Immerhin keine Rezession – aber nur geringes Wachstum

Foto: © Miha Creative_AdobeStock
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Derzeit bewegt sich die Wirtschaftsleistung in Deutschland nach Ansicht von Wirtschaftsexperten auf einem Niveau, das kaum über dem Level vor der Pandemie liegt. Seitdem tritt die Produktivität im Land mehr oder weniger auf der Stelle. Außen- und binnenwirtschaftlich habe es zuletzt mehr Gegen- als Rückenwind gegeben. Das ist dann auch der Grund dafür, dass die fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem „Frühjahrsgutachten“ nur noch ein geringes Wirtschaftswachstum vom 0,1% erwarten. In ihrer jüngsten Gemeinschaftsprognose – dem „Herbstgutachten“ – hatten sie noch 1,3% erwartet. Nun wird ein deutlicheres Wirtschaftswachstum in Deutschland vertagt auf das Jahr 2025, denn dann wird mit einem Wachstum von 1,4% gerechnet.

Keine große Dynamik

Laut dem Frühjahrsgutachten, das heute veröffentlicht wurde, gehe zähe konjunkturelle Schwächephase mit schwindenden Wachstumskräften einher. In der lahmenden gesamtwirtschaftlichen Entwicklung würden sich konjunkturelle und strukturelle Faktoren überlagern. Zwar dürfte ab dem Frühjahr nach Ansicht der Autoren eine Erholung einsetzen, die Dynamik werde aber insgesamt nicht allzu groß ausfallen. Im laufenden Jahr werde der private Konsum zur wichtigsten Triebkraft für die Konjunktur, im kommenden Jahr dann vermehrt auch das Auslandsgeschäft. „Im bisherigen Dreiklang aus lahmender Konjunktur, lähmender Politik und leidendem Wachstum ändert sich nur die konjunkturelle Tonlage von Moll auf Dur“, sagt Stefan Kooths, Konjunkturchef am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel).

Fortwährende Unsicherheit über die Wirtschaftspolitik belaste die Unternehmensinvestitionen, die sich trotz der erwarteten Belebung im kommenden Jahr dann auf dem Niveau des Jahres 2017 bewegen dürften. Die deutschen Ausfuhren seien trotz steigender weltwirtschaftlicher Aktivität zurückgegangen. Der private Konsum sei später und weniger dynamisch angezogen als bislang von den Gutachtern erwartet. Die effektiven Verdienste würden in den Jahren 2024 und 2025 voraussichtlich um 4,6 bzw. 3,4% zulegen. Damit könnten die Reallöhne über den gesamten Prognosezeitraum weiter zunehmen. Insgesamt erwarten die Institute einen Anstieg der Verbraucherpreise um 2,3% im laufenden und um 1,8% im kommenden Jahr. Die Arbeitslosigkeit dürfte nur noch geringfügig steigen und bereits ab dem Frühjahr wieder sinken.

Behutsame Reform der Schuldenbremse

Wirtschaftspolitisch empfehlen die Institute in ihrem Frühjahrsgutachten eine behutsame Reform der Schuldenbremse. Dies solle gemäß dem Vorschlag der Deutschen Bundesbank erfolgen, der mehr schuldenfinanzierte Investitionen als bislang zulässt. Zudem wird angeregt, die Defizitbegrenzung nach einem Ziehen der Ausnahmeklausel nicht mehr abrupt, sondern stufenweise wieder scharf zu stellen. Wichtiger sei aber eine Neugestaltung der staatlichen Finanzverfassung, um kommunale Investitionstätigkeit besser von konjunkturell bedingten Haushaltsnöten abzuschirmen. Die Gemeinschaftsdiagnose wird zweimal im Jahr im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz erstellt. Am Frühjahrsgutachten 2024 haben mitgewirkt: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. in Kooperation mit dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel), Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Kooperation mit dem Institut für Höhere Studien Wien.

Ifo-Geschäftsklimaindex steigt

Die Stimmung unter den Unternehmen hat sich merklich verbessert. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im März gestiegen. Insbesondere die Erwartungen der Unternehmen seien deutlich weniger pessimistisch ausgefallen. Auch die Einschätzungen zur aktuellen Lage würden sich verbesserten. „Die deutsche Wirtschaft sieht einen Silberstreif am Horizont“, erklärt dazu Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts. Im Verarbeitenden Gewerbe habe sich das Geschäftsklima markant verbessert. Die Unternehmen zeigten sich merklich zufriedener mit den laufenden Geschäften. Von Optimismus seien die Firmen aber noch ein Stück entfernt, zumal der Auftragsbestand war weiter rückläufig ist. Auch im Dienstleistungssektor und im Handel besserte sich der Index.

 

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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