Das klassische Bankgeschäft ist nicht mehr einfach. Auch die Unternehmen sind mehr und mehr unzufrieden. Die, die es sich leisten können, gründen eine eigene Bank. So wie der Werkzeughersteller Trumpf aus Ditzingen. Andere Industrieunternehmen könnten folgen. Wir haben mit den Geschäftsführern der TRUMPF Financial Services gesprochen.
Frau Zetzmann-Krien, Herr Dörr, passt eine Bank zu einem schwäbischen Familienunternehmen?
Zetzmann-Krien: Warum nicht, die Schwaben sind sparsam, da passt es, wenn Trumpf eine eigene Bank hat.
Das Vertrauen in Banken sinkt allerdings stetig…
Zetzmann-Krien: Deswegen machen wir es ja selbst. Wir haben eine gute Reputation und leben die eigenen Werte von Trumpf auch in unserer Bank. Im Übrigen ist ein spezialisiertes Kreditinstitut mit hohem Branchen- und Industrie-Know-how ein guter Gegenpol zum etablierten Bankenmarkt. Das sehen auch die Trumpf-Kunden so und schenken uns ihr Vertrauen.
Ihre Bank ist jüngst ein Jahr alt geworden. Was waren die Gründe für die Bankgründung?
Dörr: Bereits seit 2001 hatten wir eine eigene Leasinggesellschaft. Eine zweite kam später dazu und darüber hinaus einige Kooperationen. Schon immer war unser Anspruch, möglichst viel selbst zu machen, das sorgt für ein Höchstmaß an Effizienz – und Spaß. Man kann mehr steuern und strukturieren. Manches geht auch schneller, weil wir nicht mehr auf Dritte angewiesen sind und in den Märkten mit unseren Kunden direkt agieren können.
Geschäfte im Ausland abzuwickeln war bislang sicherlich nicht immer ganz einfach.
Dörr: In jedem Land gibt es für das Leasing- oder Bankgeschäft unterschiedliche Regularien. Ein Leasinggeschäft in Spanien etwa, das in Deutschland mit einer entsprechenden Leasinggesellschaft ausgeführt werden kann, darf dort nur über eine Bank laufen. Daraus entstand die Überlegung, dass wir einen EU-Passport anstreben. Mit diesem kann man EU-weit das gleiche Produktportfolio anbieten wie im Heimatland.
Warum brauchen Unternehmer die Trumpf-Bank? Es ist doch der klassische Auftrag von Kreditinstituten, Geld zu verleihen.
Dörr: Und, tun Sie es?
Sie machen es schon, die Frage ist, wie gut?
Zetzmann-Krien: Es können ja mehrere Player nebeneinander gut existieren. Viele Banken schreiben sich aktuell das Mittelstandsgeschäft groß auf die Fahne. Dennoch ist ein Spezialinstitut wie die Trumpf-Bank sehr gut geeignet, den Kunden zu folgen und das spezifische Know-how einzubringen. Wir sehen zudem, dass etliche Unternehmen großes Interesse haben, einen ähnlichen Weg zu gehen wie wir.