Die Stimmung im deutschen Private-Equity-Markt hat sich im dritten Quartal 2024 weiter verschlechtert. Der Geschäftsklimaindikator, ermittelt durch KfW Research in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Beteiligungskapital (BVK) und dem Deutsche Börse Venture Network (DBVN), sank um 19 Punkte auf -39,6 Saldenpunkte. Damit liegt der Indikator nahe eines Vierjahrestiefs. Eine ähnlich schlechte Stimmung war zuletzt während der Corona-Pandemie zu verzeichnen. Während die Geschäftslage bereits im zweiten Quartal eingebrochen war, verschlechterten sich nun auch die Geschäftserwartungen deutlich. Der Indikator für die Geschäftslage fiel um 10,9 Punkte auf -40,6 Saldenpunkte, während die Geschäftserwartungen um 27 Zähler auf -38,6 Saldenpunkte absackten.
Zinswende bringt kaum Entlastung
Trotz der jüngsten Leitzinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) und die Federal Reserve (FED) bleibt das Finanzierungsumfeld laut der aktuellen Analyse angespannt. Das Fundraisingklima, das die Mittelbeschaffung für Investitionen misst, rutschte um 21,9 Punkte auf -49,9 Saldenpunkte ab. Dies überrascht, da sinkende Zinsen normalerweise das Fundraising erleichtern und für bessere Stimmung sorgen. Ein Lichtblick zeigt sich jedoch im Zinsklima, das um 16,7 Punkte auf -27,3 Saldenpunkte anstieg. Die Erwartungen bezüglich künftiger Zinssätze verbesserten sich deutlich und erreichten mit -4,6 Saldenpunkten fast wieder den langjährigen Durchschnitt. Dies ließ auch das Refinanzierungsklima leicht aufatmen: Die Verfügbarkeit von Akquisitionsfinanzierungen verbesserte sich.
Schwächen bei Dealflow und Exits
Trotz der verbesserten Finanzierungsmöglichkeiten bleibt die Investitionsbereitschaft gedämpft. Sie sank leicht, hält sich aber weiterhin auf einem positiven Niveau. Laut KfW Research könnten dafür die aktuellen Schwächen im Dealflow und bei Exits verantwortlich sein. Die Qualität und Quantität verfügbarer Deals sowie die Möglichkeiten, bestehende Investments erfolgreich zu veräußern, wurden von Marktteilnehmern erneut negativ bewertet. Auch die Konjunkturentwicklung und die Unsicherheiten im wirtschaftlichen Umfeld tragen zur pessimistischen Stimmung bei. Die Erwartungen hinsichtlich zukünftiger Exit-Möglichkeiten fielen deutlich um 16,6 Punkte auf -22,3 Saldenpunkte.
Stimmen aus der Branche
Dr. Georg Metzger, Senior Economist bei KfW Research, kommentierte die Lage:
„Das Geschäftsklima im deutschen Private-Equity-Markt ist erneut deutlich zurückgegangen und ist nun so schlecht wie auf dem Tiefpunkt nach der Zinswende. Überraschend ist, dass das neuerliche Stimmungstief mit den ersten Leitzinssenkungen zusammenfällt, da sich die Stimmung bei Zinssenkungen typischerweise aufhellt. Anscheinend war die Verbesserung des Finanzierungsumfelds nicht ausreichend, um die aktuellen Schwächen bei Dealflow und Exits auszugleichen.“
Ähnlich äußerte sich Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK:
„In diesem Quartal verzeichnen wir bei Geschäftsklima, -lage und -erwartung sogar noch stärkere Einbrüche als in der ersten Jahreshälfte. Es bleibt zu hoffen, dass die Leitzinssenkungen nachhaltig doch noch einen positiven Einfluss auf die Investitionslage haben. Entgegen den positiven Signalen, die wir vereinzelt aus dem Markt vernehmen, sehen wir leider nicht die im Vorquartal erhoffte Erholung des Private-Equity-Geschäftsklimas.“
Das German Private Equity Barometer wird vierteljährlich von KfW Research, dem BVK und dem DBVN erstellt. Es basiert auf den Einschätzungen von Beteiligungsgesellschaften, die sich auf mittelständische Unternehmen fokussieren. Der Indikator kombiniert Bewertungen der aktuellen Geschäftslage und der Erwartungen für die kommenden sechs Monate. Positive Werte deuten auf ein überdurchschnittliches Klima hin, während negative Werte unterdurchschnittliche Stimmungen widerspiegeln. Das BVK repräsentiert die deutsche Beteiligungsbranche und setzt sich für bessere Rahmenbedingungen sowie den Zugang zu Kapital ein. Das Deutsche Börse Venture Network ist seit 2015 eine zentrale Plattform für Wachstumsfinanzierungen in Europa und umfasst über 200 Unternehmen und 450 Investoren.