Gerry Weber erneut insolvent

Foto: © Alexander Limbach_AdobeStock

Der westfälische Modehersteller Gerry Weber hat erneut Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Das Amtsgericht Bielefeld genehmigte den Antrag und bestellte Lucas Flöther als Sachwalter. Es ist bereits die dritte Insolvenz des Unternehmens innerhalb von sechs Jahren. Bereits 2019 geriet Gerry Weber in finanzielle Schwierigkeiten und musste Insolvenz anmelden. Damals übernahmen Investoren das Unternehmen, doch der Neustart hielt nicht lange. Im Jahr 2023 folgte eine weitere Insolvenz, in deren Folge über 100 Filialen geschlossen und zahlreiche Arbeitsplätze abgebaut wurden. Trotz dieser Maßnahmen konnte sich das Unternehmen nicht nachhaltig stabilisieren. Bei der erneuten Insolvenzanmeldung sind nun 230 Beschäftigte betroffen. Der Geschäftsbetrieb in den 32 eigenen Shops und elf Outlets soll jedoch fortgesetzt werden. Ein neuer Eigentümer wird laut einer Mitteilung des Unternehmens gesucht, und erste Gespräche würden bereits laufen.

Die wirtschaftlichen Probleme von Gerry Weber sind Teil einer größeren Krise in der Modebranche. Restrukturierungsexperte Christian Gerloff, der in die Geschäftsführung berufen wurde, nennt in einem Pressestatement vor allem das schwache Konsumklima als Grund für die erneute Schieflage. Verbraucher kaufen weniger Mode, und der Fachhandel reduziert seine Bestellungen. Zudem machten hohe Kosten für Energie, Mieten und Löhne den Unternehmen zu schaffen. Auch ein schwaches Weihnachtsgeschäft und Zahlungsausfälle von Vertriebspartnern sollen zur finanziellen Notlage beigetragen haben.

Modebranche unter Druck

Die Insolvenz von Gerry Weber ist kein Einzelfall. In den vergangenen Monaten meldeten auch Galeria, Esprit und Sinn Insolvenz an. Viele Unternehmen leiden unter den veränderten Einkaufsgewohnheiten der Kunden. Der stationäre Modehandel hat sich von den Einbrüchen der Corona-Pandemie noch nicht vollständig erholt. Gleichzeitig setzen Online-Händler die klassischen Geschäfte unter Druck. Laut dem Branchenverband BTE erwarten nur ein Drittel der Modehändler in diesem Jahr ein Umsatzwachstum. Viele Händler stehen weiter unter erheblichem wirtschaftlichem Druck, und Experten rechnen mit weiteren Insolvenzen.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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