„Marke – immer in Verbindung“ lautete das Fokusthema des 21. Internationalen Marken-Kolloquiums vom 11. bis 13. September im Kloster Seeon, das von der Mandat Managementberatung organisiert wird. Rund 80 Unternehmer, Geschäftsführer und Vorstände aus der DACH-Region versammelten sich wie jedes Jahr zu einem zweieinhalbtägigen reichhaltigen Programm vor der schönen landschaftlichen Kulisse, um sich in Impulsvorträgen, Panels und Gesprächen über ihre Markenstrategien auszutauschen und voneinander zu lernen.
Den Auftakt machte Timm Homann, CEO der 1968 gegründeten Ernsting’s family GmbH & Co. KG, eines der größten Cross-Channel-Anbieters im deutschen Textileinzelhandel. „In allem, was wir machen, sind wir Familie!“ betonte der Manager. Das Unternehmen befindet sich zu 100% in den Händen der Eigentümer und erzielt mit seinen 12.500 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von rund 1,4 Mrd. EUR. Als wichtigen Erfolgsfaktor nannte Homann die hohe Filialdichte: „In acht Minuten ist unsere nächste Filiale erreichbar“. Über allem stehe die Marke. Diese sei pure Leistung, immer Sender und nie Empfänger und werde von allen gelebt: „Das kleinste Element repräsentiert das Ganze und sorgt für eine verdichtende Stärkung!“, so der CEO.
Damit die Marke ihre volle Wirkung entfalten könne, müsse diese wiedererkennbar sein, allerdings nicht im Sinne einer Wiederholung des immer Gleichen, sondern im Sinne von sogenannter Selbstähnlichkeit, die sich trotz Veränderung in gewohnten Ritualen und Elementen, quasi einem „genetischen Code“ der Marke, spiegele. Dabei sei es vor allem wichtig, dass sich die Markenevolution in kleinen Schritten – „kontinuierlich, aber verdaulich“ − vollziehe. „Die beste Veränderung ist die, die man nicht bemerkt“, resümmierte er.
Innovation als oberstes Markencredo
Harald Vogelsang, kaufmännischer Geschäftsführer der Vogelsang GmbH & Co. KG, gab Einblicke in die wechselvolle nahezu 100-jährige Geschichte des Familienunternehmens, das sich vom einstigen Sägewerk zu einem internationalen Maschinenbaukonzern mit rund 1.300 Mitarbeitern und 200 Mio. EUR Umsatz entwickelt hat. Als treibende Kraft setzt Vogelsang auf Innovation: „Wir haben Entwicklung nie budgetiert“, so der Geschäftsführer. Unter anderem prägte Vogelsang Erfindungen wie die Drehkolbenpumpe oder ein Schleppschlauchsystem zur umweltfreundlichen Ausbringung von Gülle. Seit den 1990er-Jahren konzentriert sich das Unternehmen auf die Herstellung von Produkten in den Bereichen Abwasser, Agrartechnik, Biogas, Industrie und Verkehrstechnik.
„Was steckt hinter Doping für die Marke?“ – lautete die Frage, mit der sich Eduard R. Dörrenberg in seinem Vortrag befasste. Der Geschäftsführer der Dr. Kurt Wolff GmbH & Co. KG betonte, dass das Wachstum der Marken aus den Bereichen Pharmazeutik, Kosmetik, Konsumgüter, darunter die bekannte medizinische Kopfhautpflege Alpecin, bisher voll organisch erfolgt sei. „Wir müssen anders sein, nicht wie die Großen“, führte er als Credo an. Innovationen bilden auch hier den Wachstumsmotor. Zuletzt tat sich das Unternehmen mit einem Koffein-Shampoo mit dem Werbeslogan „Doping für die Haare“ hervor. „Koffein fördert Haarwuchs“, erläuterte Dörrenberg. Die Quelle aller Produktinnovationen bei Dr. Wolff, ob Zahncreme, Desinfektionsgel, Hygienebalsam, Mund- und Rachenspülung, seien wissenschaftliche Erkenntnisse.
Gemeinnützigkeit und Nachhaltigkeit als treibende Werte
„Radfahren ist das neue Golf“ – so die Überzeugung von Paul Schif, Geschäftsführer von Laureus Sport for Good Foundation Germany, Austria. Die Stiftung unterstützt weltweit über 250 soziale Sportprogramme in mehr als 40 Ländern und war Partner der Pushbiker-Rennradtour, die dem Vorabendevent mit dem österreichischen Spitzensportler und mehrfachen Olympiasieger Felix Gottwald am 11. September vorausgegangen war. Ziel der Stiftungsarbeit ist es, mithilfe der Sportangebote Gewalt, Diskriminierung und Benachteiligung von Millionen von Kindern und Jugendlichen zu beenden. Im Fokus steht, die Persönlichkeitsentwicklung mittels Sport zu fördern. Bildung sei ein wesentlicher Ansatzpunkt. Schif verfolgt die Vision, bis 2030 an allen Schulen eine tägliche Sport-for-Good-Stunde einzuführen.
Die Biene steht für Mathias Bösch im Mittelpunkt. Er leitet bereits in zweiter Generation die 2012 gegründete Schweizer Bee-Family AG. In dem Familienunternehmen, das auf einem ehemaligen Bauernhof beheimatet ist, dreht sich alles um das Wohl der nützlichen Insekten. Die Produktqualität und eine Unternehmensführung, die im Einklang mit der Natur steht, bilden das A und O. 10 Tonnen Premiumhonig in 18 verschiedenen Sorten der feinsten Bioqualität werden hier jährlich produziert, was 50.000 Gläsern Honig entspricht. Das Unternehmen ist bestrebt, unter Beibehaltung seiner hohen Standards, seinen Output künftig mit mehr Geschwindigkeit und kreativen Ideen zu steigern und skalieren.
Refurbed-Gründer erhält 13. Award des Internationalen Marken-Kolloquiums
Einen der besonderen Höhepunkte bildete wie immer die Verleihung des inzwischen 13. Awards des Internationalen Marken-Kolloquiums am Abend des 12. Septembers im Rahmen eines festlichen Dinners auf der Seiser Alm, von wo aus die Gäste einen herrlichen Blick auf den Chiemsee genießen. Der diesjährige Preis ging an Kilian Kaminski, einen der drei Co-Founder von Refurbed, einem Online-Marktplatz für wiederaufbereitete Produkte im deutschsprachigen Raum. Seit der Gründung im Februar 2017 ist das österreichische Unternehmen innerhalb von weniger als fünf Jahren auf mehr als 150 Mitarbeiter angewachsen und hat auf dem Weg dorthin zahlreiche Auszeichnungen gewonnen sowie mehrere große Finanzierungsrunden abgeschlossen. Refurbed gilt inzwischen als Aushängeschild der österreichischen Start-up-Szene.
Scale-up-Session: Der Impact macht den Unterschied
Ein weiterer Höhepunkt war die Scale-Up-Session am zweiten Konferenztag des Kolloquiums. Hier stellten drei ausgewählte Scale-Up-Gründer ihre Unternehmenskonzepte in je einminütigen Elevator Pitches vor. Christian Grasmann, der bis Ende 2018 auch als Radrennfahrer aktiv war, gründete die Maloja Pushbikers. Die Mannschaft widmete sich zunächst schwerpunktmäßig dem Bahnradsport, bevor die Organisation im Straßenradsport mit einem österreichischen UCI Continental Team kooperierte und später als neues Continental Team deutscher Nationalität registriert wurde. Später kamen noch ein Shop, ein Café und eine Werkstatt hinzu. „Wir verkaufen kein Produkt, sondern wollen Emotionen auslösen“, beschreibt Grasmann die Unternehmensphilosophie. Es gehe vor allem um die Freude am Radsport und darum, mehr Menschen dafür zu begeistern.
Gesund und wirksam als Unterscheidungsmerkmal − eine spezielle Formel aus biologischen Heilpflanzen zur natürlichen Haarfärbung und Haarpflege hat Bahar Krahn entwickelt. Die Jungunternehmerin engagierte sich in jahrelanger, intensiver Laborarbeit dafür, um eine gesunde Alternative zur konventionellen Kosmetik zu schaffen. „Wir haben 16.000 Behandlungen über sieben Jahre durchgeführt, um diese Formel zu finden“, so Krahn. Unter der Marke „Noelie“ vertreibt sie heute mit 49 Angestellten an zwei Standorten in Wiesbaden und nahe Stuttgart ihre zertifizierte Biowirkstoffkosmetik.
Mit der Marke mucki Protein verfolgt der Österreicher Dr. Alexander Novotny von AnovonA nicht nur die Mission, besonders hochwertige Proteinprodukte mit medizinischem Know-how zu kreieren, sondern setzt dabei auch auf möglichst regionale Wertschöpfung. „Mit unseren emotional ansprechenden mucki Lebensmitteln möchten wir nicht nur im Supermarkt-Setting eine außergewöhnliche Proteinqualität anbieten, sondern für aktive Menschen, die sich mit Fitness identifizieren, täglich einen kleinen Betrag zu einem positiven Lebensgefühl leisten“, so der Jungunternehmer. Inzwischen konnte mucki nicht nur namhafte Händler wie REWE, budni, BILLA, Interspar, MPREIS, bp, Coop in Deutschland, Österreich und der Schweiz für eine Zusammenarbeit gewinnen, sondern auch erfolgreiche Finanzierungsrunden abschließen. Neben einem großen deutschen Mineralbrunnen und anderen namhaften Investoren wie der Biogena Gruppe stieg zuletzt auch der Hersteller der mucki Protein Drinks, die SalzburgMilch in das weiterhin zum Großteil von Ärzten gehaltene Start-up ein.
Systematisch lernen und schneller handeln
Fabian Vollberg (li.) stellte eine Reihe von Handlungsmustern zur erfolgreichen Unternehmensführung vor. „Es ist wichtig, nach jedem Schritt oder Meilenstein zu schauen, was funktioniert hat und was nicht.“ So lasse sich in vergleichbaren Situationen eine Brücke bauen. Außerdem gelte es ins Handeln zu kommen. „Wachstumschancen müssen erkannt und genutzt werden“, so der Strategieberater. Es müsse darum gehen, Situationen schneller zu bewerten und anzugehen und auf diese Weise umsetzungsstärker zu werden. Die wichtigste Lesson Learned: Solange man etwas nicht praktisch umsetzt, was man grundsätzlich richtig fände, weiß man gar nichts darüber!
Als Drittes gelte es, sich nicht nur darüber klar zu werden, wo man stehe und hinwolle, sondern auch darüber zu sprechen und dem gesamten Team hiermit Orientierung und Sicherheit zu geben.
Die Abschlussrede des 21. Internationalen Marken-Kolloquiums hielt Caroline Bosbach, Bundesvorsitzende des Jungen Wirtschaftsrats der CDU e.V.. Mit ihrem Vortrag „So geht Zukunft! Unser Wirtschaftsstandort Deutschland als Motor und Wachstumstreiber Europas“ klang das Event aus. Es hinterließ die Teilnehmenden wie immer mit einer Fülle an wertvollen Impulsen und Impressionen sowie interessanten Kontakten.
Das nächste Internationale Marken-Kolloquium findet vom 10. bis 12. September 2025 statt. Mehr Informationen finden Sie hier.
Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.