ifo Institut erwartet für Deutschland Rezession und Inflation

Foto: © Miha Creative_AdobeStock
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Das Münchener ifo Institut hat heute seine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum nach eigener Aussage „drastisch gekappt“. Im kommenden Jahr erwartet das Institut nun ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 0,3% und für dieses Jahr nur noch 1,6% Wachstum. Noch im Juni hatten die Experten vom ifo-Institut für das laufende Jahr ein Wachstum für 2022 von 2,5% und für das Jahr 2023 von 3,7% prognostiziert. Im Vergleich zum Juni senkt das ifo seine Wachstumsprognose für 2023 deutlich um 4,0 Prozentpunkte und erhöht die Inflationsprognose kräftig um sechs Zähler. „Das sind ungewöhnlich hohe Änderungen in einem so kurzen Zeitraum“, sagt Wollmershäuser weiter. Die Geldentwertung dürfte in diesem Jahr nach der heutigen Prognose bei durchschnittlich 8,1% und im kommenden Jahr sogar bei 9,3% liegen. „Wir gehen in eine Winter-Rezession“, erklärt Timo Wollmershäuser, der Leiter der ifo Konjunktur-Prognosen.

Bis zu elf Prozent Inflation

Die Kürzungen der Gaslieferungen aus Russland im Sommer und die dadurch ausgelösten drastischen Preissteigerungen würden die wirtschaftliche Erholung nach Corona verhageln. „Erst 2024 erwarten wir eine Normalisierung mit 1,8% Wachstum und 2,4% Inflation“, fährt Wollmershäuser fort. Weil die Energieversorger vor allem zu Jahresbeginn 2023 ihre Strom- und Gaspreise spürbar anheben würden, sei mit einem Anstieg der Inflationsrate im ersten Vierteljahr auf etwa 11% zu rechnen. Dadurch gingen die realen Haushaltseinkommen kräftig zurück und die Kaufkraft sinke spürbar. Das dritte Entlastungspaket der Regierung dürfte diesem Rückgang zwar etwas entgegenwirken, ihn aber bei weitem nicht ausgleichen. „Der Kaufkraftverlust, gemessen am Rückgang der realen Pro-Kopf-Löhne in diesem und im kommenden Jahr um jeweils etwa 3%, ist so hoch wie nie zuvor seit dem Beginn der heutigen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen im Jahre 1970“, fügt Wollmershäuser hinzu.

Energiepreise sinken 2023 wieder

Im weiteren Verlauf des kommenden Jahres schwächt sich der Preisanstieg nach Meinung des ifo-Instituts allmählich ab. Dabei wird davon ausgegangen, dass im Winter genügend Gas zur Verfügung steht. Deshalb sollten die Energiepreise nicht weiter steigen und spätestens ab dem Frühjahr 2023 wieder sinken. Schwere Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt erwartet das ifo Institut durch die schlechte Prognose nicht. Der Beschäftigungsaufbau werde sich nur vorübergehend verlangsamen.

Bisher keine Insolvenzwelle

Das Münchener ifo Institut hat heute seine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum nach eigener Aussage „drastisch gekappt“.
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Nach Angaben des Statistische Bundesamtes von heute ist die Zahl der beantragen Unternehmensinsolvenzen in der ersten Jahreshälfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,0% gefallen. Nach vorläufigen Angaben sind die beantragen Unternehmensinsolvenzen im August 2022 allerdings um 6,6 % gegenüber dem Vormonat gestiegen. „Auch wenn die Zahlen weitgehend unverändert sind, sehen wir in diesen Wochen einen deutlich gestiegenen Beratungsbedarf vor allem bei Unternehmen aus energieintensiven Branchen. Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass bei anhaltend hohen Energiepreisen und entsprechend steigenden Preisen für Rohstoffe und Logistik die betroffenen Unternehmen in die Verlustzone geraten. In der Folge könnten die Unternehmensinsolvenzzahlen innerhalb des kommenden Jahres um bis zu 40% steigen. Dies wäre allerdings auf der historisch niedrigen Basis keine Insolvenzwelle, sondern eine Normalisierung der Zahlen“, erklärt dazu Jutta Rüdlin, Insolvenzverwalterin und Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID).

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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