Die Kreditinstitute heizen den Trend weiter an, da für sie Akquisitionsfinanzierungen lukrativer und margenträchtiger – gleichzeitig aber auch risikoreicher – sind als etwa das klassische Firmenkundengeschäft. So liefern sich Banken aus dem In- und Ausland einen harten Wettbewerb um attraktive Transaktionen und treiben die Kaufpreise sogar selbst nach oben, um ins Geschäft zu kommen. Sie drängen die Finanzinvestoren, höhere Preise für ein Unternehmen zu bieten, um den Zuschlag zu erhalten – und sichern die Fremdfinanzierung des höheren Kaufpreises zu. “Diese Mixtur aus dem Anlagedruck der Eigenkapitalinvestoren und einem aggressiveren Verhalten der Banken, die daran teilhaben möchten, hat schon eine enorme Preisspirale in Gang gesetzt”, meint Dr. Klaus Weigel von WP Board & Finance.
Steigende Schuldenlast der Unternehmen
Öffentliche Brisanz erhält das Thema LBO häufig dadurch, dass die von Finanzinvestoren übernommenen Unternehmen die Schulden aus dem Kaufpreis plus Zinsen selbst zurückzahlen müssen. Das ist in wirtschaftlich positiven Zeiten prinzipiell kein Problem – denn im Regelfall werden LBOs nur bei erfolgreichen Firmen durchgeführt, die über einen entsprechenden Cashflow verfügen und die Zahlungen leisten können. Gerd Bieding, Geschäftsführer und Partner der Close Brothers GmbH, sieht die Verbindlichkeiten im Normalfall aus Unternehmenssicht sogar als motivierenden Faktor: “Der hohe Fremdkapitalanteil ist ein nützlicher Mechanismus, weil er zu Disziplin zwingt. Unternehmen, die aus Konzernen herausgelöst wurden, haben häufig erst durch den Druck der Verschuldung gelernt, den Cashflow in den Mittelpunkt zu rücken und effizienter zu arbeiten. Nicht passieren darf, dass die hohe Verschuldung Zukunftsinvestitionen verhindert und das Unternehmen dabei beschränkt wird, seine Kernkompetenzen langfristig zu sichern. Das ist kritisch, dann ist ein hoher Fremdkapitalanteil kontraproduktiv”, so Bieding.
Je höher der Kaufpreis und der Fremdkapitalanteil – beides bewegt sich gegenwärtig auf hohem Niveau -, desto schwerer ist aber auch die Schuldenlast auf den Schultern des Unternehmens. Es gab bereits Automobilzulieferer – Kiekert oder TMD Friction -, die in Schwierigkeiten geraten sind, weil der Fremdfinanzierungsteil zu groß war und die Umsatz- und Gewinnschätzungen zu optimistisch geplant wurden. Bisher handelt es sich bei diesen Problemfällen noch um Ausnahmen, für die Zukunft sehen Experten die Gefahr einer Überhitzung. “Das ist eine Entwicklung, die man sorgfältig beobachten muss. Solange wir in konjunkturell ruhigem Fahrwasser sind, wird die Blase nicht platzen. Doch wenn es zu einem konjunkturellen Abschwung kommt, laufen Unternehmen, die hoch geleveraged sind, Gefahr, ihren Zins- und Tilgungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen zu können”, sagt der Hannover Finanz-Vorstandsvorsitzende Hertz-Eichenrode. Das sieht Dr. Klaus Weigel ähnlich: “Wer jetzt mit seinen Cashflow-Prognosen zu optimistisch plant, wird möglicherweise in zwei Jahren auf dem falschen Fuß erwischt, wenn die Konjunktur etwas flacher verläuft”.