Die Indus Holding setzt in ihrem Portfolio auf industrielle Wertschöpfung. Ihre Unternehmen handeln eigenverantwortlich und sind daher in der Lage, schnell auf veränderte Situationen zu reagieren.
Unternehmeredition: Indus verfolgt ein diversifiziertes Geschäftsmodell. Hilft das bei der Krisenbewältigung?
Dr. Johannes Schmidt: Vor zehn Jahren hatten wir die Finanzkrise, die Coronapandemie ist noch nicht überstanden und jetzt kommen große Unsicherheiten durch die Inflation und den Ukrainekrieg hinzu. In solchen Zeiten hilft eine breite Aufstellung sehr – umso mehr, als wir bei Indus unseren Gesellschaften große unternehmerische Freiheiten einräumen. Das ermöglicht gerade in Krisenzeiten eine schnelle Reaktion auf sich verändernde Umstände. Ein weiterer Vorteil eines diversifizierten Portfolios ist, dass es in jeder Krise Gesellschaften gibt, die ihr widerstehen und sich gut entwickeln.
Welche Unternehmen passen zu Indus?
Wir investieren in klassische mittelständische Unternehmen. Die meisten von ihnen waren bis zu unserem Einstieg familiengeführt. Ein gemeinsamer Nenner ist auch immer ein
gewisser Teil industrieller Wertschöpfung. Es gibt also ein Produkt, das man anfassen kann, ergänzt um digitale Angebote und Dienstleistungen rund um das Produkt. Überdies müssen die Unternehmen profitabel sein – mit EBIT-Margen über 10%. Schließlich muss eine neue Beteiligung in einen unserer definierten Zielmärkte passen, zum Beispiel Mess-, Automatisierungs- und Regelungstechnik oder auch Bautechnik.
Wie sehr sind die Unternehmen der Holding durch den Krieg in der Ukraine betroffen?
Russland und die Ukraine haben in der Vergangenheit nur gut 1% des Konzernumsatzes gebracht. Die direkten wirtschaftlichen Folgen sind somit gering. Die indirekten Auswirkungen sind dagegen in jedem unserer Unternehmen spürbar. Dazu gehören massive Preissteigerungen für Energie.
Die Firmenbewertungen sinken infolge der allgemeinen Unsicherheiten. Ergeben sich dadurch Kaufgelegenheiten?
Der für Indus relevante M&A-Markt ist aktuell gedämpft. Potenzielle Firmenverkäufer halten sich im Moment eher zurück. Sie wissen, dass Käufer Fragen stellen, etwa inwieweit man Lieferkettenprobleme hat, ob man die hohen Materialpreise an die Kunden weitergeben kann und welche Aussichten in diesen unsicheren Zeiten bestehen. Grundsätzlich ergeben sich für Käufer durchaus Chancen. Aktuell kommt der Markt zurück, was die Bewertungen angeht. Indus ist in Bewertungsfragen aber immer mit Augenmaß vorgegangen. Wir haben die Preisexzesse der vergangenen zwei Jahre ohnehin nicht mitgemacht.
Wird man sich an einen Krisenmodus gewöhnen?
Die Welt ändert sich, das ist klar. Ich glaube aber, dass in Krisen immer auch Chancen liegen. Das wird derzeit viel zu wenig gesehen. Mangel, welcher Art auch immer, hat seit jeher Innovationen erzwungen. Ich bin zum Beispiel davon überzeugt, dass die Energiewende durch die aktuelle Energieknappheit und die Teuerung einen riesigen Schub bekommen wird. Zahlreiche deutsche Unternehmen sind in diesem Bereich gut positioniert. Auch für viele Indus-Unternehmen bieten sich hier Chancen. Geopolitisch treten wir wohl in eine Phase größerer Unsicherheiten. Wir werden ein weiteres Auseinanderrücken der großen Wirtschaftsblöcke sehen mit eher protektionistischen Tendenzen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass man breit diversifiziert und zudem auch in Feldern unterwegs ist, die am Ende von der jeweiligen Situation profitieren können.
Wir danken Ihnen für die interessanten Einblicke!
ZUR PERSON
Dr. Johannes Schmidt,
Vorstandsvorsitzender,
Indus Holding AG