„Fleiß, preußische Tugenden und ein Quäntchen Glück“

Das konnte sich Jörg Woltmann nicht vorstellen: 2005 drohte die Königliche Porzellan-Manufaktur, kurz KPM, in die Hand von ausländischen Investoren zu gehen. Da blutete dem gelernten Banker und waschechten Berliner das Herz. Eine Woche lang dachte er nach und besprach sich mit seiner Familie. Dann kaufte er eine der besten Porzellanmanufakturen der Welt. Im Interview spricht der unkonventionelle  Geschäftsmann über sein Alltagsgeschäft und Zukunftspläne.

Wie sieht es mit Kunden aus dem Ausland aus?

Service von KPM (© Königliche Porzellan-Manufaktur GmbH)
Service von KPM: Woltmann möchte die Tisch- und Porzellankultur wieder aufleben lassen. (© Königliche Porzellan-Manufaktur GmbH)

Die sind im obersten Preissegment angesiedelt. Sie legen Wert auf höchste Qualität und kaufen meist hochdekorierte Stücke. Zum Beispiel wurden nach Taiwan 5 Vasen für jeweils 130.000 Euro verkauft. Das ist in Deutschland nur schwer möglich. Die Auslandsmärkte sind deutlich größer als der heimische Markt.

Mit Ihren jetzigen Kapazitäten haben Sie ihr weiteres Wachstumspotenzial im Ausland auf zwei bis drei Jahre geschätzt. Wie geht es danach weiter?

Vielleicht sind es auch weniger. Dann müssen wir überlegen, was wir machen, vielleicht neue Meistermaler einstellen. Aber mit der jetzigen Kapazität wird es auf keinen Fall länger gehen. Wir wollen aber auch in Deutschland unsere Service, Vasen und Skulpturen verkaufen, da sind durchaus noch Kapazitäten frei. Dafür wollen wir eben die Tischkultur fördern. Ein mit KPM gedeckter Tisch ist schon etwas Besonderes. Hinter den Produkten steckt immer eine Geschichte. Unser meistverkauftes Service, das Kurland, existiert seit 225 Jahren. Welches Unternehmen kann so etwas von sich behaupten?

Villeroy Boch hat auch ein Dekor von 1770. Würden Sie das Unternehmen auch als Ihren größten Konkurrenten bezeichnen? 

Nein, Villeroy Boch ist ein Porzellanhersteller, wir sind eine Manufaktur. Das ist etwas komplett Anderes. 85 Prozent unserer Produkte sind handgemacht.

Sie haben 40 Mio. Euro in die Manufaktur investiert. Woher kam das Geld?

Aus meinem Privatvermögen.

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