppe, betont die Belastung durch die schwache globale Nachfrage, geopolitische Unsicherheiten und ungleiche Finanzierungsmöglichkeiten. Besonders gefährdet sind die Bau-, Einzelhandels- und Dienstleistungsbranchen. Die steigenden Insolvenzen könnten schwerwiegende Folgen für den Arbeitsmarkt haben. In Europa und Nordamerika stehen bis zu 1,6 Millionen Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

Vorheriger ArtikelUnternehmen in Deutschland blicken pessimistisch in die Zukunft
Nächster ArtikelDeutschland bleibt das „Sorgenkind der EU“