Jeder kennt sie: praktische Faltboxen als Aufbewahrungskisten oder Einkaufskörbe.
Wenn man sie nicht mehr braucht, werden sie flott zusammengeklappt. Solche praktischen Behälter gibt es auch in großen Dimensionen mit einer Nutzlast vom mehreren Hundert Kilogramm. Die KTP Kunststoff Palettentechnik GmbH hat hier technisch die Nase vorn. Wachstumskapital gab es von VR Equitypartner.
Das saarländische Unternehmen KTP produziert faltbare Großladungsträger für Produktionsunternehmen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Durch das Zusammenfalten kann beim Rücktransport einiges an Platz und damit Energie eingespart werden. „Wir erreichen bei bestimmten Systemen inzwischen eine Volumenreduzierung im Bereich von 80% – trotzdem können diese Behälter jeweils bis zu 500 Kilogramm tragen“, erklärt Andreas Wintrich, Geschäftsführer in zweiter Generation. Die Verpackungslösungen von KTP können es hinsichtlich der Stabilität mit Stahlbehältern aufnehmen, obwohl sie aus Kunststoff sind und noch dazu faltbar.
Recyclingquote bis zu 90%
Die Idee für diese praktischen Boxen für den industriellen Einsatz entstand vor mehr als 30 Jahren. Unternehmensgründer Horst Wintrich arbeitete für den Automobilhersteller Ford als Entsorger und Verwerter in Saarlouis. Aufgrund der großen Mengen an Kunststoffabfällen entstand die Idee für die Herstellung von Paletten und später auch für Behälter – jeweils aus Recyclingkunststoff. „Wir haben bei unseren Produkten eine Recyclingquote von bis zu 90%. Wir sparen also nicht nur Logistikkosten, sondern tragen auch zur Vermeidung von Abfällen bei. Der Gedanke der Nachhaltigkeit und des schonenden Umgangs mit der Umwelt ist die DNA unserer Firma“, fährt Andreas Wintrich fort. Dank der immer weiter verbesserten Technik gelinge es KTP, Behälter von höchstem Wert herzustellen – nahezu vollständig aus Recyclingmaterialien. Lediglich bei den beweglichen Teilen in den Systemen werden noch herkömmliche Kunststoffe verwendet.
Entwicklung mit dem Kunden
Neue Systeme und Produkte entstehen bei KTP oft in Zusammenarbeit mit den Kunden. Spezielle Anforderungen für die zu transportierenden Waren spielen dabei eine besondere Rolle. „Unsere Behälter müssen in der Fabrik gut funktionieren, denn sonst werden sie von den Beschäftigten vor Ort in den Abläufen nicht akzeptiert“, erläutert Wintrich. Da die einzelnen Firmen spezielle Anforderungen haben, produziert KTP die Behälter immer auftragsbezogen für den Kunden. Eine weitere Individualisierung kann auch beim Innenbereich des Behälters erfolgen, denn meist sind hier Aussparungen für bestimmte Werkstücke notwendig, beispielsweise bei einem Autoscheinwerfer. Sogenannte Textilgefache innerhalb der Box ermöglichen dies – und natürlich sind diese Teile ebenfalls einklappbar. Der Schutz der Waren in den Behältern ist wichtig, um Komplikationen und Qualitätsprobleme in der Produktion zu vermeiden.
„Smart Fix“ als „iPhone-Moment“
Die Mechaniken für das Falten der Behälter werden aufgrund der langen Markterfahrung und des eigenen Erfindergeists zusehends ausgeklügelter. „Wir erleben immer wieder den einen oder anderen iPhone-Moment bei unserer Produktentwicklung“, scherzt Wintrich. Ein wesentlicher Meilenstein war die Entwicklung des Smart-Fix- Systems vor mehr als zehn Jahren. Hier gelang es zum ersten Mal, die Trägerpalette, den äußeren Ring und Deckel fest miteinander zu verbinden. Dies ermöglicht ein Falten des Behälters in wenigen Sekunden. Aktuell arbeitet das Team bei KTP daran, das Verhältnis von Nutzvolumen und Gewicht der Behälter immer weiter zu verbessern. „Wir haben inzwischen mehr als 3 Mio. KTP-Behälter weltweit im Umlauf – in 100 Ländern“, erklärt Wintrich mit einem gewissen Stolz. Produziert wird am Gründungsstandort Bous und seit 2019 auch im neuen Werk in Lisdorf; beide Orte liegen im Saarland.
Internationales Wachstum fortsetzen
Möglich wurde das internationale Wachstum von KTP unter anderem durch die enge Zusammenarbeit mit dem Beteiligungsunternehmen VR Equitypartner GmbH. Der Einstieg erfolgte im Jahr 2011 als Minderheitsbeteiligung. „Wir waren stark beeindruckt von der Innovationskraft und Kundenorientierung des Unternehmens. Uns wurde schnell klar, dass gerade aufgrund der Fokussierung auf vergleichsweise geringe und kundenindividuelle Produktanpassungen nachhaltig sehr gute Erträge erzielt werden können – auch aufgrund der langen Kundenbeziehungen“, sagt Christian Futterlieb, Geschäftsführer bei VR Equitypartner. Mit der Beteiligung löste VR Equitypartner einen früheren Private-Equity-Investor ab. „Wir haben uns in den ersten Gesprächen gleich hervorragend verstanden und dann gemeinsam eine Strategie für die Zukunft entwickelt“, erinnert sich Wintrich. Ganz oben auf der Prioritätenliste standen Wachstum und eine Fortsetzung der Internationalisierung. 2013 eröffnete KTP einen neuen Standort im chinesischen Taicang. Vor knapp drei Jahren nahm ein neues Werk in Lisdorf den Betrieb auf, um die wachsende Nachfrage befriedigen zu können.
Wertschöpfungskette erweitert
Der nächste große Schritt war die Übernahme der Mehrheit der Anteile an K2 Pak aus Koper, Slowenien im vergangenen Jahr. Mit dem Zukauf von K2 Pak konnte KTP die eigene Wertschöpfungskette erweitern. Das Geschäftsfeld rund um den Bereich der Innenverpackung der Transportbehälter soll Synergien heben und zudem neue Kundengruppen erschließen.
KTP war bereits Anfang 2022 mehrheitlich bei K2 Pak eingestiegen; der Anteil wurde nun zum Jahreswechsel noch einmal deutlich aufgestockt. Für die Zukunft planen KTP und VR Equitypartner eine Fortsetzung des internationalen Wachstums. Weitere Märkte in China, Südamerika und den USA sollen erschlossen werden. Auch weitere Zukäufe sind denkbar.
„Insgesamt läuft der Markt gut“
Interview mit Christian Futterlieb, Geschäftsführer, VR Equitypartner GmbH
Unternehmeredition: Wie sehen Sie aktuell das geschäftliche Klima für Private-Equity-Investments?
Christian Futterlieb: Eigentlich hatten wir eine größere Unsicherheit am Markt erwartet, aber wir konnten 2022 mit einem neuen Rekord bei den Neuinvestments von rund 120 Mio. EUR abschließen – wobei wir im Schwerpunkt im Small-Cap-Bereich unterwegs sind. Insgesamt läuft der Markt für Unternehmensbeteiligungen weiter gut, auch wenn die Unsicherheiten immens sind.
Wo lohnt es sich gerade besonders
zu investieren?
Wir beobachten, dass sich die Branchen sehr unterschiedlich entwickeln. Konjunkturabhängige Unternehmen tun sich im M&A-Markt deutlich schwerer. Zudem sind langfristige Prognosen derzeit schwierig – aber die Investoren sind nicht verschreckt. Aktuell wachsen viele Investoren eher über Add-ons. Hier besteht ein geringeres Risiko, denn man hat entsprechende Markterfahrungen.
Wie wichtig ist qualifiziertes Personal für das Wachstum?
Die Verfügbarkeit von qualifiziertem und motiviertem Personal ist inzwischen zum wichtigsten Faktor für den Unternehmenserfolg geworden. Wachstum kann nur funktionieren, wenn auch genügend Menschen mit an Bord sind und dabei helfen. Manchmal lohnt es auch, einen neuen Ansatz zu wählen. Das lösen wir bei unseren Plattforminvestitionen, indem wir nach unserem Einstieg bei weiteren Zukäufen die Unternehmen insbesondere im administrativen Bereich entlasten. So haben sie mehr Zeit für ihre Kunden. Aber die Demografie wird ein beherrschendes Thema bleiben.
KURZPROFIL KTP Kunststoff Palettentechnik
Gründungsjahr: 1988
Branche: Paletten und Intralogistik
Unternehmenssitz: Bous, Saarland
Umsatz 2022: > 60 Mio. EUR (inkl. K2Pak)
Mitarbeiterzahl: > 330
www.ktp-online.de
Dieser Beitrag ist in der aktuellen Magazinausgabe der Unternehmeredition 1/2023 mit Themenschwerpunkt “Unternehmensnachfolge” erschienen.
Alexander Görbing
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.