Im Ausland wachsen
Konsequent soll das Lebenswerk von Klaus Lenhart weiter verfolgt werden. Ziel ist es zunächst, in Deutschland den Marktanteil zu halten oder leicht zu steigern. Vor allem aber im Ausland sollen Anteile hinzugewonnen werden. In Asien, vornehmlich in China, will Leki neue Kunden finden. Doch es ist nicht einfach, einem Land wie China die Marke einfach so überzustülpen. Extrem wichtig für den Eintritt ist eine genaue Analyse des Marktes: Wer sind meine Partner? Wer passt zu mir? Gibt es ähnliche Produkte im Angebot? Und ganz wichtig: Wie ist die Struktur des Handels? Das sind nur einige Fragen, die sich jedes Unternehmen beantworten sollte, bevor es den Schritt ins Ausland wagt. Die Anforderungen etwa an die Stöcke von Leki sind komplett andere als hierzulande. „Das Produkt muss sich unterscheiden“, sagt Vertriebschef Mayer. Für den asiatischen Markt braucht es kleinere Griffe, kürzere Schlaufen, andere Teller, andere Farben und vor allem andere Stocklängen.
Eines ist den Schwaben allerdings klar: Die Qualität der Stöcke soll Premium sein. Auch künftig soll die Produktion in Tschechien bleiben. Von dort aus wollen sie auch weiterhin den weltweiten Markt versorgen. Die Fertigungstiefe liegt nahezu bei 100%. Zuliefern lassen sich die Kirchheimer ausschließlich Materialien wie Karbon. Sogar die Maschinen, auf denen die Stöcke produziert werden, sind Marke Eigenbau. Leki lebt von Ideen und Innovationen. Mit dem Trigger gelang den Schwaben der Durchbruch: Ende des vergangenen Jahrhunderts entwickelte Klaus Lenhart das Stock-Handschuh-Klicksystem. Im Profi- und zunehmend auch im Breitensport ist der Trigger nicht mehr wegzudenken – ein Stock, bei dem der Sportler die Hand nicht mehr aus der Schlaufe nehmen muss. Mit einem Klick löst sie sich, bleibt am Handgelenk und wird dann wieder eingeklickt. Das neueste Handschuhmodell hat die Schlaufe bereits integriert. „Heute nutzen 100% unserer Fahrer im Slalom und Riesenslalomrennsport den Handschuh mit dem Trigger“, sagt Lenhart. Die Verbindung mit den Stöcken war der Grund, weswegen sich Leki für die Handschuhe als zweite Produktlinie entschied. Heute macht er rund 10% des gesamten Umsatzes aus.
Konkurrenz schläft nicht
Innovationen sind wichtig, denn die Konkurrenz unter den Stockherstellern ist groß: Bei Nordic Walking ist das norwegische Unternehmen Swix stark. Im alpinen Bereich ist die österreichische Komperdell groß. Scott und Black Diamond haben ebenfalls starke Marken. Und kaum eine Woche im Frühjahr vergeht, in der nicht ein Discounter wie Aldi oder Lidl billige Nordic-Walking-Stöcke anbietet. Produziert werden diese in Asien und hier zu Schleuderpreisen zwischen 20 und 30 EUR verkauft. Ein Leki-Stock hingegen kann schon mal ein Mehrfaches kosten. „Wo Leki drauf steht, soll auch Leki drin sein“, sagt Lenhart. Leute, die Nordic Walking betreiben, wollen irgendwann auch mal einen anständigen Stock haben, argumentiert sie. Irgendwann werde das Geschäft zurückkommen. Spätestens wenn der Stock bricht, der Teller abfällt oder die Schlaufe nicht mehr hält. Bei Leki steckt der Familienname (Lenhart/Kirchheim) im Produkt, und dieser verpflichtet eben.
Zum Unternehmen:
Karl Lenhart gründet 1948 einen Holzverarbeitungsbetrieb und konstruiert Stöcke, weil er sich über die schlechte Qualität anderer Anbieter ärgert. Er verrichtet Auftragsarbeit und beliefert die Ausrüster. Im Jahr 1984 übernimmt Klaus Lenhart den elterlichen Betrieb und die Leitung von Leki. 1998 führt er das Klicksystem Trigger 1 ein, das Handschuhe und Stöcke miteinander verbindet. Knapp ein Jahrzehnt später wird der Trigger S als Top-Innovation ausgezeichnet. Leki avanciert zum Weltmarktführer, produziert jährlich mehr als 1 Mio. Stöcke und erwirtschaftet einen Umsatz von rund 40 Mio. EUR. Bei
einem Flugunglück kommt Klaus Lenhart 2012 ums Leben. Seitdem hat seine Frau Waltraud Lenhart die Geschäftsführung inne.
Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.