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Im Zeichen der Stabilität

Die Insolvenzentwicklung war 2014 einmal mehr geprägt von der guten Wirtschafts- und Konjunkturlage der letzten Jahre. Auf breiter Front verringerten sich die Insolvenzzahlen. Bei den Unternehmensinsolvenzen gab es einen Rückgang von 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Mit insgesamt 23.800 Fällen sank die Zahl der Unternehmensinsolvenzen auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren. Auch die Verbraucher in Deutschland profitierten offenbar von den günstigen Rahmenbedingungen. 2014 summierte sich die Zahl der Verbraucherinsolvenzen auf 86.900. Zuletzt war 2005 eine geringere Zahl registriert worden. Die Reform des Verbraucherinsolvenzrechts, die unter bestimmten Bedingungen eine schnellere Restschuldbefreiung ermöglicht, blieb bislang ohne nennenswerte Auswirkungen auf das Insolvenzgeschehen.

Soloselbständige 

Mehr Fälle als im Vorjahr (24.600; +2,0 Prozent) gab es lediglich bei den sonstigen Insolvenzen, was hauptsächlich auf Insolvenzen ehemals Selbstständiger zurückzuführen war und auf Westdeutschland beschränkt blieb. Immer mehr dieser Fälle werden durch ein vereinfachtes Verfahren analog einer Verbraucherinsolvenz abgewickelt. Hinter diesen Fällen verbergen sich viele Insolvenzen, die mit einer früheren unternehmerischen Tätigkeit der Betroffenen zusammenhängen und meist dadurch ausgelöst wurden. Beispielsweise sind hier Verbindlichkeiten aus dem Kauf der Geschäftsausstattung oder aus der Anmietung von Büroräumen aufgelaufen, die nicht mehr bedient werden können. Bei einer Vielzahl an Insolvenzgläubigern bleibt meist nur der Weg über ein normales Regelinsolvenzverfahren. Dabei ist der vereinfachte Verfahrensweg versagt, wenn etwa Forderungen von ehemals beschäftigten Arbeitnehmern bestehen oder die Vermögensverhältnisse unübersichtlich sind (mehr als 20 Gläubiger).

Weniger Schäden für Gläubiger und Arbeitsplätze

Die voraussichtlichen Schäden für die Insolvenzgläubiger summierten sich 2014 auf schätzungsweise 26,1 Mrd. Euro (Vorjahr: 26,9 Mrd. Euro). Das liegt deutlich unter dem langjährigen Durchschnittswert. Auch die Arbeitsplatzverluste verringerten sich, da es weniger Großinsolvenzen gab. Insgesamt waren 264.000 Arbeitnehmer betroffen (Vorjahr: 285.000).

Auf junge Unternehmen (bis zu vier Jahre alt) entfielen 28,4 Prozent der Insolvenzen. Das war ein geringerer Anteil als im Vorjahr und zeigt, dass Unternehmensgründungen in den zurückliegenden Jahren offenbar stabiler geworden sind.Die Insolvenzentwicklung war 2014 einmal mehr geprägt von der guten Wirtschafts- und Konjunkturlage der letzten Jahre. Auf breiter Front verringerten sich die Insolvenzzahlen. Bei den Unternehmensinsolvenzen gab es einen Rückgang von 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Auch 2014 war das Insolvenzgeschehen geprägt von kleinen Unternehmen. In etwa acht von zehn Fällen (80,9 Prozent) waren Unternehmen betroffen, in denen maximal fünf Beschäftigte tätig waren. Dieser Anteil ist gegenüber dem Vorjahr gestiegen, sodass davon auszugehen ist, dass Kleinstunternehmungen von der guten Wirtschaftslage der letzten Zeit weniger stark profitieren konnten. Lediglich 90 Unternehmensinsolvenzen wurden registriert, bei denen der Jahresumsatz über 50 Mio. Euro lag. Die größte Einzelinsolvenz des Jahres betraf die Verlagsgruppe Weltbild mit rund 6.800 Beschäftigten.

Ein deutlicher Rückgang der Insolvenzzahlen war im Verarbeitenden Gewerbe festzustellen. Die Zahl der betroffenen Unternehmen sank gegenüber dem Vorjahr von 2.170 auf 1.760 (-18,9 Prozent). Im Baugewerbe betrug das Minus lediglich 5,7 Prozent. Der Großteil der Unternehmensinsolvenzen (57,1 Prozent) entfiel einmal mehr auf das Dienstleistungsgewerbe.

Billiges Geld als Rettung

Dabei fördern die günstigen Finanzierungsbedingungen die aktuell positiven Entwicklungen vor allem bei den Unternehmensinsolvenzen. Sowohl für die Fremdfinanzierung, etwa mittels eines Bankkredits oder Leasingvertrages, als auch für die Innenfinanzierung etwa über Erträge waren die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft weiter günstig. Insbesondere blieben die langfristigen Zinsen für Unternehmenskredite, die insbesondere für Investitionen entscheidend sind, laut den Bundesbankstatistiken historisch niedrig.

Die Insolvenzquoten (Zahl der Insolvenzen je 10.000 Unternehmen) waren in allen vier Hauptwirtschaftsbereichen rückläufig. Gesamtwirtschaftlich waren 73 Unternehmenspleiten je 10.000 Bestandsunternehmen festzustellen (Vorjahr: 80). Auch in der längerfristigen Entwicklung sind die Insolvenzquoten deutlich zurückgegangen und dokumentieren so die sichtliche Entspannung im deutschen Insolvenzgeschehen. So halbierte sich die Insolvenzquote beispielsweise im Verarbeitenden Gewerbe gegenüber 2009 von 91 auf 42. Allein im Handel fiel die Positiventwicklung verhaltener aus.

Die ersten Monate des Jahres 2015 zeigen mit ihren Zahlen zu den Unternehmens- und Privatinsolvenzen eine Fortsetzung des guten Weges. Die kräftige Konjunktur – auch im Mittelstand – kann zusammen mit dem günstigen Finanzierungsumfeld zu einer weiteren Festigung der Betriebe beitragen. Es ist davon auszugehen, dass die Unternehmensinsolvenzen um einen Wert zwischen fünf und acht Prozent sinken werden. Natürlich nur, wenn keine Schockwellen aus der internationalen Politik oder von den Finanzmärkten für Verwerfungen sorgen.


Zur Person

© Creditreform

Michael Bretz ist Leiter der Wirtschaftsforschung und Mitglied der Geschäftsleitung des Verbandes der Vereine Creditreform. Arbeitsschwerpunkte bei Creditreform liegen in der Wirtschaftsforschung bei Untersuchungen zum Insolvenzgeschehen und den Neugründungen in Deutschland und Europa sowie in Fragen der Finanzierung mittelständischer Unternehmen und der Konjunkturentwicklung. www.creditreform.de

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