In Hillesheim, einer kleinen Stadt in Rheinland-Pfalz, steht eine mittelständische Erfolgs-geschichte vor einem neuen Kapitel. Die WBH Water GmbH, ein etablierter Spezialist für den Bau und die Modernisierung von Trink- und Abwasseranlagen, hat mit der Berliner KF-Unternehmensgruppe einen neuen Eigentümer gefunden. Die Transaktion wurde von der M&A-Beratungsboutique Nachfolgekontor begleitet, die damit ihre Branchenkompetenz im Umwelttechniksektor unterstreicht.
Nach Jahrzehnten erfolgreicher Unternehmensführung beschlossen die bisherigen WBH-Gesellschafter Christoph Klein, Hans-Peter Klein und Kai Blech, ihr Unternehmen in neue Hände zu geben. Ihr Nachfolger ist kein Unbekannter in der Branche: Die Berliner KF-Unternehmensgruppe, die sich weltweit auf Umwelttechnologien spezialisiert hat, übernimmt WBH und integriert sie in ihr wachsendes Netzwerk. „Wir haben lange überlegt, wie wir die Zukunft unseres Unternehmens sichern können“, erklärt Christoph Klein. „Unsere Arbeit ist nicht nur ein Beruf, sondern eine Verantwortung – gegenüber unseren Kunden, unseren Mitarbeitern und natürlich auch der Umwelt.“
Eine Lösung wurde mit Unterstützung der M&A-Beratungsboutique Nachfolgekontor gefunden. Die Spezialisten für Unternehmensnachfolgen im Mittelstand begleiteten den Verkaufsprozess und fanden mit der KF-Unternehmensgruppe einen strategischen Investor, der nicht nur wirtschaftliches Interesse, sondern auch Expertise im Bereich Wasser- und Umwelttechnik mitbringt.
Vom Familienbetrieb zum Teil einer globalen Unternehmensgruppe
WBH Water ist seit Jahren ein verlässlicher Partner für Kommunen, Stadtwerke und öffentliche Institutionen. Mit seinen rund 50 Mitarbeitern deckt das Unternehmen ein breites Spektrum von der Technikfertigung über Modernisierung bis hin zur Wartung von Wasseraufbereitungsanlagen ab. Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist das Know-how im Bereich Maschinen-, Verfahrens- und Elektrotechnik – ein Wissen, das nun in die KF-Unternehmensgruppe einfließt.
Foto: © KF Gruppe
Die KF Gruppe wächst mit der Übernahme auf 20 Tochterunternehmen auf vier Kontinenten. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin ist auf die Vermeidung und Sanierung von Umweltbelastungen spezialisiert und entwickelt Lösungen für Wasser, Luft und Boden. „Mit WBH erweitern wir unser Portfolio gezielt in einem Bereich, der für die Zukunft von großer Bedeutung ist“, sagt Erik Jahn, Geschäftsführer der KF Gruppe. „Der steigende Wasserbedarf, neue regulatorische Anforderungen und die Herausforderungen durch den Klimawandel machen nachhaltige Wasseraufbereitung zu einem Wachstumsmarkt.“
Durch die Integration von WBH stärkt die KF Gruppe ihre Marktposition und Innovationskraft. „Unser Ziel ist es, Stärken zu bündeln und Wissen standortübergreifend verfügbar zu machen“, so Jahn. WBH erweitert die Fertigungstiefe der Gruppe, steigert die Produktionskapazitäten und schafft technologische Synergien. Zudem sorgen gemeinsame Ressourcen für mehr Flexibilität und Sicherheit. Auch die Kapazität für Großprojekte wächst: „Durch Arbeitsgemeinschaften können wir größere und komplexere Aufträge realisieren“, erklärt Jahn. Gleichzeitig verbessern standortübergreifende Einsätze die Reaktionszeit. „So werden wir als Unternehmensgruppe agiler, schlagkräftiger und effizienter.“
Wachstum mit Verantwortung
Die Integration eines Mittelständlers in eine größere Unternehmensgruppe ist ein sensibler Prozess. Für die langjährigen Eigentümer von WBH war es wichtig, dass ihre Mitarbeiter und der Standort eine Perspektive haben. Drei zentrale Bedingungen hätten bei den Überlegungen zur Nachfolgeregelung im Fokus gestanden: die Fortführung der Geschäfte, der Erhalt von Standort und Belegschaft sowie die Fähigkeit, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen.
Foto: © WBH Water GmbH
“Ein Verkauf bedeutet nicht nur Abschied, sondern auch Verantwortung“, betont Klein. „Wir wollten einen Partner, der unsere Werte teilt und das Unternehmen weiterentwickelt.“
Bei der KF Gruppe verfolgt man klare langfristige Ziele für die Weiterentwicklung von WBH. Vorrangig gehe es darum, die Stabilität des Unternehmens zu sichern und seine Marktposition weiter auszubauen, betont Geschäftsführer Jahn. Gleichzeitig soll die Zugehörigkeit zur KF Gruppe den Bekanntheitsgrad von WBH steigern sowie den Zugang zu neuen Kunden und Projekten erleichtern. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Wissenstransfer innerhalb der Unternehmensgruppe, um Synergien zu nutzen und technologische Innovationen voranzutreiben.
Diese Entwicklungsmöglichkeiten sieht auch Nachfolgekontor, das in den vergangenen Jahren zahlreiche M&A-Transaktionen in der Umwelttechnik begleitet hat. „Der Markt verändert sich rasant. Das zunehmende Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltschutz treibt die Aktivitäten in dieser Branche signifikant voran“, sagt Sebastian Wissig, verantwortlicher Partner für die Transaktion. „Die Wasseraufbereitung spielt eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel, und Unternehmen mit innovativen Lösungen sind gefragt. Mit KF haben wir einen idealen neuen Eigentümer für WBH gefunden, der das Unternehmen nachhaltig weiterentwickeln wird.“
Ein Modell für die Zukunft?
Der Fall WBH Water zeigt, wie ein geordneter Generationswechsel gelingen kann. Während in vielen mittelständischen Unternehmen die Nachfolgesuche zur Zerreißprobe wird, beweist dieser Deal, dass mit der richtigen Strategie ein nachhaltiger Übergang möglich ist. Für die KF-Unternehmensgruppe ist die Übernahme ein wichtiger Schritt zur Stärkung ihres Kerngeschäfts – und für WBH eine neue Chance, mit einem starken Partner an der Seite die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.
„Ein strategischer Käufer bot die beste Lösung“
Interview mit Sebastian Wissig, Projektleiter, Nachfolgekontor GmbH
Unternehmeredition: Welche spezifischen Herausforderungen haben sich bei der Vermittlung dieser Transaktion ergeben?
Sebastian Wissig: Eine Besonderheit lag in der Zusammenarbeit mit drei Gesellschaftern, die unterschiedlich ins operative Geschäft eingebunden waren. Dank klarer Rollenverteilung und eines zentralen Ansprechpartners verlief die Abstimmung reibungslos, meist per Videokonferenz aufgrund der geografischen Entfernung.
Herausforderungen wie der Standort in der Eifel und das Fehlen eines internen Nachfolgers wurden durch die Bereitschaft der Verkäufer, das Geschäft übergangsweise weiterzuführen, erfolgreich gemeistert. Der Fachkräftemangel, der den Verkauf unter anderem motivierte, führte zur Wahl eines starken Käufers, der durch Employer Branding die Attraktivität für Fachkräfte steigern kann. Das ist übrigens ein immer häufiger auftretendes Motiv für Veräußerungen von kleinen mittelständischen Unternehmen.
Welche Trends beobachten Sie derzeit bei Nachfolgeregelungen im Mittelstand, insbesondere in der Umwelttechnik?
Umwelttechnikunternehmen schließen sich zunehmend größeren Gruppen an, um attraktiver für Fachkräfte zu bleiben und Verwaltungsaufwand zu reduzieren. Regulatorische Anforderungen wachsen, und viele Mittelständler suchen Partner, die ihnen diese Last abnehmen. Zudem herrscht Unsicherheit über die kurz- und mittelfristige Rentabilität längst notwendiger Investitionen in IT-Sicherheit und Nachhaltigkeit. Während sich Familienunternehmen oft zurückhalten, um den kurzfristigen Cashflow nicht zu sehr zu belasten, investieren langfristig orientierte Käufer gezielt in die Umwelttechnik, denn es ist sicher, dass steigende Regulierungen und der Klimawandel die Nachfrage antreiben – offen ist nur, wann sich das in vollem Umfang monetarisiert. Ein weiterer, branchenunabhängiger Trend: Verkäufer werden jünger und geben die Verantwortung früher ab, bleiben aber oft als Geschäftsführer oder mit einer Minderheitsbeteiligung an Bord. Käufer fokussieren sich zunehmend auf nachhaltige Unternehmen, insbesondere in der Wasser- und Abwasseraufbereitung, die international an Bedeutung gewinnt.
Wie unterscheidet sich der Verkauf an einen strategischen Investor von anderen Nachfolgelösungen, beispielsweise einem Management-Buy-out (MBO)?
Ein strategischer Investor bringt oft Synergien und Strukturen mit, was größere Veränderungen, aber auch einen höheren Kaufpreis bedeuten kann. Ein MBO bietet mehr Kontinuität, scheitert aber häufig an der Finanzierung oder am fehlenden Interesse der Mitarbeiter am Unternehmertum. Ein Management-Buy-in (MBI) ist zwar eine Alternative, doch Standortpräferenzen, fehlendes technisches Know-how und restriktive Kreditvergaben erschweren solche Übernahmen. Da ein MBO/MBI oft keine grundlegenden Herausforderungen löst, war für WBH ein strategischer Käufer die naheliegendste Wahl.
Herr Wissig, wir danken Ihnen für das aufschlussreiche Gespräch!
Das Interview führte Eva Rathgeber.
👉 Diese Fallstudie ist auch in der Unternehmeredition 1/2025 mit Schwerpunkt “Unternehmensnachfolge” erschienen.
KURZPROFILE
KF Gruppe
Gründungsjahr: 1948
Firmensitz: Berlin
Branche: Umwelttechnologie
Mitarbeiterzahl: 400
Umsatz: 60 Mio. EUR
Webseite: www.kf-gmbh.com
WBH Water
Gründungsjahr: 1947
Firmensitz: Hillesheim
Branche: Anlagenbau
Mitarbeiterzahl: 40
Umsatz: 10 Mio. EUR
Webseite: www.wbhwater.de