Die Ziegler Holding GmbH, Betreiberin des größten Sägewerks Europas, hat Insolvenz angemeldet. Die Muttergesellschaft der Ziegler Group, mit Sitz in Plößberg in der Oberpfalz, sieht sich aufgrund finanzieller Schieflage gezwungen, den Weg eines Insolvenzverfahrens einzuschlagen. Rund 3.200 Beschäftigte an 34 Standorten blicken in eine ungewisse Zukunft.
In den letzten Jahren erlebte das Unternehmen einen rasanten Aufstieg. Zwischen 2020 und 2022 steigerte die Holding ihren Umsatz von 331 Mio. EUR auf über eine Milliarde Euro. Für 2024 war sogar ein Rekordumsatz von 1,6 Mrd. EUR Euro geplant. Parallel dazu expandierte die Gruppe stark, investierte in Produktionsstätten, übernahm Sägewerke in Schweden und Rumänien und diversifizierte in branchenfremde Bereiche wie Immobilien, Gastronomie und Medien. Allerdings wuchsen auch die Verbindlichkeiten. Laut dem Konzernabschluss von 2022 beliefen sich die Schulden gegenüber Kreditinstituten auf 326 Mio. EUR. Diese finanziellen Verpflichtungen waren in der Hochphase des Holzgeschäfts kein Problem. Doch die anhaltende wirtschaftliche Abkühlung im Baugewerbe und der rückläufige Holzbedarf setzen dem Unternehmen massiv zu.
Krise im Bau- und Holzsektor
Die Krise im Wohnungsbau belastet die gesamte Holzindustrie. Laut dem Deutschen Säge- und Holzindustrie-Bundesverband berichten bereits 40 Prozent der Betriebe über eine schlechte Geschäftslage. Die Nachfrage nach Bau- und Brennholz ist eingebrochen, und auch die Produktionsauslastung bei Holzfaserdämmplatten liegt bei Ziegler nur noch zwischen 40 und 50%. Branchenexperten sehen eine Kombination aus gesamtwirtschaftlichen Faktoren und unternehmerischen Entscheidungen als Grund für die Krise. Die Expansion in nicht rentable Geschäftsfelder und umfangreiche Übernahmen belasteten die Finanzen zusätzlich. Rund 800 Millionen Euro flossen in Akquisitionen und Investitionen. Diese Diversifikation führte jedoch nicht zu den erhofften Erträgen. Vielmehr überforderte sie die Unternehmensstruktur, was in der aktuellen Krise spürbar wird.
Das Amtsgericht Weiden hat den Juristen Volker Böhm als vorläufigen Insolvenzverwalter eingesetzt. Der Geschäftsbetrieb soll zunächst fortgeführt werden. Ob Tochtergesellschaften der Ziegler Group ebenfalls betroffen sind, ist derzeit unklar. Branchenkenner gehen davon aus, dass die Insolvenz vor allem darauf abzielen wird, sich von unrentablen Bereichen zu trennen und den Konzern auf das profitable Holzgeschäft zu konzentrieren.
Aussichten für die Holzindustrie
Während die Nachfrage in Deutschland stockt, zeigt sich international ein positiver Trend. In Nordamerika und anderen Weltregionen steigen die Holzpreise wieder, unter anderem durch Angebotsknappheit. Dieser könnte langfristig auch deutschen Holzproduzenten zugutekommen. Eine Sanierung oder der Verkauf einzelner Unternehmensteile könnten den Fortbestand sichern und das Holzimperium stabilisieren.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.