Trotz Nullzinsen bleiben Aktienkäufe rar. Fondsmanager Rainer Lemm geht den umgekehrten Weg – muss er auch. Er verwaltet den Aktienfonds Spängler Family Business Trust, der in Aktien von Familienunternehmen investiert.
Unternehmeredition: Herr Rainer Lemm, Wie zufrieden sind Sie mit der Performance Ihres Fonds in den vergangenen zwölf Monaten?
Rainer Lemm: Eher unzufrieden. Wir sind zwar besser als unsere Benchmark, der Stoxx 600. Weil wir eher in kleinere und mittlere Unternehmen investieren, hat uns der Markt jedoch abgestraft, obwohl unsere Titel im Fonds eigentlich eine geringere Schwankungsbreite haben sollten.
Nach welchen Kriterien suchen Sie diese aus?
Wir haben eine Grundmenge von 500 guten Familienunternehmen aus Europa. Aufnehmen können wir lediglich Titel, die mindestens zu 30 Prozent in Familienhand liegen Wir machen dadurch unser Universum zwar etwas kleiner, allerdings stärken wir so den Anteil der „Family-Business-Qualität“. Diese beruht auf den Grundpfeilern der langfristigen Unternehmensstrategie, einer hohen Eigenkapitalquote und der Identität von Eigentümer- und Managerinteressen.
Ist denn der Hype um Familienunternehmen abgeebbt?
Das kann ich nicht erkennen. Das mediale Interesse ist groß, und ein richtiger Hype ist es auch nicht, weil in den Fonds nicht übermäßig viel Geld investiert ist.
Bei den Zuflüssen hat sich in der Tat wenig getan. Warum?
Das hat vor allem mit der allgemeinen Angst vor Aktien zu tun. Makroökonomisch sind wir am Ende eines langen Zyklus angekommen. Die Märkte sind gut gelaufen, und es gibt großen wirtschaftlichen und politischen Gegenwind. Trotz Nullzinsen kaufen viele Leute wegen fehlender Risikoneigung keine Aktien.
Wie stark sind Sie aktuell investiert?
Wir sind voll investiert. Wie Otto Rehagel schon sagte: Geld schießt keine Tore. Das gilt auch hier. Oder wie Investmentlegende Kostolany formulierte: Wer die Aktien nicht hat, wenn sie fallen, der hat sie auch nicht, wenn sie steigen. Und man sollte die richtigen Aktien haben, was wir mit unserem qualitativen Auswahlprozess sicherstellen wollen.
Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.