Gipfeltreffen der Weltmarktführer

Zu Gast in Schwäbisch Hall: In Hohenlohe versammelten sich deutsche Weltmarktführer und Politgrößen zum Gipfeltreffen. Auch über Sorgen und Nöte der Unternehmen wurde diskutiert: Der US-Botschafter musste sich Fragen zum NSA-Skandal anhören. 

Zum vierten Mal fand das Treffen der Weltmarktführer in Schwäbisch Hall statt. Alles, was Rang und Namen hat, traf sich im „Ländle“, um Geschäftsmodelle zu präsentieren, Wachstumschancen zu erörtern aber auch um darüber zu diskutieren, wie man die starke Stellung mittelständischer Unternehmen in Deutschland und weltweit erhalten kann. Die Veranstalter, Ex-Wirtschaftsminister von Baden Württemberg, Dr. Walter Döring, Managementexperte Prof. Bernd Venohr und der Chefredakteur der Wirtschaftswoche, Roland Tichy, führten durch das Programm.

Den Auftakt machte John B. Emerson, US-Botschafter in Deutschland. Für ihn war es kein leichter Auftritt, saßen doch im Publikum mehrere hundert Firmenchefs, die fürchten, dass die NSA Betriebsgeheimnisse ausspioniert. Zwar machte der Botschafter klar, dass kein Unternehmen Angst davor haben müsste, abgehört zu werden. Doch nicht alle Kongressteilnehmer dürfte dies überzeugt haben. Emerson warb um eine künftig gute Zusammenarbeit im Transatlantischen Bündnis, verstand auch den Ärger und die Sorge der Deutschen und betonte gelichzeitig, dass er alles dafür tun werde, verlorengegangenes Vertrauen wieder herzustellen.

Hatte keinen leichten Auftritt: John B. Emerson, US-Botschafter in Deutschland, musste sich kritische Fragen zum Spionierverhalten der USA gefallen lassen.
Hatte keinen leichten Auftritt: John B. Emerson, US-Botschafter in Deutschland, musste sich kritische Fragen zum Spionageverhalten der USA gefallen lassen.

Unter Gleichen hatte es Dr. Bertram Kandziora erheblich leichter, sein Unternehmen vorzustellen. Der Vorsitzende der Stihl AG, Weltmarktführer für Motorsägen, sprach vor allem über das Erfolgsgeheimnis seines Unternehmens: Geradlinigkeit, qualitativ hochwertige Produkte und Nachhaltigkeit seien die Faktoren, die Stihl an der Spitze halten.

Immer wieder wurde auf dem Gipfeltreffen die Bedeutung von Liquidität thematisiert: Sie sollte wichtiger als unkontrolliertes Wachstum sein. Wie es ist, in einer Krise zu stecken zeigt das Beispiel SAF Holland: Der LKW-Zulieferer war währende der Finanzkrise schwer ins Straucheln gekommen. Der Aktienkurs sackte auf 0,38 EUR ab. Lehren aus der Krise zog Detlef Bogenhart, CEO der Gruppe: Frühzeitig die Signale aus dem Markt erkennen, schnell und konsequent handeln und eine solide Eigenkapitalbasis aufbauen. Die hat der Konzern mittlerweile wieder. SAF Holland überlegt, erstmalig eine Dividende zu bezahlen.

Wie sich Krise anfühlt weiß auch Borussia Dortmund Vorstand Hans-Joachim Watzke. Im Jahr 2006 übernahm er einen riesigen Schuldenberg. Der BVB stand vor dem Zwangsabstieg. Mit dem guten Willen der Gläubiger, eiserner Disziplin, jungen Spielern und einem neuen Trainer schaffte der Verein die Wende. Offen und rhetorisch stark erzählte Watzke die Geschichte des BVB. Was er im Vortrag nicht vergaß: Den Bayern die ein- oder andere Watschn mitzugeben. Zum Marktführer in Deutschland reicht es allerdings noch nicht.

Weltmarktführer sitzen auch in Nordrhein-Westfalen, wie etwa das Familienunternehmen Kirchhoff. Der Automobilzulieferer sieht sich gut aufgestellt, und um die Zukunft der Zulieferer ist ihm nicht bange. „75% der Wertschöpfung in der Automobilindustrie kommt von ihnen. Tendenziell wird das eher zunehmen.“ Künftig will Kirchhoff komplette Karosserien und Achsen liefern. Auch das Thema Mobilität im Alter, mit Ein- und Ausstiegshilfen in Autos, will er forcieren.

Marktführer wie der fränkische Sonnenschutzspezialist Warema, der Sitzbauer Recaro, oder die R.Stahl AG, die sich um Explosionsschutz kümmert, gaben Einblicke in ihre Geschäftsfelder. Bei zahlreichen Firmenbesichtigungen konnten die Teilnehmer zudem einen Blick in das Innere der Unternehmen werfen.

Für den Kongress fand EU-Kommissar Günther Oettinger die passenden Worte: Schwäbisch Hall ist das deutsche Davos.

 

Tobias Schorr

schorr@unternehmeredition.de 

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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