Trotz eines widrigen Umfeldes ist es der deutschen Wirtschaft 2011 gelungen, sich vom europäischen Negativtrend abzukoppeln. Nach einem guten ersten Quartal zogen jedoch auch hierzulande dunkle Wolken am Konjunkturhimmel auf. In jüngsten Umfragen unter deutschen Unternehmern hat sich die Stimmung deutlich abgekühlt. Hauptursache sind die Sorgen über eine Zuspitzung der europäischen Schuldenkrise, insbesondere in Spanien und Griechenland. Nicht nur im Euroraum deuten zahlreiche Frühindikatoren auf eine rückläufige Wirtschaftsleistung hin. Auch in den USA und wichtigen Schwellenländern wie China oder Brasilien mehren sich die Zweifel an einer weiterhin robusten Wirtschaftsentwicklung.
Außerdem befürchten zahlreiche Unternehmen im Zuge von Basel III einen erschwerten Zugang zu Krediten und schlechtere Konditionen. Zusätzlich belastet die Euro-Staatsschuldenkrise die Refinanzierungsmöglichkeiten der Banken. Diese Mischung aus konjunktureller Eintrübung mit restriktiver Kreditvergabe der Banken birgt Sprengstoff. Deswegen gehen Experten davon aus, dass die Zahl der Restrukturierungsfälle in Deutschland im zweiten Halbjahr steigen wird. Bisher war das Jahr 2012 zwar von stark medienwirksamen Fällen geprägt, wie den Großinsolvenzen Schlecker, Petroplus, Pfleiderer und Q-Cells, ein Anstieg der Firmenpleiten auf breiter Front war jedoch nicht erkennbar.
Wie sollten sich Firmen aktuell aufstellen, um für den nächsten Abschwung gerüstet zu sein? Die Antwort liegt wie immer besonders in flexiblen Kostenstrukturen sowie ausreichend Liquiditäts- und Eigenkapitalreserven, um die bevorstehende Krise überstehen zu können. Dabei spielen die Optimierung des Working Capital, insbesondere der Bestands- und Forderungsabbau, sowie die Verhandlung von Zahlungszielen mit Lieferanten eine wichtige Rolle. Auch sollten Unternehmer nicht vernachlässigen, permanent die Wettbewerbsfähigkeit ihres Geschäftsmodells und ihrer Produkte auf den Prüfstand zu stellen, um rechtzeitig gegensteuern zu können. Ein Unternehmen muss robust genug sein, um Konjunktureinbrüchen aus eigener Kraft standzuhalten und zukunftsfähig zu bleiben.
Markus Hofelich ist Gastautor.