Wie bei keiner Generation vor ihr wird der Eintritt der Generation Z in die Arbeitswelt kontrovers diskutiert. Unternehmen müssen die Bedürfnisse der jungen Beschäftigten ernst nehmen, wenn sie im „War for Talents“ bestehen wollen. Was gilt es dabei zu beachten?
Der Arbeitsmarkt verändert sich derzeit grundlegend. Während sich die Baby Boomer allmählich in die Rente verabschieden, startet die Generation Z – geboren zwischen 1995 und 2010 – ins Arbeitsleben. Allein in Deutschland sind das rund 11 Millionen junge Menschen, die 13% der Bevölkerung ausmachen. Ihnen wird nachgesagt, besonders wertebewusst zu handeln, einen großen Fokus auf die eigene Work-Life-Balance zu legen und tradierte Normen und Vorgehensweisen zu hinterfragen.
War for Talent verschärft sich
Auch wenn sich ihre Ideale und Erwartungen von denen ihrer Vorgänger zu unterscheiden scheinen, steht eines fest: Die Gen Z wird auf dem Arbeitsmarkt bereits händeringend gesucht. Laut Institut der Deutschen Wirtschaft wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bis 2035 um drei Millionen Menschen schrumpfen. Stellen Rentnerinnen und Rentner heute noch den kleinsten Teil der Bevölkerung dar, werden sie in zehn bis 15 Jahren den größten Anteil ausmachen. Gleichzeitig gehen die Geburtenraten zurück – der Stellenmarkt wird jedoch nicht kleiner, im Gegenteil.
Vor diesem Hintergrund nimmt der „War for Talent“ an Fahrt auf. Unternehmen ringen um eine Generation, die nicht nur zahlenmäßig kleiner ist, sondern auch ein neues Set an digitalen Kompetenzen mitbringt, das bereits heute dringend benötigt wird und angesichts der Anforderungen der Wirtschaft von morgen unerlässlich ist. Wenn Unternehmen die Bedürfnisse der Gen Z verstehen und ernst nehmen, können sie nicht nur offene Stellen besetzen, sondern auch Kompetenzlücken schließen und vom Wissen der jungen Arbeitnehmenden profitieren, um sich zukunftsfähig aufzustellen.
Neue Generation, neue Werte
Traditionelle Anreize wie ein Dienstwagen oder schnelle Beförderungen sind für Angehörige der Gen Z nicht mehr die ausschlaggebenden Faktoren bei der Jobwahl. Vielmehr steht bei ihnen Flexibilität hinsichtlich der Arbeitsplatz- und Arbeitszeitgestaltung hoch im Kurs. Dies bestätigte 2023 auch eine Umfrage der schwedischen Personalberatung Academic Work unter 12.107 jungen Beschäftigen in sechs Ländern. Demnach ist für neun von zehn der deutschen Befragten die Option für Homeoffice wesentlich. Nur 6% sagten, sie arbeiteten lieber im Büro. 7% gaben sogar an, Stellenangebote abzulehnen, die eine starre Büropräsenz voraussetzen. Letzteres unterstreicht zugleich die Bereitschaft der Beschäftigten, für ihre Überzeugungen einzustehen.
Darüber hinaus sucht die Gen Z Arbeitgeber, die ihre Werte und Ziele teilen und ihr persönliches Wohlbefinden ernst nehmen. Die Zugehörigen möchten aktiv dazu beitragen, die Welt zu verbessern, und setzen sich leidenschaftlich für Werte wie Umwelt, Klima, Nachhaltigkeit und Diversität ein. Zudem ist ihnen Sinn bei der Arbeit wichtig.
Auf diese Aspekte sollten Unternehmen bei ihrer Bewerberansprache eingehen:
1. Internationale Erfahrungen ermöglichen
Die nach 1995 Geborenen sind in einer Welt aufgewachsen, die global vernetzt ist. Sie schätzen internationale Erfahrungen als Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern und interkulturelle Kompetenzen aufzubauen. Das gilt auch für das Arbeiten in global aufgestellten Unternehmen, wie der Global Growth Report von G-P zeigt: Diesem zufolge sind 84% der Gen Z-Mitarbeitenden der Auffassung, dass ihnen Unternehmen mit Teammitgliedern aus verschiedenen Ländern bessere Entwicklungschancen bieten. Die Gen Z wünscht sich ein Arbeitsumfeld, das es ihnen erlaubt, über den Tellerrand zu blicken.
2. Transparent und klar kommunizieren
Klare und offene Kommunikation ist den Young Professionals sehr wichtig. Dem Global Growth Report zufolge sehen 41% Transparenz als eine der wichtigsten Führungskompetenzen an. Ehrliches Feedback sollte daher ebenso an der Tagesordnung sein wie klare Informationen zu Leistungsbeurteilungen, Erwartungen und Aufstiegsmöglichkeiten. Dies ist die Basis für eine Kultur von Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung. Eine solche Atmosphäre stärkt sowohl die Mitarbeiterbindung als auch Motivation und Leistungsbereitschaft im Team.
3. Diversität in Führungspositionen fördern
Diversität im Management hat für die Gen Z einen hohen Stellenwert. Ein vielfältig besetztes Führungsteam signalisiert eine integrative Unternehmenskultur, die Mitarbeitenden unabhängig von ihrem Hintergrund die gleichen Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Zugleich sehen die Young Professionals darin ein Zeichen, dass sich ein Unternehmen für eine faire Karriereentwicklung engagiert. Die Förderung von Diversität in Führungspositionen stellt zugleich einen wichtigen Schritt in Richtung Chancengleichheit dar, der die Arbeitswelt insgesamt voranbringt.
4. Innovative Unternehmenskultur etablieren
Die Gen Z ist in einer Zeit aufgewachsen, die von rasantem technologischen Fortschritt geprägt war. Sie wurde digital sozialisiert und erkennt entsprechende Marktpotenziale schneller als ältere Generationen. Entsprechend möchte sie für Arbeitgeber arbeiten, die digitale Innovationen vorantreiben – denn Unternehmen, die offen für Neues sind, bieten oft größere Wachstumschancen. Für Arbeitgeber bedeutet das, sie sollten sich dem Fortschritt nicht verschließen, sondern eingefahrene Vorgehensweisen hinterfragen und sich neuen Vorschlägen öffnen. Eine zukunftsgewandte, agile Organisationskultur hilft zudem, sich auf dynamische Geschäftsumfelder einzulassen.
5. Wachstum ermöglichen
Permanentes Lernen und stetige Weiterentwicklung gehören für junge Arbeitnehmende einfach dazu. Arbeitgeber kommen diesem Wunsch nach, indem sie klare Karrierepfade aufzeigen und regelmäßige Weiterbildungen ermöglichen. Wichtig ist, dass diese auf den individuellen Bedarf zugeschnitten sind. So fördern sie nicht nur die intrinsische Motivation ihrer Teams, sondern steigern auch ihr Engagement und ihre Produktivität. Zudem drückt diese Investition in das Personal Wertschätzung aus, was Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit steigert.
FAZIT
Beachten Arbeitgeber diese Punkte, gewinnen sie nicht nur neue Talente für sich, sondern sichern sich auch einen Wettbewerbsvorteil. Mit dieser Weichenstellung gestalten Unternehmen auch aktiv die Arbeitswelt von morgen mit.
Laura Maffucci
Laura Maffucci ist Head of HR bei G-P, dem Pionier und Marktführer der globalen Beschäftigungsbranche.